Unter Hochspannung: 8000 Aniliner wollen den Brückenstrompreis

Kundgebung bei BASF vorm Stammwerk Ludwigshafen

Schrille Pfiffe, Tröten und Vuvuzelas – schon von weitem sind sie zu hören, überall sind Plakate mit dem Aufdruck „Brückenstrompreis jetzt“ zu sehen... Mehr als 8000 Beschäftigte der BASF sind heute auf die Straße gegangen, um sich  bei der Kundgebung der IGBCE für den Brückenstrompreis stark zu machen.

Kundgebung für einen Brückenstrompreis in Ludwigshafen

Bei einer Kundgebung vor dem BASF-Werk in Ludwigshafen forderten 8000 Teilnehmer einen Brückenstrompreis für energieintensive Industrien.

Foto: © Marcus Schwetasch

„Es geht hier darum, unsere Arbeitsplätze zu erhalten. Die großen Unternehmen müssen endlich entlastet werden, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Denn nur, wenn es den Unternehmen gut geht, geht es uns allen gut“, sagt Thomas Meeß, der seit über 30 Jahren in der BASF beschäftigt ist. Der BASFler gibt damit das Stimmungsbild vieler wieder, die zur Kundgebung gekommen sind. Dicht an dicht stehen die Beschäftigten vor der Bühne, viele tragen rote Base Caps mit dem Aufdruck „Wir wehren uns“. „Endlich wehren wir uns“, sagt da auch gerade weiter vorne ein Teilnehmer zu seinem Kollegen, der zustimmend nickt. „Die hohen Energiekosten betreffen uns alle. Ich bin hier, damit etwas getan wird, um unsere Arbeitsplätze zu sichern“, betont Andreas John. So wie ihm geht es vielen heute. Die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes ist auch im Stammwerk der BASF in Ludwigshafen angekommen. Die Aniliner stehen unter Hochspannung. Sie wollen, dass die Politik endlich handelt.

Ein Signal in Richtung Bundesregierung

Als IGBCE-Bezirksleiter Gunther Kollmuß die Bühne betritt, wird es ruhig. „Ich bin überwältigt von diesem Bild, das sich mir von der Bühne herunter bietet. Ein Meer aus roten Kappen und Fahnen. 8000 Teilnehmer sind hier, das ist super. Wir setzen hiermit ein klares Signal an die Bundesregierung für unsere berechtigte Forderung, dass wir den Brückenstrompreis brauchen, damit wir Klarheit für Investitionen hier am Standort haben“, so Kollmuß. Die Menge jubelt und applaudiert gleich dem nächsten Redner zu: Michael Vassiliadis. Der IGBCE-Vorsitzende ist extra aus Hannover angereist, um der Forderung nach einem Brückenstrompreis Nachdruck zu verleihen. Vassiliadis betont, dass hier keine 8000 Menschen zum Feiern zusammengekommen sind: „Sondern ihr und wir sind gekommen, um das Gesicht zu bilden, derjenigen, die jeden Tag für die Energiewende arbeiten und die jetzt erwarten, dass diese Arbeit auch in Zukunft weitergehen kann! Deshalb ist jetzt Handeln gefragt“, sagt Vassiliadis. Er weist in seiner Rede darauf hin, dass die hohen Strompreise eine Belastung für die ganze Gesellschaft geworden sind. Alle sind davon betroffen und für die energieintensive Industrie ist diese Entwicklung sogar existenzgefährdend. „Ein Brückenstrompreis finanziert sich natürlich aus Steuern", räumt Vassiliadis ein: „doch das ist eine Investition, die zurückgezahlt wird. Wenn wir diese Wertschöpfung verlieren, dann geben wir zwar jetzt kein Geld aus, aber wir nehmen auch künftig keins ein."

Michael Vassiliadis spricht auf Kundgebung für den Brückenstrompreis

Der IGBCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis fordert gemeinsam mit den 8000 Teilnehmern der Kundgebung die Einführung eines auf Zeit gedeckelten Brückenstrompreis für die energieintensive Industrie.

Foto: © Marcus Schwetasch

„Berlin, Berlin. Wir fahren nach Berlin!“

Auch der BASF-Betriebsratsvorsitzende Sinischa Horvat betont noch einmal, dass es nicht darum gehe, der BASF Subventionen zuzuschustern, um Gewinne zu maximieren. „Es geht um unsere Arbeitsplätze und um diese werden wir kämpfen“, ruft Horvat der Menge zu. Zustimmende Pfiffe und donnernder Applaus sind die Antwort. Der Betriebsratsvorsitzende erinnert an die vielen Betriebe, die in diesem Jahr aufgrund der Energiekrise schließen mussten und fordert in Richtung Politik, dass für einen Umstieg auf erneuerbare Energien auch die Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden müssen. „Wir zeigen hier mit unserer Veranstaltung, dass wir der Forderung nach einem Brückenstrompreis Nachdruck verleihen. Deswegen haben wir uns hier versammelt und wenn das nicht ausreicht, werden wir uns vors Kanzleramt bewegen“, ruft Sinischa Horvat und die Menge feiert ihn frenetisch dafür. „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“, tönt es aus tausenden von Kehlen. Immer wieder und wieder wiederholt sich das, wie ein Mantra, wie eine Kampfansage in Richtung Bundeshauptstadt. Die 8000 Aniliner beruhigen sich nur langsam und nehmen die Grüße entgegen, die ihnen die Staatssekretärin Heike Raab von der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer übermittelt.

Die Drohung von Sinischa Horvat nach Berlin vors Kanzleramt zu fahren, hat sich in den Köpfen festgesetzt. Als sich die Kundgebung langsam auflöst, erklingt aus allen Ecken das Wort „Berlin“.

„Ich bin dabei, falls es in Richtung Berlin geht. Ich bin jetzt schon gespannt, wie das wirkt, wenn über 400 Busse mit uns an Board vorm Kanzleramt halten“, grinst Beatrix Cunningham. Die Vertrauensfrau hat im Vorfeld viel Werbung für die Kundgebung gemacht und freut sich, dass so viele ihrem Aufruf gefolgt sind. Auch Dorothea Tudor ist mit der Beteiligung der Kolleginnen und Kollegen sehr zufrieden: „Ich bin total zufrieden und finde es toll, dass so viele auf die Straße gehen. Es herrschte eine Bombenstimmung und beim Ruf nach Berlin habe ich gleich aus vollem Herzen mitgebrüllt. Ich bin auf jeden Fall dabei, wenn wir unsere Forderung vors Kanzleramt tragen müssen!“

Bilder von der Kundgebung

Werde Mitglied der IGBCE!
Nur mit dir sind wir eine starke Gemeinschaft

Sind gesellschaftliche Solidarität und soziale Gerechtigkeit zentrale Werte für dich? Dann ist die IGBCE die richtige Gemeinschaft für dich. Gehe jetzt den nächsten Schritt: Werde Mitglied. Wer online beitritt, kann einen Tankgutschein im Wert von 50 Euro gewinnen. Wir freuen uns auf dich!

Weitere Informationen