Das wichtigste Kapital eines Unternehmens sind seine Mitarbeiter und deren wichtigstes Gut ist die Gesundheit. Was kann dir dein Arbeitgeber anbieten und was kannst du tun, um gesund und leistungsfähig zu bleiben?
Egal, in welcher Branche, in welchem Bereich und auf welcher Hierarchieebene: Unsere Arbeitswelt verändert sich. Und zwar immer schneller und tiefgreifender. Die zunehmende Vernetzung schafft neue Möglichkeiten und sorgt zugleich dafür, dass die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben mehr und mehr verwischen. Immer neue technische Möglichkeiten machen lebenslanges Lernen notwendig, weil das Wissen von gestern heute oft schon veraltet ist. Der Modernisierungs- und Kostendruck steigt ebenso wie die Arbeitsbelastung, Unternehmen und Arbeitnehmer müssen immer flexibler sein, durch den demografischen Wandel steigt das Durchschnittsalter der Mitarbeiter.
Diese Veränderungen bringen neue Risiken für die Gesundheit mit sich. Ein Blick auf die Statistik zeigt: In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage pro Jahr von 12 auf 17 gestiegen. Neben orthopädischen Problemen aufgrund von körperlichen Belastungen nehmen bei Arbeitnehmern vor allem psychische Erkrankungen zu: Inzwischen hat rund jede fünfte Krankschreibung seelische Ursachen. Dabei sind die Gesundheit und die Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten ein entscheidender Wettbewerbsvorteil für ein Unternehmen. Ziel des Arbeitgebers sollte also die Erhaltung oder sogar Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustands der Mitarbeiter sein.
Mit einem guten betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) können betriebliche Belastungs- und Beanspruchungssituationen aufgezeigt und hinreichend austariert werden. In Verbindung mit einer umfassenden Gefährdungsbeurteilung bildet das betriebliche Gesundheitsmanagement die Basis dafür, dass alle ihren Beitrag zum Erfolg leisten können – eine Win-win-Situation für das Unternehmen und die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.
Das steigert die Motivation bei der Arbeit und macht das Unternehmen attraktiver, produktiver und so letztlich erfolgreicher. In Tarifverträgen wie beispielsweise „Lebensarbeitszeit und Demografie“ in der chemischen Industrie haben wir als IG BCE bereits eine Grundlage dafür geschaffen. Aber jeder Betrieb hat seine Besonderheiten, jeder Mensch hat mit unterschiedlichen Belastungssituationen und Leistungsvoraussetzungen zu tun. Deshalb muss jeder Betrieb beim Thema Gesundheit seinen eigenen Weg finden.
Wichtig für eine erfolgreiche Gesundheitsförderung ist ein integrierter, ganzheitlicher Ansatz mit konkreten Angeboten und Maßnahmen für eine gesunde Arbeitsumgebung. Eine Schale mit Obst in die Kaffeeküche zu stellen, ist gut und trägt zu einer gesunden Ernährung bei, reicht aber bei Weitem nicht aus. Für die Erhaltung und Förderung der körperlichen Gesundheit bieten sich beispielsweise Pilates, Yoga, Krafttraining, Rückenschule, Inlineskating und Laufkurse an.
Im Gegensatz zu körperlichen Beschwerden sind psychische Belastungen oft kaum zu erkennen. Zudem ist es sehr subjektiv, was ein Mensch als normalen Alltag oder extreme Belastung empfindet. Und so geht jeder Mitarbeiter anders mit Zeitdruck, ständigen Unterbrechungen und langen Arbeitszeiten um. Hat man das Gefühl, ständig über die Grenze der eigenen psychischen Leistungsfähigkeit getrieben zu werden, gerät man in Stress. Wird der chronisch und negativ erlebt, sind körperliche und psychosomatische Symptome wie Verdauungsstörungen, Probleme mit dem Herz-Kreislauf-System, der Immunreaktion usw. die Folge. Permanenter Stress kann die psychische Gesundheit gefährden und Depressionen sowie Burn-out begünstigen.
Was kannst du als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter dagegen tun? Als erste Maßnahme prüfe deine aktuelle Situation am Arbeitsplatz. Dafür findest du einen Schnelltest in unserer Broschüre „Psychische Belastungen“. Schreibe dann besonders belastende, aber auch positive Aspekte deiner Arbeit auf. Mit dieser Analyse ermittelst du den Istzustand und legst die Basis für einen möglichen Sollzustand. So kannst du einschätzen, ob Handlungsbedarf zur Veränderung psychisch belastender Einflussfaktoren besteht. Als Drittes wählst du die für dich wichtigsten Aspekte aus und besprichst mit Kolleginnen und Kollegen erste Ideen, Vorschläge und mögliche gemeinsame Maßnahmen zur besseren Gestaltung der Arbeitsbedingungen und Verbesserung der Work-Life-Balance. Anschließend wendest du dich an die Vertrauensleute oder den Betriebsrat, um gemeinsam mit ihnen gesundheitsfördernde Maßnahmen zu besprechen und umzusetzen. Auch die Expertinnen und Experten der IG BCE (abt.arbeitspolitik@igbce.de) stehen dir für Informationen und eine Beratung zur Verfügung. Wenn es noch kein BGM in deinem Unternehmen gibt, sind diese Maßnahmen vielleicht der erste Schritt dahin.
Weitere Informationen findest du auch in unseren Broschüren: