IGBCE-Umfrage

Industriebeschäftigte befürchten Jobverluste durch Energiekrise

Die angespannte Lage in den energieintensiven Industrien verunsichert die dort Beschäftigten massiv. Nach einer aktuellen Umfrage der Industriegewerkschaft IGBCE unter ihren Mitgliedern macht sich nahezu jede*r Zweite (47 Prozent) große oder sehr große Sorgen, dass die derzeitige Situation zu Jobverlusten in der Industrie führen könnte.

Strommasten
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Sogar 60 Prozent der Befragten sehen eine große oder sehr große Gefahr, dass durch die schwierige Versorgungslage und die hohen Preise bei Energie und Rohstoffen Produktionsketten reißen könnten und die Industrie von der Krise in voller Breite erfasst wird. Jede*r vierte Befragte (24 Prozent) gab an, im eigenen Betrieb sei die Produktion bereits zurückgefahren worden, für weitere 44 Prozent ist dies „nur eine Frage der Zeit“. Weitere 6 Prozent halten ihren Standort bereits für akut gefährdet.

„Die Industrie hat ihren Gasverbrauch reduziert, wo es nur ging. Das ist richtig und wichtig, weil wir nur mit Einsparungen eine Gasmangellage werden vermeiden können“, sagt Michael Vassiliadis, Vorsitzender der IGBCE und Co-Vorsitzender der Gaskommission. „Gleichzeitig gilt es zu verhindern, dass die Unternehmen jetzt Fakten schaffen und die Krise ganz profan für dauerhafte Produktionsverlagerungen nutzen.“ 
Der IGBCE-Vorsitzende fordert: „Es ist nicht die Zeit für Standortflucht. Es ist die Zeit, in der die Wirtschaftseliten ihre Verantwortung, Kompetenz und Innovationsfähigkeit für den Standort Deutschland in einer historischen Krise beweisen können. Produktionsverlagerungen wären ein Versagen vor der Herausforderung."
Gefragt sei auch die Politik. Gerade nach den Entscheidungen der USA, die Transformation ihrer Wirtschaft massiv zu fördern, müssten auch die deutsche und europäische Politik handeln. „Fairness in den globalen Handelsbeziehungen einzufordern, ist das Eine. Mutige Industrie- und Innovationsförderung vor der eigenen Haustür ist das Notwendige. " 

An der Umfrage beteiligten sich in den Monaten Oktober/November mehr als 3600 IGBCE-Mitglieder aus den Branchen Chemie/Pharma, Kunststoff/Kautschuk, Energiewirtschaft, Papier-, Glas- und Keramikindustrie.

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Die aktuelle Energiekrise ist eine Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Wir müssen jetzt mit aller Kraft daran arbeiten, unabhängig von russischen Energieimporten zu sein. Die IGBCE hat deshalb die Kampagne "Zeitenwende gestalten" gestartet, um unsere Beschäftigten und unser Branchen bei der Bewältigung der Konsequenzen auf allen Ebenen aktiv zu unterstützen. Hilfe gibt es auch beim Energiesparen: Exklusiv für IGBCE-Mitglieder führt die Verbraucherzentrale kostenlose Online-Energieberatungen durch.

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