Deutscher Betriebsrätetag

Evonik und BASF erhalten Betriebsräte-Preis

Besondere Ehrung: Betriebsratsgremien von Evonik und BASF aus dem Organisationsbereich der IGBCE erhalten eine  Auszeichnungen beim Betriebsrätetag in Bonn.

Deutscher Betriebsräte-Preis für Evonik

Der Gesamtbetriebsrat von Evonik Industries gewann den Sonderpreis für „Mobiles Arbeiten“. 

Foto: © Deutscher BetriebsräteTag

Zum 14. Mal in Folge hat in Bonn die bundesweit bedeutendste Auszeichnung für Betriebsräte stattgefunden. Nach zwei Jahren konnte die Verleihung endlich wieder ohne Einschränkungen im altehrwürdigen Bonner Plenarsaal stattfinden. Mehr als 1.000 Teilnehmer*innen diskutierten über die Zukunft der Betriebsratsarbeit in Deutschland.

Auch in diesem Jahr haben sich wieder engagierte und aktive Betriebsratsgremien für den deutschen Betriebsräte-Preis beworben. Aus mehr als 62 Bewerbungen hatte die Jury Ende Mai zwölf Arbeitnehmervertretungen ausgewählt. Sie spiegeln das wider, was in Unternehmen und Interessenvertretungen derzeit ganz oben auf der Agenda steht: Standortsicherungen, Betriebsvereinbarungen zu Ausbildungsthemen, mobiler Arbeit und Homeoffice, Arbeitszeitmodelle, außertarifliche Beschäftigung, Inklusion, Gleichstellung und viele weitere Themen. Vertreten waren Gremien aus nahezu allen Branchen und Regionen, darunter viele mittelständische Betriebe, aber auch große und international ausgerichtete Unternehmen. Höhepunkt der Veranstaltung war die Verleihung des Betriebsräte-Preises. Vergeben wurden drei Hauptpreise (Gold, Silber und Bronze) und drei Sonderauszeichnungen.

„Betriebsrätinnen und Betriebsräte leisten wertvolle Arbeit für die Beschäftigten wie für die Unternehmen und Betriebe“, sagte Schirmherr und Bundesminister für Arbeit und Soziales, Hubertus Heil, im Vorfeld der Veranstaltung. „Ihr Engagement verändert regelmäßig die Arbeitsbedingungen und schafft Voraussetzungen für die erfolgreiche Umsetzung der Ziele beider Betriebsparteien."

Der Betriebsrat der BASF Polyurethanes GmbH wurde mit dem Sonderpreis für „Inklusion gestalten“ ausgezeichnet. Das Unternehmen mit Sitz im niedersächsischen Lemförde gehört zu den Markt- und Technologieführern für Polyurethan-Systeme und Kunststoffspezialitäten in Europa. Etwa 1.670 Beschäftigten arbeiten an dem Standort. Das Betriebsratsgremium rund um die Vorsitzende Sabine Craemer-Böcker hat sich für eine umfassende Inklusionsvereinbarung eingesetzt. Das Ziel: die Belastung der Schwerbehinderten und ihnen Gleichgestellten senken, für Entlastung sorgen und Perspektive schaffen. „Wir wollten beispielsweise die Unterstützung von Eltern mit schwerbehinderten Kindern klären. Gleichzeitig wollten wir dem Wunsch der betroffenen Kolleginnen und Kollegen nach zeitlicher Entlastung mit zunehmendem Alter nachkommen“, sagte die Betriebsratsvorsitzende. Dank des Einsatzes des Betriebsrats ist eine Vereinbarung entstanden, die gesundheitlichen Belastungen der betroffenen Kolleg*innen minimiert und sie frühzeitig entlastet. Was ihnen wiederum eine lange Teilnahme am Arbeitsleben ermöglicht. Demnach werden Schwerbehinderte und Gleichgestellte bereits ab 55 Jahren Entlastungen in der Wochenarbeitszeit eingerichtet, für Schichtarbeiter*innen ab 53 Jahren. Schwerbehinderte haben gesetzlichen Freistellungsanspruch von fünf Tagen, bei gleichgestellten Kolleg*innen sind es jetzt mit der Inklusionsvereinbarung zwei Tage. Eltern mit schwerbehinderten Kindern bekommen für begleitende Arztbesuche bis zu sechs Tage Freistellung.

Deutscher Betriebsräte-Preis für BASF

Der Betriebsrat von BASF Polyurethanes wurde mit dem Sonderpreis für „Inklusion gestalten“ ausgezeichnet.

Foto: © Deutscher Betriebsrätetag

Bei der Preisverleihung hielt Isabel Eder, IGBCE-Abteilungsleiterin Mitbestimmung, die Laudatio für den BASF-Betriebsrat. „Mit eurem Einsatz und euren Bemühungen für eine so umfassende Inklusionsvereinbarung habt ihr eindrucksvoll gezeigt, was mit einer Mischung aus Präventionsmaßnahmen, Entlastungszeiten und Qualifizierungsmöglichkeiten für Schwerbehinderte und ihnen Gleichgestellte möglich sein kann“, sagte sie in Richtung der Geehrten und ergänzte: „So sieht das aus, wenn gut vorbereitete Interessenvertretungen an einem Strang ziehen und eine gesetzliche Vorlage mit Leben gefüllt wird. Meinen herzlichsten Glückwunsch zu dieser besonderen Auszeichnung.“

Der Sonderpreis für „Mobiles Arbeiten“ ging an die Evonik Industries AG. Der Gesamtbetriebsrat (GBR) hat eine Gesamtbetriebsvereinbarung zu „Smart Work“ abgeschlossen. Sie regelt unter anderem die Arbeit von zu Hause und unterwegs. Mobiles Arbeiten war bei Evonik auch schon vor der Pandemie Thema. Nur eben nicht in einem solchen Ausmaß. Deshalb ist der GBR auf den Arbeitgeber zugegangen. „Wir wollten dafür sorgen, dass alle, bei denen es der Arbeitsbereich zulässt, außerhalb des betrieblichen Arbeitsplatzes arbeiten können“, sagte Martin Albers, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats von Evonik. „Und zwar unter den gleichen Bedingungen – fair und transparent.“ Unabhängig davon, ob jemand in der Verwaltung, der Technik oder dem Labor arbeite.

Den Abschluss hat der GBR mit cleverer Kommunikation begleitet. Zum Beispiel mit Meldungen, Q&As und einem Video des Gesamtbetriebsratsvorsitzenden im übergreifenden Evonik-Intranet, dem Standortintranet und dem GBR-Intranet. Zusätzlich folgte ein digitaler Newsletter für den Verwaltungsstandort Essen-Campus. Auch bei den digitalen Betriebsversammlungen gab es Q&A-Runden zu dem Thema. Für die Arbeit der Betriebsräte vor Ort wurden neue einheitliche Präsentationsfolien angefertigt. Für die Beschäftigten, die online nicht gut zu erreichen sind, hat der GBR Informationsbroschüren gedruckt. Mit weiterführenden Links gespickt ging eine digitale Ausgabe der Broschüre auch noch per Mail an die gesamte Belegschaft. „Wir wollten deutlich machen, dass all die Benefits keine Unternehmensgeschenke sind, sondern von der Arbeitnehmervertretung erkämpft worden“, sagt Albers. „Es waren die Betriebsräte, die dafür gesorgt haben, dass die Belegschaft auf dem Weg der Digitalisierung mitgenommen wird und von ihr profitiert.“

Für Karin Erhard, Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstands der IGBCE, ist wohl die inhaltliche Zusammensetzung als auch die Art und Weise der Kommunikation besonders: „Eure Vereinbarung holt mobile Arbeit aus der Privileg-Ecke heraus, indem ihr sie nach bestimmten Kriterien für alle möglich macht. Diese breite Anwendbarkeit ist ein wichtiger Baustein für eine breite Akzeptanz und den Betriebsfrieden“, so Erhard. „Ihr habt flexibles, hybrides Arbeiten zum Standard gemacht und gleichzeitig auch die Führungskräfte in die Pflicht genommen.“ Gleichzeitig sei es bei aller Sozialpartnerschaft wichtig, das Ergebnis auch klar als Verhandlungserfolg des Gesamtbetriebsrats zu vermarkten. „Es geht euch um flexibles Arbeiten, ja, aber auch um Empowerment, also die Befähigung von Belegschaft und Führung, um den Erfolg der Vereinbarung zu unterstützen. Das habt ihr mit eurer breit gefächerten Kommunikationsstrategie eindrucksvoll unter Beweis gestellt und deshalb habt ihr hier heute auch zu Recht diesen Preis gewonnen – herzlichen Glückwunsch.“

Der deutsche Betriebsräte-Preis ist eine Initiative der Fachzeitschrift „Arbeitsrecht im Betrieb“ und wird seit 2009 jährlich vergeben. Der Preis würdigt engagierte Betriebsratsarbeit und will das wichtige Engagement der betrieblichen Interessenvertretung in Deutschland öffentlich machen sowie nachhaltig unterstützen. Die Konferenz wird in Kooperation mit dem DGB, der IG Metall, ver.di, IGBCE, IG BAU, EVG, NGG, GEW und der Hans-Böckler-Stiftung veranstaltet.

Die weiteren Gewinner*innen im Überblick:

  • Goldpreis: Gestamp Griwe Haynrode GmbH
  • Silberpreis: Schön Klinik, Neustadt
  • Bronzepreis: Linde Material Handling GmbH, Aschaffenburg
  • Sonderpreis „Inklusion gestalten“:  Helios Klinik Sangerhausen

Weitere Informationen

Betriebsrat BASF Polyurethanes
Foto: © Privat
Betriebsräte-Preis
Alles inklusive

Der Betriebsrat BASF in Lemförde hat sich für eine umfassende Inklusionsvereinbarung eingesetzt. Das Ziel: Die Belastung der Schwerbehinderten und ihnen Gleichgestellten senken, für Entlastung zu sorgen und Perspektive zu schaffen. Dafür wurde das Projektteam für den deutschen Betriebsrätepreis nominiert.

Martin Albers
Foto: © Stefan Koch
Betriebsräte-Preis
Smart arbeiten, clever kommunizieren

Der Gesamtbetriebsrat von Evonik hat eine Gesamtbetriebsvereinbarung zu „Smart Work“ abgeschlossen. Sie regelt unter anderem die Arbeit von zu Hause und unterwegs. Diese Vereinbarung hat der Betriebsrat dann auch noch clever kommuniziert. Dafür wurde er für den deutschen Betriebsrätepreis nominiert.