Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE)

Warnstreik über und unter Tage

Vom Förderturm an der Schachtanlage Asse II flatterten IGBCE-Fahnen im Wind. Am Fuße des Turmes zeigten rund 200 Beschäftigte des Zwischenlagers für radioaktive Abfälle ihren Ärger mit ohrenbetäubendem Pfeifen und Rasseln. Da eine Handvoll Kollegen den Korb in die Schachtanlage bestreikten, ruhte auch die Arbeit unter Tage. 

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Foto: © Alexander Reupke

Rund 400 Beschäftigte der Bundesgesellschaft für Endlagerung sind heute an der Schachtanlage Asse bei Wolfenbüttel und am Schacht Konrad in Salzgitter in einen kurzzeitigen Warnstreik getreten. Auch in Gorleben, Morsleben und vor der Hauptverwaltung in Peine haben weitere 200 Beschäftigte den Druck im monatelangen Tarifstreit erhöht. Dies ist der erste Arbeitskampf in der Geschichte der bundeseigenen Gesellschaft, die mit der Suche und dem Betrieb eines Endlagers für hochradioaktive Abfälle betraut ist.

Verhandlungsführer Marcel Schmidt warf dem Arbeitgeber vor, die fünf erfolglosen Tarifrunden nicht mit der nötigen Ernsthaftigkeit verfolgt zu haben. "Kommen Sie endlich auf uns zu und lassen sie uns zu einem vernünftigen Abschluss kommen", appellierte Schmidt an die Arbeitgeberseite. Die Gewerkschaft fordert eine Entgelterhöhung von 6 Prozent rückwirkend zum 1. März 2023 und weitere 4,5 Prozent im März kommenden Jahres. Eine Inflationsprämie von 2000 Euro soll in zwei Tranchen ausgezahlt werden.

Ein "Marionettenspiel" war laut Sebastian Zwetkow-Tobey, Mitglied der Tarifkommission, Gesamt- und Betriebsratsvorsitzender, der bisherige Verhandlungsverlauf. Er kritisierte, dass die Beschäftigten mit Entgelten abgespeist werden sollten, die sich an den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst orientieren. "Wenn der Arbeitgeber meint, den TVÖD anwenden zu müssen, dann soll er auch dieselben Rahmenbedingungen wie im TVÖD schaffen", so Sebastian Zwetkow-Tobey. Das entspreche nicht den Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen der Kolleginnen und Kollegen.

BGE-Warnstreik

Bezirksleiterin Jeannette Chiarlitti nannte die BGE-Beschäftigten "Herz und Seele des Unternehmens", die ihre "Energie und Ideen jeden Tag in die Arbeit einbringen". Der Arbeitgeber jedoch scheine ihre Anliegen und Forderungen nicht ernst zu nehmen.

Auch Christina Egelkraut, Mitglied der Tarifkommission, ärgerte sich über die mangelnde Wertschätzung von Seiten der Arbeitgeber. Regelmäßig werde betont, wie einmalig und innovativ die Arbeit an den Standorten sei. Dazu passe nicht, in Entgeltfragen mit anderen Bundesunternehmen verglichen zu werden. "Um unseren gesetzlichen Auftrag zu erfüllen, ist ein enormes Fachwissen notwendig. Wenn das Gehaltsgefälle zur freien Wirtschaft jedoch zu groß ist, wird sich der Fachkräftemangel weiter verschärfen", so die Betriebsrätin.

Auch Peter Friebel und eine Kollegin bekräftigten: "Wir sind keine Beamten, der TVÖD passt nicht zu uns." Während die Kollegin eine Angleichung der Entgelte von Schicht- und Verwaltungsbeschäftigten forderte, kritisiert Peter Friebel die angebotenen Leermonate: "Die Lohnforderungen beruhen auf den enorm gestiegenen Lebenshaltungskosten. Wenn die nicht bald umgesetzt werden, gehen wir noch länger leer aus."

Eine gute Nachricht konnte Marcel Schmidt den Beschäftigten jedoch überbringen: Die Arbeitgeber haben einen Gesprächstermin für die kommende Woche bestätigt. Mit der heutigen Aktion konnten die Beschäftigten der BGE ihrer Verhandlungskommission eindrucksvoll den Rücken gestärkt.

Stimmen zum Warnstreik

Statements von Sebastian Zwetkow-Tobey, Gesamt- und Betriebsratsvorsitzender BGE; Jan Kolodziej, Betriebsrat und vom IGBCE-Verhandlungsführer Marcel Schmidt

Weitere Informationen

BGE
Foto: © Christian Burkert
Warnstreik droht
Tarifverhandlungen für Beschäftigte der BGE erneut gescheitert

Die Tarifverhandlungen für die rund 2300 Beschäftigten der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) endeten am gestrigen Montag auch in der 5. Runde ergebnislos. Ein neuer Verhandlungstermin steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest.