IG BCE Landesbezirk Nordost

3 Fragen an Stephanie Albrecht-Suliak

Die stellvertretende Landesbezirksleiterin Nordost über die Bedeutung der gendergerechten Sprache.

Stephanie Albrecht-Suliak
Foto: © Katrin Schade

Du setzt Dich für eine gendergerechte Sprache ein. Warum ist dir das so wichtig?
Unsere gewerkschaftlichen Werte garantieren gleiche Chancen unabhängig von Herkunft oder Geschlecht. Frauen werden sprachlich aber oft unsichtbar gemacht. Kommen in einem Text nur männliche Formen vor, entsteht schnell der Eindruck, dass auch nur Männer die Welt gestalten. So prägt Sprache noch immer die Realität und Rollenklischees setzen sich fest. Das möchte ich als Frau und Gewerkschafterin nicht einfach akzeptieren.

Es gibt aber viele Diskussionen um die »Gender-Sternchen« und eine Störung des Leseflusses. Sogar die Gesellschaft für deutsche Sprache spricht von Unsinn.
Das sehe ich eben anders. Es gibt heute zum Glück bereits viele Medien, die in Wort und Schrift gendern. Für mich ist das selbstverständlich und doch bedarf es auch bei mir, insbesondere in der aktiven Sprache, auch weiterer Übung. Wirklich gut und selbstverständlich macht das zum Beispiel der Radiosender Fritz im RBB.

Die gendergerechte Sprache ist also nur ein Ausdruck von Gleichberechtigung. Wie setzt sie sich bei der IG BCE durch?
Die IG BCE ist eine stolze Organisation und entstammt einer Zeit, in der Frauen weder wählen noch arbeiten durften. Das ist heute zum Glück anders. Die Hälfte der Welt gehört uns Frauen — das hat in der Zwischenzeit auch eine Mehrheit der anderen (männlichen) Hälfte verstanden. Dennoch existieren weiterhin strukturelle Ungleichheiten, insbesondere auf dem Arbeitsmarkt. Darum hat die IG BCE auf dem 6. Frauentag erst im November das gleichstellungspolitische Programm mit vielen notwendigen Forderungen verabschiedet. Auch die gendersensible Sprache ist in der Zwischenzeit Arbeitsprogramm in unserer Organisation. Das hat mir persönlich zwar alles zu lange gedauert, ist nun aber klar geregelt. Wir sind als IG BCE für das wichtige Wahl- und Kongressjahr 2021 auch genderpolitisch gut aufgestellt. Das ist vor allem darum wichtig, weil wir als IG BCE in den nächsten Jahren noch mehr Frauen für eine Mitgliedschaft gewinnen möchten.