Endlich nimmt er Fahrt auf: IGBCE-Bundestarifkommission und die Arbeitgeberverbände der deutschen Papierindustrie (VAP) haben am 22. November 2021 einen Vorschlag für einen Bundesentgelttarifvertrag vorgelegt. Dieser soll die bestehenden Lohn- und Gehaltsrahmentarifverträge ablösen, um eine Gleichstellung zwischen gewerblicher Tätigkeit (Löhne) und Angestelltentätigkeit (Gehälter) zu erreichen.
Damit ist der Startschuss für die Arbeit der Tarifkommission Papier Nord gefallen: Am 9. Dezember hat Verhandlungsführer Birger Langenströer vom IGBCE-Landesbezirk Nord Alois Soring (Nordland Papier), Uwe Klapper (Schoeller), Gerhard Witte (Sappi) und Jörg Behrens (Steinbeis) über die ausgehandelten Inhalte informiert. „Wir haben einen Meilenstein erreicht auf dem Weg zu einer modernen Regelung für die gesamte Papierindustrie“, sagt Birger Langenströer. „Diese Regelung ist nicht zuletzt deshalb überfällig, weil die Papierbranche sich durch den höchsten gewerkschaftlichen Organisationsgrad und die stärkste Tarifbindung der Unternehmen auszeichnet.“
Die Tarifkommission Nord steht nun vor der Aufgabe, gemeinsam mit dem Verband Nord- und Ostdeutscher Papierfabriken (VNOP) den bestehenden regionalen Tarifvertrag Lohn und Gehalt in die 13 neuen Entgeltgruppen zu überführen und die jeweiligen Entgelte festzuschreiben. Diese werden anschließend an die Bundesebene zurückmeldet. Laut Birger Langenströer übernehme Papier Nord in diesem Prozess eine wichtige Rolle, da etwa jeder fünfte der rund 40.000 Beschäftigten in der Papierindustrie in norddeutschen Betrieben arbeitet.
Die Branche ist sehr divers: Rund 3000 verschiedene Papiersorten gibt es, unterteilt in vier Bereiche. Mehr als die Hälfte aller bundesweit produzierten Papiere sind für Verpackungen bestimmt. Grafische Papiere machen rund 32 Prozent aus, ihr Anteil wird aber wegen der sinkenden Nachfrage nach Zeitungen und Magazine immer geringer. Hygienepapiere wie Toilettenpapier und Küchenrolle haben einen Anteil von sieben Prozent an der Gesamtproduktion. Zu technischen und Spezialpapieren (sechs Prozent an Papierproduktion) zählen zum Beispiel Papiere für Etiketten, Filter, Teebeutel oder Zigaretten.