LANDESBEZIRK HESSEN-THÜRINGEN

Chemie-Tarifkommission beschließt Forderung

Mindestens 7 Prozent höhere Entgelte, mindestens 100 Euro mehr für Auszubildende, tarifliche Regelungen für Wertschätzung und Besserstellung exklusiv für IGBCE-Mitglieder sowie einen modernisierten Bundesentgelttarifvertrag:  Diese Punkte umfasst die Forderung für die 105.000 Beschäftigten der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Hessen, die die regionale Tarifkommission der IGBCE heute, am 20. März 2024, einstimmig beschlossen hat. 

Einstimmig: Die Tarifkommission Chemie Hessen beschließt ihre Forderung.

Einstimmig: Die Tarifkommission Chemie Hessen beschließt ihre Forderung.

Foto: © Wolfgang Lenders

Forderung 1: Mindestens 7 Prozent Entgelterhöhung, mindestens 100 Euro höhere Ausbildungsvergütungen

IGBCE-Verhandlungsführerin Sabine Süpke sieht in keinster Weise, dass eine Nullrunde angemessen wäre. „Das Bild der Branche ist weitaus bunter, als die Arbeitgeber es malen.“ Schwierig sei die Lage allein bei den energieintensiven Industrien, die Geschäfte der Konsumgüter- und Pharmaindustrie liefen glänzend. „Insgesamt werden die Dividenden wieder reichlich fließen,“ sagt Sabine Süpke. „Den Beschäftigten steht ihr Anteil am Erfolg zu.“ Sie ergänzte, dass derzeit nur wenige Unternehmen von Öffnungsklauseln aus wirtschaftlicher Not Gebrauch machten. „Eine existentielle Krise sieht anders aus.“

Höhere Entgelte sind dringend erforderlich. „Wir brauchen ein Plus von mindestens 7 Prozent, um die Auswirkungen der Inflation aufzufangen und die Kaufkraft unserer Mitglieder zu erhalten.“ Zwar habe der letzte Tarifabschluss aus Oktober 2022 mit zweimal 3,25 Prozent Plus und insgesamt 3000 Euro steuer- und abgabenfreier Inflationsausgleichsprämie die massiven Preissteigerungen über die Laufzeit von 20 Monaten ausgleichen können. „Die Wirkung der Prämien ist aber inzwischen verpufft“,  sagt Sabine Süpke. Heute müssen sich nach einer aktuellen IGBCE-Umfrage drei von vier Beschäftigten beim Haushaltsbudget einschränken, eine Mehrheit von 59 Prozent blickt für sich persönlich pessimistisch in die Zukunft. „Das darf so nicht bleiben. Reallohnverluste in dieser Leitindustrie werden wir nicht akzeptieren“, macht Süpke deutlich.

Forderung 2: Vorteile für Gewerkschaftsmitglieder

Neben mehr Geld will die IGBCE tarifliche Vorteile für Gewerkschaftsmitglieder durchsetzen. Diese haben sich auf Haustarifvertrags-Ebene bereits bewährt. Denkbar sind beispielsweise zeitliche und/oder finanzielle Vorteile exklusiv für Gewerkschaftsmitglieder. Sie tragen mit ihrer Mitgliedschaft zu erfolgreichen Tarifabschlüssen bei. Daher ist es folgerichtig, dass sie auch einen Vorteil durch ihre Mitgliedschaft erhalten.

Forderung 3: Ein Update für den Bundesentgelttarifvertrag

Teil drei der Forderung umfasst ein Update des geltenden Bundesentgelttarifvertrags (BETV). „Hier herrscht ein gewaltiger Modernisierungsstau“, stellt Sabine Süpke fest. Der BETV stamme aus dem Jahr 1987, kenne noch nicht mal Bachelor und Master, habe viel zu komplizierte Regelungen bei Höhergruppierungen und umfasse inzwischen viele Akademikerinnen und Akademiker nicht mehr. „Wir brauchen in dieser Tarifrunde eine Übereinkunft, jetzt endlich die Realitäten des 21. Jahrhunderts abzubilden.“

Regionale Verhandlungsrunde am 19. April

Die Forderungen der regionalen Tarifkommissionen wird die Bundestarifkommission am 10. April zu einer zentralen Forderung zusammenführen. Wenige Tage später beginnen die Tarifverhandlungen zunächst auf regionaler Ebene. Für Hessen treffen sich beide Seiten am 19. April 2024 in Niedernhausen.