IG-BCE-Landesbezirk Hessen-Thüringen

Auf in die nächsten vier Jahre

Rund 140 Teilnehmer*innen – Delegierte und Gäste – haben sich am Samstag, 8. Mai 2021, für einen Zeitraum von fast acht Stunden zur Landesbezirksdelegiertenkonferenz zusammengeschaltet. Sie wählten unter anderem den neuen Vorstand des Landesbezirks Hessen-Thüringen sowie Mitglieder der Industriegruppenausschüsse. Und sie entschieden über Kandidat*innenvorschläge für die Wahlen beim 7. Ordentlichen Gewerkschaftskongress der IG BCE im Herbst, unter anderem für den Ehrenamtlichen Hauptvorstand. Außerdem stimmten sie über insgesamt 60 Anträge ab aus den Bereichen Satzung, Gesellschaft – Demokratie – Politik, Wirtschaft, Gute Arbeit und Organisationsleben.

Landesbezirksdelegiertenkonferenz 2021
Foto: © Nicole Strasser

Die Konferenz ist die Grundlage für die Arbeit des Landesbezirks in den kommenden vier Jahren. „Wir als IG BCE können gestalten, das haben wir bewiesen“, sagte Sabine Süpke, seit vergangenem Herbst Landesbezirksleiterin. „Und jetzt müssen wir gestalten.“ Sie plädierte dafür, in der derzeitigen Situation eine Chance zu sehen, gewerkschaftliche Vorstellungen umzusetzen.

Landesbezirksdelegiertenkonferenz 2021
Foto: © Nicole Strasser

Die Veranstaltung wurde in der Bildungsstätte der IG BAU in Steinbach koordiniert. Dort tagten das Präsidium, die Mandatsprüfungs- und Zählkommission sowie die Antragskommission, unterstützt von einem Technik-Team.
In Grußworten wandten sich der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier, der thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow und Michael Rudolph, Vorsitzender der DGB-Region Hessen-Thüringen, an die Versammelten. Volker Bouffier betonte, welche Bedeutung die Branchen der IG BCE für das Land Hessen haben; dass gut qualifizierte Beschäftigte ein Standortvorteil sind. Bodo Ramelow lobte die Zusammenarbeit mit der IG BCE. Gewerkschaften und Tarifverträge seien noch nie so dringend notwendig gewesen wie zurzeit.

Sabine Süpke dankte ihrem Vorgänger Volker Weber und den Beschäftigten im Landesbezirk. „Ich habe ein Team übernommen, das Freude bereitet.“ Gemeinsam mit den Sekretären präsentierte sie – live und in Video-Einspielern – die Arbeit des Landesbezirks. „Die Betriebe in der Region Hessen-Thüringen sind weitestgehend gut durch die Pandemie gekommen. Das haben wir Gewerkschafter gestaltet“, sagte sie. So gebe es eine ganze Reihe von Pandemievereinbarungen in den Betrieben. „Das hat bis heute gut funktioniert – und das ist keine Selbstverständlichkeit.“ Sabine Süpke betonte, dass die IG BCE stark sein müsse, um für die Herausforderungen der Zukunft bereit zu sein – und das gehe nur mit vielen Gewerkschaftsmitgliedern. „Lasst uns mit allen reden, die noch nicht Mitglied sind – digital und im direkten Gespräch. Wir haben verdammt viele gute Argumente!“

Landesbezirksdelegiertenkonferenz 2021
Foto: © Nicole Strasser

In einer Gesprächsrunde diskutierten Anne Lange, Betriebsrätin bei Merck KGaA, Karin Erhard, Mitglied des Geschäftsführenden Hauptvorstands der IG BCE und Sabine Süpke über den Themenbereich Digitalisierung und Transformation. Hintergrund war auch die durch die Corona-Pandemie massiv beschleunigte Entwicklung. „Man musste sich wundern, wie schnell das alles in den Betrieben umgesetzt worden ist“, sagte Karin Erhard. Jetzt gehe es darum, sich die Regelungen noch mal anzugucken, etwa in Bezug auf die Arbeitszeitverteilung und die Ausstattung zuhause. „Am Küchentisch arbeiten macht nicht unbedingt Spaß“, sagte sie. „Mobiles Arbeiten wird uns weiter begleiten, deshalb müssen wir auf klare Regularien dringen.“
Auch die Arbeit der Arbeitnehmervertreter*innen ist durch die Pandemie schwieriger geworden: „Vor einem Jahr konnte man sich nicht vorstellen, wie Betriebsrats-Arbeit digital aussehen könnte“, sagte Anne Lange. „Bei uns hat das dann aber sehr gut geklappt.“ In Zukunft wolle ihr Betriebsrat, das, was gut funktioniert habe, weitermachen. „Es gibt das ein oder andere Format, wo wir merken, da können wir besser informieren.“

Landesbezirksdelegiertenkonferenz 2021
Foto: © Nicole Strasser

Sabine Süpke sprach Probleme bei der Interessenvertretung an. „Wir wollen weg vom Doppelstimmrecht des Aufsichtsratsvorsitzenden“, sagte sie und brachte damit eine der derzeit wichtigsten Forderungen der IG BCE auf den Punkt. Karin Erhard erläuterte, Anlass für die Forderung seien sehr fragwürdige Entscheidungen des Aufsichtsratsvorsitzenden der Continental AG gewesen, bei denen die Vorschläge der Arbeitnehmervertreter mit Arroganz ignoriert worden seien. „Die Unternehmensmitbestimmung muss reformiert werden“, sagte sie. „Wenn ich nicht auf Augenhöhe mitbestimmen kann im Aufsichtsrat, ist es keine Mitbestimmung im echten Sinne.“ Und Sabine Süpke fasste zusammen: „Mitbestimmt wird es besser. Das ist gerade im Aufsichtsrat wichtig.“
Der Ausklang der Konferenz war – ganz in der Tradition der IG BCE – das Lied „Brüder zur Sonne, zur Freiheit“ als digitaler Chor, gesungen von Mitgliedern aus dem Landesbezirk.

Landesbezirksdelegiertenkonferenz 2021