IG-BCE-Bezirk München

IG BCE München fordert die Stärkung und Sicherung des Pharmastandorts Europa

Die Pharmagewerkschaft IG BCE setzt sich für eine Stärkung des Pharmastandorts in Deutschland ein und fordert bessere Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter der Pharmaindustrie durch Mitbestimmung und Tarifbindung. 

Impfstoff in einer Ampulle
Foto: © Motortion/iStock

Das Thema Impfstoffproduktion ist in Zeiten der Corona Pandemie in aller Munde. Hinter den strukturellen Problemen und der zunehmenden Kritik an Politik und Unternehmen, verbirgt sich allerdings eine tiefergehende Problematik. Als Pharmagewerkschaft werden die Verantwortlichen der IG BCE immer wieder darauf angesprochen, warum es derzeit solche Produktionsschwierigkeiten gibt und wieso man nicht einfach in beliebigen Pharmabetrieben die Impfstoffproduktion aufnehmen kann. 

Die Impfstoffproduktion braucht einen hohen technischen Spezialisierungsgrad und eine gewisse Flexibilität bei den Unternehmen. „Es muss nicht nur die nötigen Sterilräume und Reinraumproduktionen geben, sondern auch entsprechende Kühlanlagen und natürlich gut qualifizierte und motivierte Mitarbeiter. Es gibt kaum eine Branche, die so hohe Anforderungen an Produktionsbedingungen und natürlich auch an die Menschen hat, wie der Pharmabereich“, sagt Astrid Meier, Bezirksleiterin des IG-BCE-Bezirks München. Denn eine Impfstoffproduktion kann man nicht einfach aus dem Boden stampfen. Neben den komplexen technischen Voraussetzungen, braucht es vor allem auch notwendige rechtliche Akkreditierungen seitens der Gesundheitsbehörden, um überhaupt ein hochsensibles Produkt wie einen Impfstoff herstellen zu können.

Appell für mehr Mitbestimmung und höhere Tarifbindung  

Gute Tarifverträge und eine starke Mitbestimmung tragen dabei nicht nur zur Motivation der Mitarbeiter bei, sondern helfen auch beim Kampf um die besten Köpfe auf dem Arbeitsmarkt. „Gerade die Tarifverträge der chemischen und pharmazeutischen Industrie bieten darüber hinaus aber auch Regelungen zu Arbeitszeitflexibilisierung, Home-Office und zur sozialen Absicherung (z.B. die erste tarifliche Pflegezusatzversicherung), um den Pharmastandort durch gute Arbeitsbedingungen zu stärken“ erläutert Astrid Meier. Da es in Deutschland weiterhin viele nicht tarifgebundene Pharmaunternehmen gibt und auch manche Betriebe in der Branche keinen Betriebsrat haben, ist es eine wichtige Aufgabe der Gewerkschaften sich hier einzusetzen.

Ein Problem bei der Produktion sind momentan auch die Lieferketten. Gerade in Corona Zeiten hat sich gezeigt, dass Europa besonders von pharmazeutischen Rohstoffen, wie beispielsweise Paracetamol oder Pantoprazol abhängig sind, die oftmals in China oder Indien als Basisstoffe produziert werden und dann in Deutschland zu komplexeren Medikamenten zusammengefügt werden. „Eine Lehre aus Corona müsste sein, den Pharmastandort Europa wieder unabhängiger von verwundbaren Lieferketten zu machen“, urteilt die IG BCE Bezirksleiterin.

Neue Normalität erfordert Digitales Zugangsrecht 

Da Geld gerade sehr billig ist und die Pharmabranche trotz der Probleme weltweit boomt, gibt es zudem derzeit vermehrt Fusionen und Übernahmen von Betrieben. Auch in diesem dynamischen Umfeld können Tarifverträge und die Gründung von Betriebsräten bei der Sicherung der Arbeitsplätze helfen. „Um auch in Zukunft die Menschen in den Betrieben gut unterstützen zu können, brauchen wir als Gewerkschaften dringend ein digitales Zutrittsrecht zu den Betrieben. Da wir davon ausgehen, dass Mobile Work auch nach Corona zur neuen Normalität zum New Normal werden wird, benötigen wir als Gewerkschaften hier auf rechtlicher Ebene uneingeschränkte Zutrittsmöglichkeiten" fordert Astrid Meier.  

Der IG-BCE-Bezirk München gilt hier innerhalb der Pharmagewerkschaft als Pionierbezirk. Auf seiner komplett digital organisierten Bezirkskonferenz Ende Februar werden die Weichen für ein stärkeres digitale Arbeiten gestellt werden.