Tarifrunde Chemie: Warum wir Schichtarbeit besser bezahlen wollen
Zur Tarifrunde in der Chemischen Industrie fordert die IGBCE eine Erhöhung der Nachtschichtzuschläge auf einheitlich 25 % (aktuell: 15 % für regelmäßige und 20 % für unregelmäßige Nachtarbeit). Warum insbesondere die Forderung nach besser bezahlter Schichtarbeit für unsere Mitglieder so wichtig ist, haben wir mit Kollegen aus dem Betriebsrat der Firma Baerlocher in Lingen besprochen.
Schon seit einigen Jahren ist die Auftragslage bei Baerlocher so gut, dass viele Anlagen an mindestens sechs Tagen rund um die Uhr laufen und durch entsprechende Arbeitskräfte besetzt sein müssen. Doch ebenjene Besetzung bereitet zunehmende Schwierigkeiten: „Gerade in der heutigen Jugend ist kaum noch jemand bereit, Schicht zu arbeiten“, sagt Nicklas Springfeld, gelernter Chemikant und aktuell der Jüngste im Betriebsrat bei Baerlocher. Das Durchschnittsalter steige seit Jahren und das liege auch an fehlenden Anreizen gerade für junge Menschen: „Wer meint, dass gut qualifizierte Abiturienten nach ihrer Ausbildung hierbleiben, um auf Schicht zu gehen, liegt falsch“, sagt Springfeld. Das lohne sich für sie einfach nicht: „Die gehen lieber studieren.“
Neben der Freizeit müsse daher auch die finanzielle Seite wieder aufgewertet werden. Denn: Im Vergleich zur Tagschicht lohne sich die Arbeit nachts und am Wochenende kaum, vor allem angesichts der vielen familiären und sozialen Nachteile, die durch Schichtarbeit entstehen. „Die Kollegen arbeiten dann, wenn andere Party machen“, sagt Bernt Kastein, der Vorsitzende des Betriebsrats. „Das kriegt man zwar auch mit Geld nicht kompensiert. Aber die Wertschätzung für diese Form der Arbeit muss erhöht werden.“
Schichtarbeit bleibt ein zentrales Thema in der Industrie, auch zukünftig. Umso wichtiger ist es, den Aufwand und die hohen sozialen und gesundheitlichen Nachteile für Schichtarbeitende wieder stärker finanziell auszugleichen. Das hat nicht zuletzt auch für die Unternehmen Vorteile, die untereinander um Fachkräfte konkurrieren und schon heute Probleme haben, Stellen zu besetzen.
Alle Forderungen der IGBCE zur aktuellen Tarifrunde findet ihr hier.