IGBCE: Neues Pharma-Netzwerk für Berlin und Brandenburg gegründet

Betriebsrät*innen der industriellen Gesundheitswirtschaft setzen sich für Brückenstrompreis und für Stärkung der Betriebe ein

(Berlin, 19. Oktober 2023.) Die Chemie- und Pharmagewerkschaft IGBCE hat ein neues Betriebsräte-Netzwerk für die industrielle Gesundheitswirtschaft im Bezirk Berlin-Mark Brandenburg ins Leben gerufen. Beim Auftakttreffen am Donnerstag, den 19. Oktober 2023, kamen die für die Branche drängenden Themen auf den Tisch.

IGBCE Pharma-Netzwerk

Neues Pharma-Netzwerk für Berlin und Brandenburg gegründet

Foto: © IGBCE BMB

Die industrielle Gesundheitswirtschaft gehört zu den Wachstumsbranchen mit hohem Potential für Berlin und Brandenburg. Tausende Beschäftigte arbeiten in den Betrieben der Region. Sie stellen Medikamente und Medizinprodukte her, die für die gesundheitliche Versorgung der Menschen zentral sind. Dennoch steht die Branche massiv unter Druck. Die hohen Energiepreise, die multiplen weltweiten Krisen und attraktive Standortbedingungen in anderen Regionen der Welt sorgen dafür, dass die Unternehmen ihre Investitionen zunehmend in Ländern außerhalb von Deutschland und Europa tätigen. Mit dem neuen Pharma-Netzwerk setzt die IGBCE nun einen Baustein, um gemeinsam mit den Betriebsrätinnen und Betriebsräten dieser Entwicklung auf politischer und betrieblicher Ebene gegenzusteuern. Die IGBCE fordert Rahmenbedingungen, welche die Forschung, Entwicklung und Produktion fördern.

Rolf Erler, Bezirksleiter der IGBCE Berlin-Mark Brandenburg: „Die politischen Entscheidungsträger sollten nicht unterschätzen, wie wichtig die industrielle Gesundheitswirtschaft sowohl für die medizinische Versorgung der Menschen wie auch durch gute, tariflich bezahlte Arbeitsplätze für das Lohngefüge in der Region ist. Insbesondere die hohen Energiepreise sind ein Standortfaktor und wir fordern die Bundesregierung auch hier nochmal erneut auf, endlich den angekündigten Brückenstrompreis umzusetzen.“

Alexander Rius-Lutz, Betriebsratsvorsitzender beim wissenschaftlichen Auftragsforschungsinstitut Nuvisan ICB in Berlin: „Wir müssen bei den Rahmenbedingungen für die Forschung an neuen Medikamenten besser und schneller werden. Administrative Hürden und langwierige Prozesse müssen abgebaut werden. Das gilt auch für das Thema Tierversuche: Es gibt die gesetzliche Grundlage, dass Medikamente damit erprobt werden müssen, bevor sie der Mensch bekommt. Gerade das Land Berlin aber schafft immer wieder Hemmnisse bei der Genehmigung, was eine ernsthafte Bedrohung für die forschenden Pharmabetriebe darstellt.“

Tania Hinkel, stellv. Betriebsratsvorsitzende des Takeda Pharmaproduktionswerks in Oranienburg: „Wichtig ist, dass wir Brandenburg und Berlin immer gemeinsam denken. Wir von Takeda haben unsere Produktion in Brandenburg und unseren Vertrieb in Berlin. Wir haben daher immer die Region und die Stadt zusammen im Blick. Das wünsche ich mir auch von der Politik!“

Grundsätzlich setzt sich die IGBCE dafür ein, dass in Deutschland wieder die gesamte Kette von der Forschung zur Wirkstoffproduktion bis zum Medikament aufgebaut wird. „Die vergangenen Jahre haben schmerzlich vor Augen geführt, wie sich Lieferengpässe bei Arzneimitteln und medizinischen Produkten auswirken können“, so Anis Ben-Rouma, Gewerkschaftssekretär der IGBCE: „Jetzt zieht die kalte Jahreszeit auf und wir stellen erneut Medikamentenmangel fest. Hustensäfte, Paracetamol, Aspirin und verschiedene Antibiotika werden schon wieder Mangelware, was auch an fehlender Grundstoffproduktion in Deutschland und nicht funktionierenden Lieferketten liegt. Bei der Frage der Pharmaproduktion geht es dann auch ganz zentral um die Fachkräfte, die wir nur bekommen, wenn die Leute gut bezahlt werden und sich auch eine Wohnung in der Metropolenregion leisten können.“

Betriebsrätinnen und Betriebsräte der Bayer AG, der Berlin-Chemie AG, der Nuvisan ICB GmbH, von Dr. Kade und Takeda hatten am Auftakttreffen des neuen Pharma-Netzwerks im Bezirk Berlin-Mark Brandenburg der IGBCE teilgenommen. In einem nächsten Treffen soll der Kreis noch um die in Berlin zahlreich vorhandenen Laborbetriebe wie auch um Hersteller von Medizin- und Pharmaprodukten wie den Betrieben von B.Braun in Neukölln erweitert werden.

Das neue Pharma-Netzwerk will die industrielle Gesundheitswirtschaft mit ihren Zukunftsbranchen Pharma und Biotech aus gewerkschaftlicher Sicht mitlenken. Es wird zudem für die Betriebsrätinnen und Betriebsräte eine Plattform für alle anstehenden Nachhaltigkeits- und Transformationsdebatten sein.

In einem längeren Beitrag hat die IGBCE Berlin-Mark Brandenburg bereits im Juni dieses Jahres ihre zentralen Punkte zu den angesprochenen Themen zusammengefasst:

Back to the Future: Kann Berlin wieder zur „Apotheke der Welt“ werden? (igbce.de)

Der in der Berliner Senatskanzlei angesiedelte Steuerungskreis Industriepolitik (SKIP) hat die industrielle Gesundheitswirtschaft zu einer von drei industriellen Kernbranchen für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt und der Region erklärt. Die IGBCE ist Mitglied im Steuerungskreis Industriepolitik.