Chemie-Sozialpartner starten Wittenberg-Prozess

Vertrauen in die Dimension Vernunft

Chemie-Sozialpartner starten Wittenberg-Prozess

Berlin (5. Juli). Das Fundament der Sozialpartnerschaft zu erneuern und zu vertiefen ist ein Ziel, das die IG BCE und der Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) mit dem am Donnerstag gestarteten „Wittenberg-Prozess" verfolgen. In der Martin-Luther-Stadt wollen die Sozialpartner der Chemie nun gemeinsam mit dem Wittenberg-Zentrum für Globale Ethik in einer Veranstaltungsreihe über „Verantwortliches Handeln in der sozialen Marktwirtschaft" beraten.

„Wir brauchen ein neues Gleichgewicht, das auf der Akzeptanz von ökonomischen, sozialen und ökologischen Bedürfnissen beruht", erklärte Michael Vassiliadis, Mitglied im IG-BCE-Hauptvorstand, zum Auftakt des Diskussionsprozesses. Die ausschließliche Profitorientierung einzelner Unternehmen oder Personen dürfe nicht „die Grundlagen für den ökonomischen Erfolg des Ganzen untergraben", warnte Vassiliadis. 

„Nur der Erfolg der einzelnen Unternehmen schafft in der Summe aller Unternehmen einer Volkswirtschaft die Voraussetzungen für die Erarbeitung von Wohlstand und Lebensperspektiven", betonte indes BAVC-Hauptgeschäftsführer Hans Paul Frey. „Bei ihren notwendigen Bemühungen, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, müssen die Unternehmen jedoch gleichzeitig darauf achten, dass ihr Handeln Akzeptanz findet."

Vassiliadis und Frey stellten vor rund 120 Teilnehmern unter dem Motto „Dimension Vernunft: Chance für Politik, Gesellschaft und Unternehmen" Thesen zu fünf Themenkomplexen vor, auf die sich der „Wittenberg-Prozess" konzentrieren wird:

  • Soziale Marktwirtschaft braucht unternehmerischen Erfolg
  • Responsible Care als Prinzip der Chemischen Industrie in der Gesellschaft
  • Gute Arbeit und Beteiligung für alle schaffen
  • Global fair
  • Humankapital und -potential besser nutzen

Ausgangspunkt dieser Initiative der Chemie-Sozialpartner ist die in weiten Teilen der Gesellschaft wachsende Skepsis gegenüber dem Modell der sozialen Marktwirtschaft. IG BCE und BAVC wollen dem mit neuen Antworten auf neue Herausforderungen begegnen, von der Globalisierung bis demographischen Wandel. „IG BCE und BAVC stellen sich der gemeinsamen Verantwortung", bekräftigte auch Werner Bischof, im Hauptvorstand der Gewerkschaft für Tarifpolitik zuständig. „Die Sozialpartnerschaft in der chemischen Industrie ist erfolgreich", bestätigte Wolfgang Goos, stellvertretender Hauptgeschäftsführer im BAVC.

Die Ergebnisse des Wittenberg-Prozesses, vorbereitet in den folgenden fünf intensiven Workshops, wollen die Sozialpartner im Übrigen im kommenden Juni vorstellen.