Chemie-Tarifrunde

Verhandlungen ergebnislos vertagt

Die erste bundesweite Tarifverhandlung für die 585.000 Beschäftigten in der chemischen Industrie ist heute Mittag (15. Mai) ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Zwar führten IGBCE und Arbeitgeber während der zweitägigen Verhandlungen im thüringischen Teistungen konstruktive Gespräche vor allem zu den gewerkschaftlichen Forderungen nach einem Mitgliedervorteil und der Modernisierung des Bundesentgelttarifvertrags, sind aber in allen zentralen Fragen noch sehr weit entfernt von einem Ergebnis. 

IGBCE-Verhandlungsführer Oliver Heinrich informiert die Bundestarifkommission Chemie.

IGBCE-Verhandlungsführer Oliver Heinrich informiert die Bundestarifkommission Chemie.

Foto: © IGBCE

„Die Arbeitgeber müssen verstehen, dass sie mit einer Total-Blockade nicht weiterkommen“, forderte IGBCE-Verhandlungsführer Oliver Heinrich. „Wenn wir in der Friedenspflicht zu einem Ergebnis kommen wollen, muss sich noch einiges bewegen.“ 

Die IGBCE will eine Erhöhung der Entgelte um 7 Prozent durchsetzen. Eine angemessene und realistische Forderung, bekräftigte Heinrich und wies die Schwarzmalerei der Arbeitgeber entschieden zurück. „Die Chemie ist wieder auf Wachstumskurs, die Konjunktur zieht an.“  Anders als von der Arbeitgeberseite behauptet seien Verteilungsspielräume für Entgelterhöhungen da. Er betonte: „Wir lassen nicht zu, dass die Chemie-Beschäftigten Reallohnverluste hinnehmen müssen und zu Inflationsverlierern werden. Wir müssen ihnen dauerhaft Kaufkraft zurückgeben.“ 

Mit Blick auf den geforderten Mitgliedervorteil legte die IGBCE Modelle vor, die grundsätzliche Bedenken der Arbeitgeberseite ausräumen sollen. „Wir haben den Beweis erbracht, dass Vorteilsregelungen möglich sind, ohne die Belegschaft zu spalten oder Bürokratiemonster zu schaffen. Nun liegt der Ball im Feld der Arbeitgeber”, machte Heinrich deutlich. 

Für den IGBCE-Tarifvorstand ist klar: „Einen Tarifabschluss ohne eine Vorteilsregelung für Mitglieder wird es mit uns nicht geben. Es ist höchste Zeit, dass die Arbeitgeberseite ihre pauschale Abwehrhaltung aufgibt.“ Beide Seiten haben sich darauf verständigt, bis zur nächsten Tarifverhandlung an dem Thema weiterzuarbeiten.  

Ein wenig Annäherung gab es bei der von der IGBCE geforderten Modernisierung des Bundesentgeltrahmentarifvertrags (BETV). Der BETV stammt aus dem Jahr 1987, kennt noch nicht mal Bachelor und Master, hat viel zu komplizierte Regelungen bei Höhergruppierungen und umfasst beispielsweise inzwischen viele Akademikerinnen und Akademiker nicht mehr. Beide Seiten verständigen sich auf ein weiteres Vorgehen bis zur zweiten Tarifrunde.    

Die Verhandlungen werden am 4. und 5. Juni in Wiesbaden fortgesetzt.  

Am 30. Juni 2024 endet die Friedenspflicht.