Tarifrunde Feinkeramik (West)

IGBCE bricht zweite Keramik-Tarifverhandlung ab

Abbruch nach Angebot der Arbeitgeber: Die IGBCE hat heute (29. Juni) die zweite Tarifverhandlung für die 20.000 Beschäftigten in der feinkeramischen Industrie (West) in Frankfurt/ Main abgebrochen, nachdem die Arbeitgeber ihr Angebot vorgestellt hatten. „Das Angebot war so grottenschlecht und unverschämt, dass es keine Basis bot, um in ernsthafte Gespräche einzusteigen“, entrüstet sich IGBCE-Verhandlungsführerin Sabine Duckstein. Die gesamte IGBCE-Tarifkommission verließ gesammelt den Verhandlungstisch und brach die zweite Verhandlung ab.

Feinkeramik
Foto: © Frank Rogner

Die Beschäftigten seien die tragenden Säulen der Unternehmen. „Jahrelang haben sie geschuftet und auf finanzielle Leistungen verzichtet, um die Firmen, denen es wirtschaftlich nicht gut ging, zu erhalten“, betont Duckstein. Jetzt aber seien die Beschäftigten an der Reihe, sie bräuchten dringend Entlastung und ein dickes finanzielles Plus. „Und dann kommt so ein Angebot. Das ist nicht sozialpartnerschaftlich.“

Die Arbeitgeber boten die Zahlung von 500 Euro Inflationsausgleichsprämie zum 1. August 2023, eine Tabellenerhöhung um 120 Euro ab dem 1. Oktober 2023 und monatlich 100 Euro Inflationsausgleichsprämie für Oktober, November und Dezember 2023 sowie eine Tabellenerhöhung um zwei Prozent ab dem 1. September 2024 an. Die Gesamtlaufzeit sollte bei 24 Monaten liegen.

Die IGBCE will in dieser Tarifrunde die Kaufkraft der Beschäftigten nachhaltig steigern. Sie fordert die Erhöhung der Vergütungen um einen monatlichen Festbetrag von 350 Euro, die Auszahlung einer tariflichen Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3000 Euro und einen Bonus für Gewerkschaftsmitglieder. Außerdem soll der Entgeltrahmentarifvertrag abgeschlossen werden.

„Die Inflation ist noch immer hoch, der wöchentliche Einkauf im Supermarkt reißt ein Loch in die Portemonnaies unserer Kolleginnen und Kolleginnen in Betrieben“, so Duckstein. „Wir wollen in dieser Tarifrunde ihre Kaufkraft nachhaltig steigern, um sie davor zu schützen. Das haben sie verdient. Das müssen auch die Arbeitgeber einsehen.“

In zwei Wochen solle es weitergehen. Die dritte Verhandlung ist für den 13. Juli in Kassel geplant. „Bis dahin müssen die Arbeitgeber uns ein vernünftiges Angebot auf den Tisch legen“, fordert Duckstein.

Die Bandbreite in der feinkeramischen Industrie ist groß. Sie reicht von hoch technologisierten Weltmarktführern bis hin zu kleineren Betrieben, in denen stark handwerklich gearbeitet wird. Die Beschäftigten sind in den Sparten Porzellan, Sanitärkeramik und technische Keramik tätig. Technische Keramik findet zum Beispiel in der Medizintechnik oder im Automobilbau Anwendung. Regionale Schwerpunkte liegen in Bayern, in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und im Saarland.

Große Betriebe sind der Keramikhersteller Villeroy & Boch mit Standorten in Merzig und Mettlach und CeramTec, der Hersteller und Entwickler von technischer Keramik, in Marktredwitz, Lauf und Plochingen. Zu weiteren wichtigen Unternehmen zählen der Porzellanhersteller BHS Tabletop (Schönwald), der Hersteller von Keramik-Kondensatoren, Vishay (Selb), die Porzellanfabrik Christian Seltmann (Weiden), Technical Ceramics (Kempten) und der Sanitärkeramikproduzent Duravit (Hornberg).