Den Betrieb verlässlich aufrechterhalten, die Ansteckungsgefahr minimieren, individuelle Lösungen für jeden einzelnen Mitarbeiter finden: Das war von Beginn an das Ziel der Wasserwerke Leipzig in der Corona-Pandemie. „Und das ist uns gut gelungen“, sagt der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Sebastian Speer zufrieden. Wer Kinder betreuen musste, ging ins Homeoffice. Laptops wurden beschafft, IT-Infrastrukturen aufgebaut.
„Wir haben da nicht lang gefragt, was der jeweilige Mitarbeiter von zu Hause arbeiten kann. Wichtig war es uns, dass unsere Leute ihre Kinder betreuen können. Und zumindest die Mails checken, das kann ja jeder von Zuhause“, sagt Speer.
Etwas kniffliger sah es da bei den gewerblichen Berufen aus, bei den Mitarbeitern, die vor Ort sein müssen. Doch auch dort fanden die Wasserwerker eine schnelle Lösung. Ausgehend von der Erkenntnis, dass sich möglichst wenige Menschen direkt begegnen, wurden die Mitarbeiter in Teams aufgeteilt. Gruppen, die seit dem 6. April 2020 komplett getrennt voneinander arbeiten. Übergaben finden nur noch telefonisch statt, und in der Leitwarte wurden zudem die Schichten verlängert.
Trinkwasser, Abwasser, Störungsmanagement: Sorgten die Betriebsführer bisher in drei Schichten á acht Stunden rund um die Uhr dafür, dass alles läuft, so sind es in der Corona-Krise nur noch zwei Teams, die jeweils zwölf Stunden am Stück arbeiten. Um sicherzustellen, dass es auf keinen Fall zu einer Ansteckung zwischen den Arbeitsgruppen kommt, wurde sogar eine zweite Not-Leitwarte in einem anderen Gebäudeteil aufgebaut, so dass Früh- und Spätschicht räumlich voneinander getrennt arbeiten. „Unsere IT hat da innerhalb von drei Tagen die gesamte technische Infrastruktur installiert“, sagt Speer beeindruckt.
Zwei, die in dem neuen 12-Stunden-Schichtsystem arbeiten, sind die Betriebsführer Christian Albrecht und Andreas Kessler. Der 31-Jährige und der 59-Jährige arbeiten mit Aleksej Resch in einem Dreierteam. Ihr Arbeitsrythmus: Drei Tage Frühschicht, drei Tage Freizeit, drei Tage Nachtschicht, sechs Tage Freizeit. Zwölf Stunden am Tag zu arbeiten, kennen die Männer von den Wochenenddiensten – und sie haben wie ihre Kollegen sofort eingewilligt, das Zwölf-Stunden-System auch werktags anzuwenden. „Das ist nun mal notwendig. Die Regelung ist wirklich sinnvoll“, sagt Kessler. Das findet auch sein Kollege Albrecht. Doch er macht auch klar: „Es ist schon eine Belastung, physisch wie psychisch. Mehr als arbeiten, essen, schlafen ist da nicht drin“, sagt der 31-jährige Vater von zwei vier und elf Jahre alten Kindern. „So wie mir geht es auch anderen Familien, und Zuhause muss man dann auch noch Hilfslehrer spielen. Ohne meine Frau ginge das alles nicht.“
„Die Leute bei uns sind aus vollem Herzen Wasserversorger“, sagt Speer, „die Bereitschaft, die neuen Schichten und Arbeitsabläufe anzunehmen, war enorm.“ Als Dank für dieses Engagement erhalten die Wasserwerker pro 12-Stunden-Schicht zusätzlich 50 Euro. Und auch, wenn das etwas motivieren dürfte, auf Dauer, da sind sich die Leipziger Wasserwerker einig, funktioniert das neuen System nicht. Das weiß auch der Betriebsrat. „Die Gespräche, wann wir das wieder beenden können, laufen“, sagt Speer.