Eckpunktepapier „Aachen neu denken“

Continental verschließt sich Alternativkonzept für Aachener Reifenwerk

Betriebsrat und IG BCE haben gemeinsam mit einer Unternehmensberatung ein umfangreiches Konzept zur nachhaltigen Standortsicherung des von der Schließung bedrohten Continental-Reifenwerks in Aachen vorgelegt.

Continental
Foto: © Continental AG

Das Eckpunktepapier mit dem Titel „Aachen neu denken“ sieht eine weitere wirtschaftliche Optimierung des ohnehin schon profitablen Reifenwerkes vor, einschließlich eines schrittweisen, sozialverträglichen Abbaus am Standort bestehender Personalüberhänge. Zugleich soll weiteres, alle übrigen Bereiche am Standort betreffendes Optimierungspotenzial von den Betriebsparteien gemeinsam schnell gehoben werden.

Im Gegenzug kann die für Ende 2021 geplante Schließung des Standorts ausgesetzt und bis einschließlich 2024 gemeinsam nach Alternativen gesucht werden. Dazu gehört neben dem Verbleib des optimierten Standortes im Continental-Verbund auch die Abgabe des Werks an Investoren. „Wir haben dem Unternehmen einen mehrstufigen Fahrplan vorgelegt, der dem Werk eine nachhaltige Zukunftsperspektive gibt“, berichten der Betriebsratsvorsitzende Udo Bohnhof und sein Stellvertreter Bruno Hickert. „Doch bislang verschließt sich Continental einer konstruktiven Lösung.“

Völliges Unverständnis über Position des Arbeitgebers


Das Unternehmen wolle offenbar um jeden Preis die Schließung zum Jahresende 2021 durchsetzen. „Hier wird stumpf das Conti-Standardvorgehen für Kostensenkungen im Reifenbereich verfolgt. An einer echten Perspektive für Aachen hat das Management offenbar kein Interesse“, so die Betriebsräte. Der radikale Schnitt sei auch deshalb unverständlich, weil die in Aachen hergestellten Reifentypen so schnell nicht eins zu eins an einem anderen Standort gefertigt werden könnten. Zudem sehe der Konzern auch für alle anderen von Umbau und Schließung betroffenen Werke eine Frist bis 2024 vor. „Das rücksichtslose Vorgehen in Aachen ist nicht nur unfair der Belegschaft gegenüber, es ist auch betriebswirtschaftlicher Unsinn“, so die Betriebsräte. „Die Pläne des Managements dürften am Ende deutlich komplizierter, risikobehafteter und damit auch teurer werden, als von Continental geplant“, prognostizieren Bohnhof und Hickert. Insofern stellt man sich auf Seiten des Betriebsrats bereits auf langwierige, schwierige und unter Umständen konfrontative Verhandlungen ein.

Bislang sind für die Restrukturierung der Reifensparte Rückstellungen von über einer Viertel Milliarde Euro vorgesehen, wovon ein Großteil auf die Schließung des Standorts Aachen entfallen dürfte. „Diese Summe reicht angesichts von 1800 Beschäftigten, die von Entlassung bedroht sind, für die von Continental zugesagte sozialverträgliche Schließung bei Weitem nicht aus“, rechnen die Betriebsräte vor. 
Vor diesem Hintergrund erwarten Beschäftigte, Betriebsrat und IG BCE von Continental, dass der Konzern im Sinne aller Stakeholder auf einen konstruktiven Lösungsansatz umschwenkt.

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