Die Tarifverhandlungen für die bundesweit 580.000 Beschäftigten der Chemiebranche sind gestern Nachmittag in Hannover gestartet – und haben sich bis in die Nachtstunden gezogen. IGBCE und Arbeitgeber haben und hatten viel zu besprechen. Denn widersprüchlicher könnte die Situation für die Verhandlungen nicht sein.
Auf der einen Seite hat die Branche ein Jahr mit Rekordgewinnen hinter sich und plant Rekordausschüttungen an ihre Aktionärinnen und Aktionäre. Auf der anderen Seite sind die Aussichten so düster wie lange nicht mehr: Der völkerrechtswidrige Krieg in der Ukraine hat die ohnehin schon angespannte Rohstoffsituation endgültig vor den Kollaps gebracht.
Seit dem 24. Februar sei alles anders, so IGBCE-Verhandlungsführer Ralf Sikorski und betont: „Das ist nicht die Zeit für Tricksereien. Das ist die Zeit für Verantwortung und für Lösungen.“ In einer solchen Situation Tarifverhandlungen zu führen, ist eine Herausforderung der besonderen Art. Eine, in der man die unsichere ökonomischen Lage und den berechtigten Wunsch der Menschen nach Kaufkraftsteigerung zusammenbringen müsse.
Dennoch ist klar, dass sich an einem nichts geändert hat: Die Inflation trifft die IGBCE-Mitglieder hart, die Preise gehen durch die Decke. Die Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben müssen ihre Heizungs-, Strom- und Gasrechnungen bezahlen – und das jetzt. Der IGBCE-Verhandlungsführer hebt deshalb hervor: „Die Brücke ist kein Verschieben der Tarifrunde. Die Brücke ist kein Aussetzen und keine Einmalzahlung“, betont Sikorski. Es werde eine tabellenwirksame Entgelterhöhung geben müssen.“
Die Verhandlungen sind für zwei Tage angesetzt.
Über alle aktuellen Entwicklungen bei den Verhandlungen halten wir euch in unserem Liveticker auf dem Laufenden:
Liveticker von den Verhandlungen
Mitglieder der Bundestarifkommission zum Stand der Verhandlungen.