Tarifrunde Private Energiewirtschaft

Warnstreik unterm Kühlturm

Mit Trillerpfeifen und Klatschpappen haben die Beschäftigten der Preussen Elektra am 20.4.2023 im niedersächsischen Kernkraftwerk Grohnde den Druck auf ihren Arbeitgeber erhöht. „Wir wollen unseren Unmut über die stockenden Tarifverhandlungen laut und deutlich zeigen“, erklärte Betriebsrat Michael Postel.

Grohnde 1
Foto: © Michaela Ludwig

Knapp 200 Kolleginnen und Kollegen aus dem Kraftwerk, von der Hauptverwaltung in Hannover sowie weiteren E.ON-Standorten sind dem gemeinsamen Aufruf von IGBCE und ver.di zu einem bundesweiten Warnstreik gefolgt und haben sich am Fuße des mächtigen Kraftwerk-Kühlturms versammelt. Denn auch in der zweiten Tarifrunde am gestrigen Donnerstag konnten sich Arbeitgeber und Gewerkschaften nicht auf ein Ergebnis für die zehntausenden Beschäftigten in der privaten Energiewirtschaft einigen. Mehr noch: Als „katastrophal“ bezeichnet IGBCE-Verhandlungsführer Holger Nieden den Verlauf. „Die Arbeitgeber haben sich kein Stück auf uns zu bewegt und blockieren eine mögliche Einigung komplett.“ IGBCE und ver.di fordern in der gemeinsamen Tarifverhandlung Entgelterhöhungen von 13 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten – mindestens aber 550 Euro mehr pro Monat.

Starkes Signal

Für Betriebsrat Michael Postel war nun eine Reaktion der Kolleginnen und Kollegen fällig: „Da hilft nur noch Druck“, bestätigte er. „Die Arbeitgeber sollen in der nächsten Tarifrunde am Montag ein vernünftiges Angebot auf den Tisch legen.“ Mit dem Warnstreik hätten die Beschäftigten laut Gewerkschaftssekretär Sören Tuleweit ein starkes Signal gesendet, dass sie „hinter den Forderungen der Tarifkommission stehen.“ Mit dem Rückhalt durch die Belegschaft zeigt sich auch Marc Nandrin, Vorsitzender der Vertrauensleute, zufrieden. „Wir sind hier ohnehin gewerkschaftlich gut organisiert. Es war nicht schwer, die Kolleginnen und Kollegen für den Warnstreik zu mobilisieren.“ Da der letzte Tarifabschluss mit 24 Monaten eine lange Laufzeit hatte, sei der Druck durch Inflation und gestiegene Strom- und Energiepreise für die Beschäftigten deutlich spürbar, berichtete Christine Kammel. Zudem habe Preussen Elektra durch die Laufzeitverlängerung des Atomkraftwerks Isar 2 enorme Gewinne einstreichen können, ergänzt ein Kollege. Sollte es am Montag zu keinem Abschluss kommen, werde die Tarifkommission über ein Scheitern der Verhandlungen nachdenken, kündigte IGBCE-Verhandlungsführer Holger Nieden an. Dann drohten Urabstimmung und unbefristeter Streik.