Linpac in Beeskow

IGBCE: „Wir wehren uns gegen eine Dumping-Betriebsschließung bei Linpac!“

Nach dem neunten Verhandlungstag über die Zukunft des Linpac-Standortes in Beeskow (Landkreis Oder-Spree) ist klar, dass das Werk im Konzern keine Zukunft mehr hat. Jetzt geht es im Rahmen von Interessenausgleich und Sozialplan-Verhandlungen um ein annehmbares Gesamtpaket im Sinne der ca. 60 Beschäftigten.

Linpac 07-2023

Linpac-Beschäftigte wehren sich gegen Dumping-Betriebsschließung

Foto: © IGBCE

Der Verpackungshersteller Linpac Packaging Rigid GmbH soll laut Wunsch des Klöckner Pentaplast-Konzerns definitiv geschlossen werden. In neun Verhandlungs-Runden haben die Betriebsräte am Standort mithilfe der zuständigen Multibranchengewerkschaft IGBCE immer wieder versucht, eine Zukunftsperspektive für das Werk zu entwickeln. Klöckner Pentaplast lehnt diese jedoch definitiv ab und hält an den Plänen zur Schließung in diesem Jahr fest. „Am Ende können wir das Unternehmen nicht dazu zwingen, so bitter es ist, am Standort in Beeskow weiter zu produzieren. Die Beweggründe können wir immer noch nicht verstehen, aber müssen jetzt damit umgehen. Was aber nicht geht, ist die Tatsache, dass Klöckner Pentaplast jetzt auch noch versucht, den Beschäftigten mit einer Dumping-Betriebsschließung am Ende noch mal einen Schlag in die Magengrube mitzugeben. Da wehren wir uns!“, sagt der zuständige Gewerkschaftssekretär Anis Ben-Rhouma.

Am Standort in Beeskow wurden über Jahrzehnte hinweg viel niedrigere Löhne als im Schwesterwerk in Ritterhude (Niedersachsen) oder in Montabaur (Rheinland-Pfalz) gezahlt. Die IGBCE hatte im Rahmen von Tarifverhandlungen mit Warnstreiks versucht, diese Differenz auszugleichen. Das ist jedoch noch nicht vollumfänglich gelungen. „Wir wollten das Thema für die nächste Tarifverhandlung wieder aufnehmen und jetzt müssen wir uns mit diesem Mist rumschlagen“, erklärt Ben-Rhouma enttäuscht über den fehlenden Willen der Konzernleitung, den Weg mit Investitionen in Beeskow weiterzugehen.

Im Rahmen einer Betriebsversammlung wurde am Mittwoch (05.07.2023) die Belegschaft über den aktuellen Stand informiert. Die Forderungen der Verhandlungskommission der Beschäftigten und das Angebot des Arbeitgebers in Bezug auf ein Volumen für mögliche Abfindungen und Weiteres liegen noch meilenweit auseinander. Wenn hier nicht in den nächsten Tagen Bewegung reinkommt, wird es ein gerichtliches Verfahren vor der sog. Einigungsstelle geben. Hier wird mithilfe eines zu bestimmenden Vorsitzenden dann abermals versucht, eine Einigung zu erzielen. Ein Spruch der Einigungsstelle würde verbindliche Regeln für die Betriebsschließung festlegen. „Wir sind hierfür sehr gut vorbereitet und scheuen diesen Weg nicht. Wir haben sehr intensiv nachgerechnet, was die Betriebsschließung für Nachteile für die Beschäftigten mit sich bringt. Diese sind auszugleichen und der Arbeitgeber ist jetzt unter Zugzwang!“, macht Ben-Rhouma deutlich.

Der Beeskower Betriebsratsvorsitzende Björn Frisch ist nach der Betriebsversammlung zumindest mit einer Sache zufrieden: „Die Belegschaft steht geschlossen hinter uns als Betriebsrat und wir erfahren tagtäglich Unterstützung für unseren Kurs. Auch wenn es hier immer härter wird, da offensichtlich Produktion schon abgezogen wurde.“ In der Informationsphase zu den Verhandlungen wurde durch die Verhandlungskommission herausgefunden, dass sowohl Volumen im Bereich PET (Polyethylenterephthalat), das der Konzern weiter produzieren will, bereits an andere Standorte verlagert wurde als auch, dass Produkte im Bereich PP (Polypropylen) von Konkurrenten im Auftrag von Klöckner Pentaplast hergestellt werden. Die Verabschiedung von der PP-Herstellung aus Nachhaltigkeitsgründen wurde immer wieder als Hauptgrund für die Werksschließung angeführt. Dies scheint aber wohl nur für den Beeskower Standort so richtig zu gelten, so die Vertretung der Beschäftigten.

„Wir werden jetzt alles dafür geben, dass wir am Standort zumindest am Ende noch einmal etwas Gerechtigkeit erfahren und ein anständiges Angebot auf den Tisch kommt, so wie es die Konzernleitung bei der letzten Versammlung versprochen hatte“, so Betriebsratsvorsitzender Frisch.


Zu den weiteren Hintergründen aus Sicht der IGBCE ein weiterführender Text aus der Berliner Zeitung: Brandenburger Werk schließt: Ein gutes Beispiel für Oschmanns Thesen (berliner-zeitung.de)