Vertrauensleute Baden-Württemberg

VL-Konferenz

75 Jahre Tarifvertragsgesetz - mit Mut gemacht!

VLK 2024
Foto: © Tanja Mlejnek / IGBCE

75 Jahre Tarifvertragsgesetz: Anlass für den Landesbezirk, zur Vertrauensleute(VL)-Konferenz nach Karlsruhe zu laden. Dabei ging es nicht nur darum, zurück zu schauen: Schließlich stehen die VL-Wahlen ebenso an wie der Start in die Chemie-Tarifrunde 2024.


Die Macht zu verteilen, die Demokratie in den Köpfen der arbeitenden Bevölkerung zu bekommen – das waren zwei wesentliche Gründe dafür, weshalb die britischen und amerikanischen Besatzungsmächte nach Ende des Zweiten Weltkrieges – aber noch vor Inkrafttreten des Grundgesetzes – Mitbestimmungsstrukturen in Deutschland etablierten. Patrik Huber, langjähriger Fachsekretär für Gute Arbeit und Demografie im Landesbezirk, machte den Anwesenden die Entstehungsgeschichte des Tarifvertragsgesetzes erlebbar. „Betriebsräte waren als Kontrollinstanzen absichtlich gewollt.“

Sinn und Nutzen von Tarifverträgen schilderte Rolf Benz, der nicht nur langjähriges Mitglied der Bundestarifkommission Chemie war, sondern mit seinen Betriebsratserfahrungen ebenfalls viele Jahre lang IGBCE-Mitglieder in ihren Gremien beriet. „Die Aufzahlung im Krankheitsfall oder unser ständiges Pochen, auszubilden und so Fachkräfte zu sichern – das sind zwei Beispiele dafür, wo Tarifverträge ganz konkret mehr bieten als der gesetzliche Mindeststandard.“

Leistungen der Tarifverträge stärker kommunizieren

Benz und Huber moderierten zwei Workshops, in denen es darum ging, Tarifverträge zukunftsfit und -fest zu machen. Sie diskutierten dabei auch die Frage, inwieweit IGBCE-Mitglieder bevorzugt behandelt werden sollten. Schließlich schließt die Gewerkschaft die Tarifverträge nur für Mitglieder ab. Lösungsansätze wie verstärkt aufzuklären, Erklär-Videos zu entwickeln oder verschiedene Kompetenzen im Betriebsratsgremium gezielt zu verteilen, wurden entwickelt. „Wichtig ist auch, nach einer Tarifrunde nicht nur einen Tarifabschluss zu präsentieren, sondern den Verlauf einer Auseinandersetzung kontinuierlich darzustellen. Also von Runde zu Runde: Was fordern wir und wozu sind die Arbeitgeber bereit“, empfahl Landesbezirksleiterin Catharina Clay beispielsweise einen separaten, inhaltlichen Punkt für Betriebsversammlungen.

Die Tarifrunde findet in den Betrieben statt

Oliver Heinrich, Mitglied im geschäftsführenden Hauptvorstand (gHV) und Bundesverhandlungsführer für die Chemische Industrie, knüpfte daran an: „Eure Tarifrunde fängt jetzt am Dienstag, mit Bekanntgabe der Forderungsempfehlung, an. Erfolgreiche Tarifabschlüsse brauchen die Stärke der Mitglieder.“

Die Gewerkschafter*innen diskutierten zudem, unter Moderation von Veranstalter und Gewerkschaftssekretär Kai Königshausen, mit Oliver Heinrich (gHV) und Boris Weirauch (SPD-MdL). Neben der Thematik Tarifbindung ging es insbesondere auch darum, wo die Energiewende im Land hakt. Bei der Windenergie sei Baden-Württemberg eben kein Musterländle, betonte Weirauch. Das Land brauche endlich einen verlässlichen Plan, erst recht bei der Sicherstellung von Infrastruktur, etwa beim Thema Wasserstoff.

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