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Verhandlungen in Rheinland-Pfalz enden ergebnislos

Chemie-Tarifverhandlung endet ergebnislos/Roland Strasser: „Beschäftigte sorgen mit ihrem Einsatz für die Dividenden, die auch 2024 wieder fließen werden.“

Verhandlungsbeginn in Rheinland-Pfalz
Foto: © Daniel Krist

Die heutige (15. April) Tarifverhandlung für die rund 69.000  Beschäftigten der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Rheinland-Pfalz endete ergebnislos. Verhandlungsführer und Landesbezirksleiter Roland Strasser wies die Vorstellungen der Arbeitgeberseite nach einer Nullrunde entschieden zurück: „Die Chemie-Arbeitgeber fordern, dass wir uns in dieser Tarifrunde auf die Realitäten besinnen. Genau das tun wir“, kontert Strasser. „Denn die Realität wird sein, dass viele Unternehmen auch 2024 wieder ihr Dividenden-Füllhorn ausschütten werden. Dann aber den Beschäftigten, die dies alles überhaupt erst tagtäglich erarbeiten zu sagen, für Euch ist kein Geld da – das ist realitätsfern, respektlos und sorgte in der Tarifkommission für ziemliche Empörung.“

Inflationsausgleichprämien haben zeitlich nur kurzfristig gewirkt

Aus Sicht der Arbeitgeber soll der vergangene Tarifabschluss vom Oktober 2022 mit zweimal 3,25 Prozent Plus und insgesamt 3000 Euro steuer- und abgabenfreier Inflationsausgleichsprämie dafür gesorgt haben, die massiven Preissteigerungen über die Laufzeit von 20 Monaten auszugleichen. „Das war aber eben nicht von Dauer. Die Wirkung der Prämien war zeitlich begrenzt“, so Strasser.

Absolut kein Grund für eine „Nullrunde“

„Das Bild der Branche ist weitaus vielfältiger, als die Arbeitgeber es malen.“ Schwierig sei die Lage allein bei den energieintensiven Industrien, die Geschäfte der Konsumgüter- und Pharmaindustrie liefen gut bis hervorragend. Strasser ergänzte, dass derzeit nur wenige Unternehmen von Öffnungsklauseln aus wirtschaftlicher Not Gebrauch machten. „Eine existentielle Krise sieht anders aus.“

Forderung 1: Mehr Geld

Die IGBCE hält weiterhin an ihren beschlossenen Forderungen fest. Dazu gehören zunächst eine Entgelterhöhung um sieben Prozent. „Mehr Geld in den Taschen der Beschäftigten hilft, den Binnenkonsum zu stabilisieren und fördert das Wirtschaftswachstum. Daher soll das Forderungsvolumen bei einer Laufzeit von zwölf Monaten um sieben Prozent liegen.“ Dies würde dazu beitragen, die Herausforderungen der aktuellen wirtschaftlichen Situation zu bewältigen und nachhaltig die Kaufkraft der Mitglieder zu sichern. „Reallohnverluste in dieser Leitindustrie können und werden wir nicht akzeptieren“, machte Strasser deutlich.

Forderung 2: Vorteile für Gewerkschaftsmitglieder

Neben mehr Geld will die IGBCE tarifliche Vorteile für Gewerkschaftsmitglieder durchsetzen. „Ohne den Einsatz der organisierten Kolleginnen und Kollegen, hätte der Arbeitgeberverband keinen Ansprechpartner in Tarifverhandlungen und bei sich vor Ort und ebenfalls keine gut organisierten Mitbestimmungsstrukturen, welche aktuell notwendige Veränderungsprozesse auch auf der Beschäftigtenseite mitgestalten. Somit ist der Mitgliederbonus ganz klar von Vorteil für die Arbeitgeber“, kommentiert Ramon Jüngling, Betriebsratsvorsitzender bei Sun Chemical Colors & Effects und Mitglied der Tarifkommission.

Forderung 3: Ein Update für den Bundesentgelttarifvertrag

Teil drei der Forderung umfasst ein Update des 1988 abgeschlossenen Bundesentgelttarifvertrags (BETV). „Hier besteht ganz klar Anpassungsbedarf an die heutigen Anforderungen und Qualifikationen im beruflichen Alltag 2024“, so Sibylle Anhorn, Betriebsratsvorsitzende bei Boehringer Ingelheim und Mitglied der Tarifkommission. „Von vielen Jobs hatte man Ende der 1980er-Jahre noch gar keine Vorstellung, wie zum Beispiel die Tätigkeit von IT-Spezialisten und Datenanalysten. Wir brauchen hier dringend ein Update.“

Weiterer Verlauf der Tarifrunde

Die Verhandlungen werden zunächst in allen Tarifbezirken durchgeführt. Erst nach Abschluss der letzten regionalen Tarifverhandlung am 26. April im Saarland wird entschieden, ob die regionalen Tarifkommissionen weiterverhandeln oder das Mandat für weitere Verhandlungen an die Bundestarifkommission übertragen wird.