Nach einer kurzen Streikwelle erfolgreich zum Ergebnis

Tarifabschluss bei Synlab MVZ

Sie waren ein eindrucksvolles Signal und haben zu einem starken Ergebnis geführt: Nach Warnstreiks – unter anderem in Augsburg und Weiden – infolge von zuvor vier erfolglosen Verhandlungsrunden hat sich die Laborgewerkschaft IGBCE mit dem Diagnostik-Spezialisten Synlab Anfang Februar auf einen Abschluss geeinigt. Mitgliedervorteil inklusive.

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„Labordienstleister Nummer eins, Geld für Mitarbeiter gibt’s keins“, „Erst systemrelevant, nun uninteressant?“, „Faire Löhne sind keine Synde“: Unter anderem mit diesen Botschaften setzten rund 200 Mitarbeitende von Synlab MVZ in Weiden am 23. Januar ein deutliches Zeichen. Bei einem Demonstrationszug durch die ganze Stadt verliehen sie ihrer Forderung nach einer fairen Bezahlung für ihre wichtige Arbeit eindrucksvoll Nachdruck.

Dasselbe Bild in Augsburg: Auch am dortigen Synlab-Campus, dem deutschen Hauptsitz des größten Labordienstleisters in Europa, kamen rund 100 Mitarbeitende zusammen, um ihre Wut und Enttäuschung über die Arbeitgeberseite zum Ausdruck zu bringen. Diese hatte zuvor in vier Verhandlungsrunden kein adäquates Angebot vorgelegt und mit dem vorläufigen Scheitern der Tarifverhandlungen den Warnstreik provoziert.

Der Einsatz hat sich gelohnt: Dank des großen Engagements der Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben und der hohen Beteiligung an den Streiks Ende Januar in Augsburg und Weiden sowie an den Standorten Leinfelden, Bonn, Eppelheim und Jena können sich die 3.500 Beschäftigten in den medizinischen Versorgungszentren von Synlab in Deutschland über eine Lohn- und Gehaltssteigerung von durchschnittlich 14,6 Prozent freuen. Der Abschluss sieht in 2024 eine steuerfreie Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 1.080 Euro vor, die in drei Raten ausgezahlt wird. IGBCE-Mitglieder erhalten einmalig 400 Euro zusätzlich. Die Laufzeit beträgt 22 Monate, sie endet zum 31. Oktober 2025.

Ab 1. Juli 2024 folgt eine nachhaltige und substanzielle Erhöhung aller Entgeltgruppen durch einen Sockelbetrag, ab 1. Januar und 1. Juli 2025 folgt eine weitere Lohn- und Gehaltserhöhung um jeweils drei Prozent. Hinzu kommen einheitlich 30 Urlaubstage für alle, sowie ein steigendes Urlaubs- und Weihnachtsgeld bereits ab 2024. Auch die Auszubildenden profitieren von einer merklichen Erhöhung ihrer Vergütung sowie von der Inflationsausgleichsprämie. „Die Verhandlungskommission hat ein gutes Ergebnis erkämpft“, betont IGBCE-Verhandlungsführer Marc Welters. Gerade für die unteren Entgeltgruppen bringe die deutliche Anhebung der Vergütungen eine spürbare und nachhaltige Entlastung im Portemonnaie.

Iris Schopper, Gewerkschaftssekretärin im IGBCE-Bezirk Nordostbayern und dort zuständig für den Synlab-Standort in Weiden unterstreicht: „Wir haben mit unseren Warnstreiks erfolgreich Druck gemacht, um für unsere Mitglieder ein deutliches Zeichen der Wertschätzung zu fordern. Die Kolleginnen und Kollegen kümmern sich tagtäglich und voll motiviert bis zur Belastungsgrenze um die Gesundheit von Patientinnen und Patienten. Das muss honoriert werden.“

Ihr Augsburger IGBCE-Gewerkschaftskollege Tobias Schrall macht deutlich: „In den Corona-Jahren haben sich die Gesellschafter von Synlab die Taschen voll gesteckt und nun sollte wieder auf dem Rücken der Beschäftigten gespart werden. Wir haben sowohl in Augsburg als auch in Weiden deutlich gemacht, dass wir da nicht mitgehen.“

Harald Sikorski resümiert: „Wir sind eine Gewerkschaft, die immer versucht, auf dem Verhandlungsweg gute Ergebnisse zu erzielen. Aber wir haben mit der kurzen, erfolgreichen Streikwelle eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass wir auch anders können, wenn die Arbeitgeberseite meint, Sozialpartnerschaft sei eine Einbahnstraße.“ Der Landesbezirksleiter der IGBCE in Bayern weiter: „Die Mitarbeitenden in den in den medizinischen Versorgungszentren haben in der schwierigsten Phase der Corona-Pandemie den Laden am Laufen gehalten. Nun sollen sie auch ihren gerechten Lohn in Zeiten maximal gestiegenen Preisen bekommen.“

Die beiden Aktionen in Augsburg und Weiden hätten ein starkes Signal in die ganze IGBCE-Familie hinein gesetzt und seien ein wichtiger Schritt gewesen, um letztlich doch noch ein verhandlungsfähiges Angebot zu bekommen. Am Ende hat sich der Einsatz gelohnt und gezeigt: Gewerkschaft wirkt, Solidarität und Mitgliedschaft zahlen sich aus

Der Abschluss im Detail:Rückwirkend zum 1. Januar 2024: Vergütungen in den unteren Entgeltgruppen A und B steigen um 65 EuroMärz 2024: Zahlung von 360 Euro Inflationsausgleichsprämie (Teilzeitkräfte anteilig, Auszubildende 180 Euro)Mai 2024: Zahlung von 360 Euro Inflationsausgleichsprämie. IGBCE-Mitglieder erhalten zusätzlich 400 Euro Inflationsausgleichsprämie.Juni 2024: Zahlung von 360 Euro InflationsausgleichsprämieAb Juli 2024: Erhöhung der Entgelte um einen Sockelbetrag in Höhe von 215 Euro in den unteren Entgeltgruppen C und D, 150 Euro in A/B. Die Entgelte in den höheren Entgeltgruppen E bis G steigen um 3 Prozent. Die Ausbildungsvergütungen steigen auf 1.250 Euro im 1. Ausbildungsjahr, 1.350 Euro im 2. Ausbildungsjahr, 1.450 Euro im 3. Ausbildungsjahr und 1.550 Euro im vierten Ausbildungsjahr.Ab Januar 2025: alle Entgelte steigen um 3 ProzentAb Juli 2025: alle Entgelte steigen um 3 ProzentLaufzeit: 22 Monate (bis zum 31. Oktober 2025)Zusätzlich haben sich beide Seiten auf folgende Verbesserungen im Manteltarifvertrag geeinigt:30 Tage Urlaub für alle ab 202424 Euro Urlaubsgeld pro Urlaubstag in 2024, 25 Euro Urlaubsgeld pro Urlaubstag ab 2025Weihnachtsgeld erhöht sich ab 2024 um 5 Prozent auf 55 Prozent, 65 Prozent, 75 Prozent und 85 Prozent (je nach Betriebszugehörigkeit)


Bildunterschriften:

Titelbild: Seite an Seite im Einsatz für einen gerechten Lohn in Zeiten maximal gestiegener Preise: Harald Sikorski (m.), Landesbezirksleiter der IGBCE und Iris Schopper (li.), Gewerkschaftssekretärin im IGBCE-Bezirk Nordostbayern, beim Demozug durch Weiden. (IGBCE Bayern)

Bild im Artikel: Gewerkschaft wirkt, Solidarität und Mitgliedschaft zahlen sich aus: Die Streiks, zu denen die IGBCE unter anderem in Augsburg und Weiden aufgerufen hatte, haben zu einem starken Tarifabschluss bei Synlab MVZ geführt. (IGBCE Bayern)