Adolf-Schmidt-Bildungszentrum

IG-BCE-Mitglieder besuchen die KZ Gedenkstätte Esterwegen

Am 05.08.2020 besuchten IG BCE-Kollegen die KZ Gedenkstätte Esterwegen im Emsland. Die Exkursion fand statt im Rahmen des einwöchigen IG BCE-Bildungsseminars „Gegen das Vergessen – Gewerkschafter im Konzentrationslager“ im Adolf-Schmidt-Bildungszentrum in Haltern am See, das die Referenten Dr. Klaus Pirke und  Marco Jelic betreuten. 

Besuch im KZ Esterwegen

Antonio Laurenzana, Chemikant und IG BCE-Kollege aus Dorsten, legte die Blumen stellvertretend für die Seminarteilnehmer am Mahnmal für die „Moorsoldaten“ nieder.

Foto: © Klaus Pirke

Das Konzentrationslager Esterwegen war eines von 15 Lagern im Emsland. Unter den zahlreichen Opfern von Misshandlung und Folter war unter anderem auch der prominente Gewerkschafter Fritz Husemann, Vorsitzender der IG-Bergbau-Vorgängerin „Alter Verband“, der im April 1935 von den Nazis in Esterwegen ermordet wurde. Im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus legten die Teilnehmer einen Strauß Nelken nieder und gedachten anschließend der Opfer in einer Schweigeminute.

Antonio Laurenzana, Chemikant und IG BCE-Kollege aus Dorsten, legte die Blumen stellvertretend für die Seminarteilnehmer am Mahnmal für die „Moorsoldaten“ nieder. Er sieht in dem Besuch eine Mahnung, niemals zu vergessen: „Es ist wichtig, dass wir die Erinnerung wach halten an die schreckliche Zeit der Nazis, gerade wir als Gewerkschafter.“ Die Erinnerung müsse aber auch ein Auftrag für die Gegenwart sein: „Es darf nie wieder passieren, dass Menschen wegen ihres Glaubens, ihrer Herkunft oder politischen Einstellung ausgegrenzt oder verfolgt werden. Daher gilt es auch, jetzt den Rechtsextremen und Rechtspopulisten entgegenzutreten.“

Im Laufe des Seminars beschäftigten sich die Teilnehmer mit den Anfängen der Arbeiterbewegung, dem Scheitern der Weimarer Republik und der sofort nach der Machtübernahme Hitlers einsetzenden Zerschlagung der Gewerkschaften. Historiker Klaus Pirke erklärt: „Die Geschehnisse 1933 zeigen, in welchem rasanten Tempo nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler die Verfassung ausgehöhlt und die Demokratie zu einer mörderischen Diktatur umgebaut wurde. Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter gehörten mit zu den ersten Verfolgten, die von NS-Schergen misshandelt und in Konzentrationslager verschleppt wurden.“

Marco Jelic, Politikwissenschaftler und Redakteur beim gewerkschaftlichen Antirassismus-Verein, „Mach` meinen Kumpel nicht an! (Gelbe Hand)“, stellte die Brücke von der Vergangenheit zu den heutigen Herausforderungen her. Auch wenn man die Zeiten nicht in Gänze vergleichen könne, man erlebe wieder eine starke Polarisierung  in der Gesellschaft sowie das Erstarken von Rassismus und Rechtsextremismus: „Das ist besorgniserregend und eine Gefahr für unsere Demokratie“, so Jelic. Gewerkschaften müssten sich dem entgegenstellen: „Wir stehen für eine offene und solidarische Gesellschaft, in der kein Platz für rechte Hetze ist.“