Beabsichtigtes Produktionsende von Villeroy & Boch Fliesen GmbH

Roland Strasser: „Für hausgemachtes Missmanagement sollen jetzt die Beschäftigten herhalten“

Die Gewerkschaft der feinkeramischen Industrie IGBCE kritisiert scharf das geplante Aus für die traditionsreiche Fliesenproduktion der Villeroy & Boch Fliesen GmbH im Saarland. „Nach außen hin nutzt man das aktuell in aller Munde liegende Argument hoher Energiepreise. Tatsächlich fallen 200 Beschäftigte einem hausgemachten Missmanagement zum Opfer“, beurteilt IGBCE-Landesbezirksleiter Roland Strasser. Klar ist: Der Standortsicherungsvertrag der betriebsbedingte Kündigungen bis Ende März 2023 ausschließt ist einzuhalten. Verträge sind dafür da eingehalten zu werden und zwar von allen Seiten. Das gilt auch für das Management. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten seit Jahrzehnten erstklassige Arbeit und verdienen den Respekt und die Wertschätzung, der ihnen gebührt. Der Betriebsrat und die IGBCE werden das sehr genau beobachten“.

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Foto: © Villeroy & Boch

Ende April hatte das Unternehmen den Arbeitnehmervertreterinnen und -vertreter, die Schließungsabsicht offenbart. Für Betriebsratsvorsitzender Uwe François zu spät: „Bei einer Betriebsänderung dieses Ausmaßes – die Produktion soll komplett in die Türkei verlagert werden – hat das Unternehmen laut Betriebsverfassungsgesetz den Betriebsrat nicht nur frühzeitig zu informieren, sondern auch mit ihm darüber zu beraten. Mir kann keiner erzählen, dass man das erst im April entschieden haben will.“

Schon im Spätjahr dieses Jahres die Volumina in der Türkei herzustellen, brauche – so François – eine Vorlaufzeit von mindestens einem Jahr, eher zwei. „Wenn dann auch noch 2021, absichtlich oder unabsichtlich, Teile der Produktion hier in Merzig gekürzt wurden, dann ist klar, dass der Standort sich verteuern muss. Gleichwohl hat die Arbeitnehmervertretung in Zusammenarbeit mit der IGBCE die Zeit seit Ende April genutzt und der Geschäftsführung sowie dem Aufsichtsrat ein zukunftsgerichtetes Produktionskonzept mit Wasserstoff als Energieträger für den Standort Merzig präsentiert. Doch mein Eindruck ist, dass dies von vornherein keine Chance hatte.“

„Wir wiesen seit Jahren, immer eng mit dem Betriebsrat, das Unternehmen wieder und wieder darauf hin, dass Produktionstechnik und Produktpalette dringend ein Update benötigen“, so Bezirksleiter Heiko Metzger. „Das wurde komplett ignoriert. Nun soll die Belegschaft den Preis bezahlen.“ Jetzt kämpfe man für einen vernünftigen Sozialplan. „Die Basis dafür ist der vereinbarte Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis zum 31. März 2023.“