Landesbezirk

Rekordanzahl neuer Arbeitsplätze

Die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze in der norddeutschen Chemie- und Pharmaindustrie hat den höchsten Stand seit 20 Jahren erreicht. Mit 1101 angebotenen Plätzen konnte das Rekordergebnis aus dem Vorjahr um weitere 44 Plätze gesteigert werden.

Rundertisch

Sozialpartner diskutieren über Strategien zur Gewinnung von Auszubildenden.

Foto: © Michaela Ludwig

Allerdings stagniert die Anzahl der unterschriebenen Ausbildungsverträge bei 936. Damit konnten 165 Plätze nicht besetzt werden, mehr als in den Vorjahren. Das stellten Vertreter und Vertreterinnen des IGBCE-Landesbezirks und des Arbeitgeberverbands ChemieNord beim "Runden Tisch für Arbeitsmarktfragen" am 20. November in der IGBCE-Hauptverwaltung in Hannover fest.

Landesbezirksleiter Ralf Becker begrüßte das steigende Ausbildungsplatzangebot, äußerte sich jedoch kritisch über die stagnierende Anzahl der unterschriebenen Ausbildungsverträge. "Die Arbeitgeber müssen unter den Jugendlichen verstärkt für eine Ausbildung werben und die Bewerbungsprozesse so überarbeiten, dass kein Jugendlicher bereits im Vorfeld ausgeschlossen wird. Zugleich sollten sie sich noch mehr bemühen, auch nicht ausbildungsfähige Jugendliche so zu qualifizieren, dass sie eine Ausbildung aufnehmen können."

Anja Görlach, Betriebsrätin und Mitglied im Landesbezirksvorstand, berichtete über die Situation bei Albemarle in Langelsheim. "Wir konnten alle 24 Ausbildungsplätze besetzen. Der Aufwand wächst jedoch von Jahr zu Jahr." Insbesondere für die Ausbildung zum Chemikanten bewerben sich immer weniger Jugendliche. Neben der Teilnahme an Messen oder Ideen-Expo suchen die Unternehmen nach neuen Wegen, um über die Bandbreite der Chemie-Ausbildungsberufe zu informieren und sich als Arbeitgeber zu präsentieren. Bei Albemarle trage eine Schul-Kooperation erste Früchte, erzählte Anja Görlach. An einem festen Wochentag besuchen Schüler*innen das Unternehmen und lernen die unterschiedlichen Abteilungen kennen. Allein in diesem Jahr haben fünf dieser Jugendlichen eine Ausbildung unter anderem als Anlagenmechaniker und Elektroniker im Haus begonnen.

Auch Dr. Sarah Saeidy-Nory, Hauptgeschäftsführerin des Arbeitgeberverbandes ChemieNord, unterstreicht: "Die chemische und pharmazeutische Industrie befindet sich mitten in der Transformation. Der mit der Demografie einhergehende Fach- und Arbeitskräftemangel wird zu einer der größten Herausforderungen für unsere Unternehmen. Ein erfolgreiches Recruiting und eine zukunftsorientierte Qualifizierung sind deshalb entscheidende Wettbewerbs- und Innovationsfaktoren." Die Chemie investierte schon seit vielen Jahren massiv in ihre Aus- und Weiterbildung.

Für eine Ausbildung in der Chemieindustrie sprechen auch die hohen Übernahmezahlen: So wurden 95 Prozent der jungen Menschen nach Abschluss ihrer Ausbildung übernommen, rund 47 Prozent in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis.

Für das Jahr 2024 planen die norddeutschen Chemie-Sozialpartner weitere Veranstaltungen zur Rekrutierung von Auszubildenden, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Eine erste Veranstaltung zum Thema Aus- und Weiterbildung in der Chemiebranche vor dem Hintergrund der Transformation in 2023 war auf großes Interesse gestoßen. Darüber hinaus sollen nun im Rahmen weiterer Veranstaltungen Ausbilderinnen und Ausbilder unter anderem für den Umgang mit Jugendlichen mit hohem Unterstützungsbedarf sensibilisiert werden.