Protestkundgebung bei der Boryszew Kunststofftechnik Deutschland GmbH am 12.04.22

Protestkundgebung bei Boryszew:

Über 350 Beschäftigte sigalisierten:

„Ihr nehmt uns die Butter vom Brot!“ 

Prostestaktion Boryszew

Danke, liebe Kolleg*innen.  Unsere Protestkundgebung war ein klares Signal an die Geschäftsführung und zu VW Wolfsburg. Wir zeigten am 12. April  teil der Geschäftsführung die gelbe Karte. Unter blauem Himmel diskutierten wir engagiert über unsere Existenzängste und Enttäuschung über die Geschäftsführung, wie zum Beispiel: „Wir müssen mit dem Auto zur Arbeit kommen, haben jetzt aber höhere Spritkosten. Das ist für viele von uns nicht zu stemmen!“  

Obwohl sich die Geschäftsführung nicht vor den Toren des Unternehmens zeigte und mit den Teilnehmenden sprach, war ganz klar, dass die Kundgebung von ihr (z.B. vom Bürofenster aus) verfolgt wurde und sie die  „Vorträge“ via Megaphon hören konnte. Ein Teilnehmer: „Vielleicht ein kleiner Hoffnungsschimmer, dass sie endlich für uns etwas tun. Sie können uns doch nicht am langen Arm verhungern lassen!“

Aber die Protestkundgebung aus Gardelegen war auch ein klares Signal in das  45 Kilometer entfernte Wolfburg zu VW. Denn eines ist klar: Wenn beim Automobilzulieferer Boryszew die Produktion auch nur eine Minute runter gefahren wird, sieht man bei VW Wolfsburg rot. Die Produktion ist gefährdet. Was in die Autos einbauen, wenn die Teile nicht da sind?

Deshalb hatte die IG BCE Halle Magdeburg die Belegschaft zu einer tariflichen Protestkundgebung am Dienstag, 12. April, vor den Toren des Unternehmens an der Stendaler Chaussee aufgerufen.  Dem zuvor sind drei gescheiterte Verhandlungsrunden vorangegangen. 

Gewerkschaftssekretär und Verhandlungsführer Jan Melzer: „Es ist klar, dass die jetzige Krisensituation alle belastet. In unserem Fall trifft es aber mit voller Wucht die letzten in der Kette. Es sind die, die plötzlich höhere Spritkosten haben, um zur Arbeit zu kommen. Es sind die, für die die Lebensmittel teurer geworden. Am anderen Ende der Kette ist VW Wolfsburg, wo noch immer Millionengewinne eingefahren und weiterhin hohe Prämien gezahlt werden. Vor zwei Jahren wurden ein Betrag zur Sanierung des Unternehmens versprochen, die vorerst durch Corona zurückgehalten wurden. Und jetzt?“

Melzer: „Wir finden, nicht nur der direkte Arbeitgeber Boryszew, trägt der Belegschaft gegenüber eine soziale Verantwortung, sondern auch VW Wolfsburg. Wir wollen keine höheren Löhne herausschlagen, wir wollen, dass die Kolleg*innen sich weiterhin die Butter aufs Brot leisten können“.

Enttäuscht ist die IG BCE Halle Magdeburg vor allem auch, dass die Geschäftsführung von Boryszew (Sitz in Warschau) auch einen möglichen Kompromiss als Brückenlösung vollständig abgelehnt hat. IG CBE Bezirksleiterin Sylke Teichfuß: „Wir sprechen hier nicht von utopischen Summen. Es geht um eine 300 Euro Einmalzahlung für die etwa 600 Beschäftigten bei Boryszew. Wir finden es beschämend, dass die Geschäftsleitung - mit der wir in den letzten Jahren durchaus auch schon mal faire Lösungen gefunden haben - sich diesmal völlig rücksichtslos gegenüber der Belegschaft zeigt. Sie verlangt gute und motivierte Mitarbeit, würdigt aber zugleich deren Arbeit nicht. Die Belegschaft ist mit einem durchschnittlichen Mindestlohn von 11 Euro nicht bei den oberen Zehntausenden angesiedelt.

Es ist eine Frage der Gerechtigkeit und der Verantwortung, es geht um die Existenz der fleißigen Mitarbeiter. Es ist sehr unfair, sich mit der Verantwortung hinter den derzeitigen großen Krisen zu verstecken. Melzer: „Wenn die gelbe Karte nicht reicht, dann ist die rote Karte mit einem Warnstreik in Sicht!“