Beschäftigte in den Branchen der IGBCE profitieren besonders stark vom tariflichen Weihnachtsgeld. So erhalten etwa Arbeitnehmer*innen in den Bereichen Mineralölverarbeitung, Herstellung von chemischen Erzeugnissen, Energieversorgung sowie in der Papierindustrie eine überdurchschnittliche Sonderzahlung zum Jahresende.
Da die Zahlungen in den jeweiligen Tarifverträgen vereinbart sind, fallen sie äußerst unterschiedlich aus – im Durchschnitt liegen sie bei 2677 Euro brutto, wie das Statistische Bundesamt berichtete.
In der Chemie- und Pharmaindustrie sowie in der der Feinkeramischen Industrie (West) steigt die Jahresleistung ab diesem Jahr außerdem von 95 auf 100 Prozent eines Monatsgehalts. „Diese Ungerechtigkeit, die aufgrund politischer Gesetze verändert worden ist, ist nun endlich beseitigt. Ab diesem Jahr gibt es wieder volles Weihnachtsgeld: 100 Leistung – 100 Prozent Weihnachtsgeld, das ist die Botschaft“, sagt Ralf Sikorski, Tarifvorstand der IGBCE. In den vergangenen 20 Jahren habe die IGBCE für die Chemieindustrie ein tarifliches Lohnplus von insgesamt 66,1 Prozent ausgehandelt. Dazu zählen neben den Entgelten auch Sonderzahlungen wie Weihnachtsgeld.
Ein weiterer Punkt: Beschäftigte in tarifgebundenen Unternehmen erhalten deutlich häufiger Weihnachtsgeld als die übrigen Arbeitnehmer*innen. 87,2 Prozent aller Tarifbeschäftigten haben in diesem Jahr Anspruch auf eine entsprechende Sonderzahlung zum Jahresende. Ohne Tarifvertrag sinken hingegen die Chancen auf fest vereinbarte Sonderzahlungen wie Weihnachtsgeld. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Internetportals Lohnspiegel.de, das vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung betreut wird. In einer Online-Befragung, an der sich zwischen Anfang November 2020 und Ende Oktober 2021 rund 57.000 Beschäftigte mit mehr als einem Jahr Berufserfahrung beteiligt haben, gaben nur etwa 41 Prozent der Beschäftigten ohne Tarifvertrag an, Weihnachtsgeld zu bekommen. In Betrieben mit Tarifvertrag erhalten dagegen rund 77 Prozent diese Sonderleistung.
Tarifliche und regionale Unterschiede
Unterschiede gibt es aber nicht nur zwischen tarifgebundenen Unternehmen und solchen, für die kein Tarifvertrag gilt, sondern auch regional. So erhalten laut WSI in Westdeutschland 55 Prozent der Beschäftigten ein Weihnachtsgeld, im Osten dagegen nur 40 Prozent. Dies ist allerdings auch eine Folge der in Ostdeutschland geringeren Tarifbindung.
Auch Frauen – so ein weiteres Ergebnis der Untersuchung – bekommen seltener ein Weihnachtsgeld als Männer. Bei Männern liegt der Anteil bei 54 Prozent, bei Frauen lediglich bei 50 Prozent. Beschäftigte in Vollzeit bekommen zudem mehr als solche, die nur in Teilzeit arbeiten. Auch wer nur einen befristeten Arbeitsvertrag hat, steht schlechter da: Bei den unbefristet Beschäftigten wird an 53 Prozent ein Weihnachtsgeld ausgezahlt, bei befristeten nur an 45 Prozent.