Verhandlungen vertagt

Keine Tarifeinigung in der Papierindustrie

Kein Abschluss: IG BCE und Arbeitgeber haben sich gestern (24. September) in der zweiten Tarifrunde auf kein Ergebnis für die 40.000 Papier-Beschäftigten geeinigt. Nach stundenlangen Gesprächen wurden die Verhandlungen am späten Donnerstagabend in Potsdam abgebrochen. 

2. Tarifrunde Papier (1)

Die Bundestarifkommission der IG BCE

Foto: © Mandy Klötzer

Nach zähen Verhandlungen haben die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) und die Vereinigung der Arbeitgeberverbände der Deutschen Papierindustrie (VAP) die Verhandlungen für die 40.000 Beschäftigten in der papiererzeugenden Industrie vertagt. Um 22 Uhr abends brachen sie die Gespräche nach mehr als zwölf Stunden Dauer ab.

„Die Arbeitgeber sind uns bei den materiellen Forderungen kein Stück entgegengekommen“, kritisiert Frieder Weißenborn, Verhandlungsführer der IG-BCE. Das Angebot der Arbeitgeber lehnte die IG BCE dementsprechend als vollkommen unzureichend ab. Immerhin sei man laut Weißenborn zumindest bei dem „Herzstück der Tarifrunde“, einem einheitlichen Entgeltrahmentarifvertrag substanziell weitergekommen.

Die IG BCE fordert, die Vergütungen um einen Prozentsatz anzuheben, der bei einer realen Einkommenserhöhung mindestens den Inflationsausgleich sichert. Außerdem will sie eine Sonderzahlung in gleicher Höhe für alle Beschäftigten für die Leistungen in der Corona-Pandemie durchsetzen. Diese Zahlung soll entweder ausgezahlt, für die tarifliche Altersvorsorge genutzt oder in freie Tage umgewandelt werden können.

Zusätzlich sollen die Verhandlungen für einen einheitlichen Entgeltrahmentarifvertrag fortgeführt und abgeschlossen werden. Dieser soll die Differenzierung zwischen Löhnen und Gehältern ablösen, um eine Gleichstellung von qualifizierter gewerblicher Tätigkeit (Löhne) und Angestelltentätigkeit (Gehälter) zu erreichen.

Die Voraussetzungen in der papiererzeugenden Industrie sind sehr unterschiedlich. In einigen Unternehmen läuft es sehr gut, andere sind seit Monaten in Kurzarbeit: Während die Toilettenpapierhersteller zum Beispiel durch die Corona bedingten Hamsterkäufe bisher ein außergewöhnlich gutes Jahr verzeichneten, hatten die Hersteller von Foto-Spezialpapier zu kämpfen, weil in diesem Jahr weniger Menschen reisen und dementsprechend seltener ihre Urlaubserinnerungen auf Fotopapier ausdrucken.

Die Branche ist sehr divers: Rund 3000 verschiedene Papiersorten gibt es, unterteilt in vier Bereiche. Mehr als die Hälfte aller produzierten Papiere sind für Verpackungen. Grafische Papiere machen mit Zeitungen und Zeitschriften rund 32 Prozent aus. Hygienepapiere, also etwa Toilettenpapier und Küchenrolle, haben einen Anteil von sieben Prozent an der Gesamtproduktion. Zu technischen und Spezialpapieren (sechs Prozent an Papierproduktion) zählen zum Beispiel Papiere für Etiketten, Teebeutel oder Zigaretten.

Die dritte Tarifrunde wird noch terminiert.

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