Kein Platz für Mitbestimmung
In der chemischen Industrie blickt die IGBCE auf eine lange sozialpartnerschaftliche Tradition zurück. In der Mitbestimmung ist sie für ihre besonnene und unaufgeregte Art Tarifverhandlung zu führen, bekannt. Das galt lange Zeit auch für das Chemieunternehmen Indulor am Standort in Leverkusen. Der IGBCE sei Dank konnten sich die rund 60 Beschäftigten über Jahre auf angemessene Vergütungen und faire Arbeitsbedingungen verlassen.
Ende 2020 kam plötzlich alles anders. Die Arbeitgeberseite hatte damals entschieden, aus dem Arbeitgeberverband auszutreten. Die Folge: Künftige Tarifabschlüsse, die von IGBCE und dem Arbeitgeberverband für die Fläche Chemie verhandelt werden, gelten nicht mehr für die Beschäftigten bei Indulor. Nach zahlreichen vergeblichen Versuchen, den Konflikt friedlich zu lösen und einen Haustarifvertrag abzuschließen, hat der IGBCE-Bezirk Leverkusen die Beschäftigten bei Indulor am vergangenen Montag zu einem 32-stündigen Streik aufgerufen. „Es ist nahezu ein historisches Ereignis, dass wir an einem solchen Standort wie dem Chempark Leverkusen streiken“, sagt Nina Melches, Leiterin des Bezirks Leverkusen. Ein Streik stelle für die IGBCE grundsätzlich zwar nicht das erste Mittel der Wahl dar und sei für die Gewerkschaft ein durchaus ungewöhnlicher Schritt, „In einer solch festgefahrenen Situation ist es aber wichtig zu zeigen, dass wir auch anders können“.
„Mir fehlt absolut das Verständnis für diese Blockadehaltung der Arbeitgeberseite“, erklärt auch der zuständige Gewerkschaftssekretär René Korsch. „Wir Sozialpartner in wirtschaftlichen guten wie schlechten Zeiten immer gute Kompromisse und auch unsere Mitglieder haben eine gerechte Lösung verdient.“ Da dies bis zuletzt nicht geklappt habe, erhoffe man sich nach dem Streik am Verhandlungstisch „endlich wieder konstruktive Gespräche“, damit die Existenzgrundlage der Beschäftigten auch in Zukunft durch gute Tarifverträge gesichert sei.