Stade

Kampf für den Chemie-Standort

Nach Trinseo-Schock: Betriebsräte wollen 2500 direkte und 10.000 indirekte Arbeitsplätze im Chemiepark Stade sichern.
Im Stader Chemiepark ist Trinseo ein kleiner Player. Doch die Pläne des Konzerns, seine Stader Produktion zu schließen, empören auch die Betriebsräte der Nachbarfirmen. Schließlich schmieden sie längst gemeinsam Pläne zur Sicherung des Standorts.

Stade
Foto: © Oliver Elsen

Bei Trinseo geht es um etwa 90 Arbeitsplätze, beim Stader Chemiepark um mehr, sagen die Betriebsräte von Trinseo, Dow (1100 Mitarbeiter), AOS (510 Mitarbeiter), Olin (400 Mitarbeiter) und IFF (94 Mitarbeiter). Im Chemiepark arbeiten rund 2500 Menschen. Weitere 10.000 Arbeitsplätze in der Region sollen indirekt davon abhängen.

Die chemische Industrie hat sich in Stade wegen vieler Vorteile angesiedelt: der seeschifftiefe Hafen, die Nähe zu Hamburg, die gemeinsam nutzbare Infrastruktur und früher auch das Atomkraftwerk, das Strom lieferte. Ganz Deutschland verbraucht jährlich 500 Terawatt, Dow verbraucht 5 Terawatt und ist damit der bundesweit größte Stromverbraucher nach der Bahn.

Was die Betriebe für die Zukunft brauchen:
Verlässliche Energiequellen und -preise, die in Europa konkurrenzfähig sind, wären wichtig, um den Fortbestand des Chemieparks zu sichern. Bürokratieabbau und Fachkräftegewinnung spielen eine ebenso große Rolle, sagen die Betriebsräte.

Sie wissen das, weil sie die Betriebe gefragt haben, um ein Zukunftskonzept für den Standort zu entwickeln. Seit Oktober 2023 gibt es das mit 300.000 Euro für drei Jahre öffentlich finanzierte Projekt Zukunftsperspektive und Standortentwicklung Chemie- und Industriestandort Stade, das der frühere Dow-Manager Stephan Engel leitet.
Die Global Player kümmert der Standort Stade wenig.

Die Geschäftsführungen der Unternehmen ins Boot zu bekommen, war gar nicht so einfach, berichtet Petra Adolph, stellvertretende Landesbezirksleiterin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE). Es sei der große Verdienst des Betriebsrätenetzwerks im Chemiepark, das eingefädelt zu haben.

Die kürzliche Ankündigung von Trinseo, seine Stader Polycarbonat-Produktion zu schließen, ist ein weiterer Schlag ins Kontor.
Sie wollen gemeinsam für Trinseo kämpfen. Wegen übermächtiger Billig-Konkurrenz ging der Absatz von Polycarbonat bei Trinseo stark zurück, in Stade wurden Arbeitsplätze abgebaut, um den Standort zukunftsfähig zu machen, hieß es. Im Herbst 2023 brachte die Firma die Möglichkeit einer Kunststoff-Recycling-Anlage ins Spiel. Betriebsräte und IGBCE hofften, eine vielversprechende Zukunftstechnologie nach Stade zu holen.


Die Möglichkeit steht immer noch vage im Raum. Doch über die Schließung des Werks im Jahr 2024 will Trinseo konkret verhandeln. Wir wollen wissen, ob überhaupt Alternativ-Szenarien durchgespielt wurden, sagt IGBCE-Gewerkschaftssekretär Kim Fleischmann. Für ihn sehe es so aus, als ob vorentschieden wurde. Dabei müsse das gemeinsam mit dem Betriebsrat geprüft werden: Dafür wollen wir alles in Bewegung setzen. Wir kämpfen jetzt als Netzwerk, um für Trinseo so viel wie möglich herauszuholen.