IG BCE kurz vor Warnstreik-Aktionen bei der ESE GmbH in Neuruppin

Im Rahmen des Tarifkonflikts in der Kunststoffindustrie bereiten sich die Beschäftigten auf nächste Schritte vor

Mitglieder der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) die beim Mülltonnen-Hersteller ESE GmbH beschäftigt sind, trafen sich am 20. Mai zu einer Mitgliederversammlung, um über weitere Maßnahmen im laufenden Tarifkonflikt zu beraten. Bereits am Montag fand hierzu ein erster Termin statt.

Schon im letzten Jahr hat die Gewerkschaft die Geschäftsführung der ESE GmbH Neuruppin zu Haustarifverhandlungen aufgefordert und ihre Forderungen übermittelt.

ESE-Tarifkonflikt

Gewerkschaftsmitglieder der ESE GmbH testen schon einmal Streikbanner der IG BCE

Foto: © IG BCE

Diese lauten:

  • Eine tabellenwirksame Erhöhung der Entgelte in allen Gruppen um 200 Euro ab dem 1.  Januar 2021
  • Eine verlässliche Regelung für die Entwicklung der Stufen in den Entgeltgruppen
  • Einen Corona-Bonus als Einmalzahlung in der Höhe von 1000 Euro für das Jahr 2020
  • Einen zusätzlichen Corona-Bonus für IG BCE-Mitglieder in der Höhe von 500 Euro für das Jahr 2020

Der betreuende Gewerkschaftssekretär Anis Ben-Rhouma betont, dass er die Geschäftsführung mehrfach zu direkten Verhandlungen aufgefordert hat – ohne Reaktion bisher. „Wir senden jetzt noch einmal letzte Warnsignale und hoffen, dass die Geschäftsführung endlich mit uns an einen Tisch kommt, damit wir in Haustarifverhandlungen eintreten“, macht Ben-Rhouma klar: „Wenn das nicht passiert, sind wir für Streikmaßnahmen vorbereitet. Die Belegschaft hat langsam die Nase voll vom Hinhalten!“

Ben-Rhouma spielt damit auf die lange Zeit ohne wirkliche tarifliche Erhöhung an. Den Flächentarifvertrag mit dem Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband der Kunststoff Verarbeitenden Industrie in Berlin und Brandenburg (AKB) hatte die IG BCE bereits zum Ende des Jahres 2019 gekündigt, ohne dass es danach zu annehmbaren Angeboten seitens des AKB für die Kunststoffunternehmen in der Region kam. Deshalb will die IG BCE nun einen Haustarifvertrag für die ESE GmbH in Neuruppin mit substanziellen Verbesserungen für die Kolleginnen und Kollegen erreichen.

Das Gehaltsgefüge bei der ESE GmbH in Neuruppin liegt in den unteren Entgeltgruppen knapp über dem gesetzlichen Mindestlohn. Hier muss es laut Ben-Rhouma einen großen Schritt nach vorne geben: „Wir haben einen Vergabe-Mindestlohn in Brandenburg von 13 Euro, in Berlin von 12,50 Euro. Kommunen müssen bei der Bestellung von Mülltonnen darauf achten, dass die Beschäftigten einen Stundenlohn von mindestens diesen Beiträgen bekommen. Der jetzige Tarifvertrag gibt das so nicht her.“

Am Abend bauten Mitglieder der IG BCE zum Schichtwechsel vor dem Werkstor der ESE einen Infostand zum Tarifkonflikt auf.