Einstimmiger Beschluss!

IGBCE Nordrhein mit regionaler Tarifforderung

Die Tarifkommission Nordrhein fordert 7 Prozent, Tarifextras für Mitglieder, eine Erneuerung des Bundesentgelttarifvertrags, Freistellungsmöglichkeiten für Azubis sowie eine Ausbildungsstartprämie in Höhe von 3000 Euro.

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Foto: © Leo Kölzer

Eine Erhöhung der Entgelte um 7 Prozent, Einstieg in tarifliche Regelungen für Wertschätzung, Besserstellung und Sicherheit unserer Mitglieder, eine Modernisierung des Bundesentgelttarifvertrags, Öffnung der Freistellungsmöglichkeiten durch den Tarifvertrag Moderne Arbeitswelt für Azubis und eine Ausbildungsstartprämie in Höhe von 3000 Euro: Mit diesen Forderungen geht die IGBCE Nordrhein für ihre Mitglieder in der chemisch-pharmazeutische Industrie ins Rennen. In den letzten Wochen wurde die Forderungsempfehlung des geschäftsführenden Hauptvorstandes in zahlreichen betrieblichen Gremien diskutiert.

„Die nun einstimmig beschlossene Forderung, ist eine Forderung mit Maß und Mitte, die unterschiedliche Perspektiven vereint und Solidarität schafft“, sagt IGBCE-Landesbezirksleiter Frank Löllgen. Sie überfordere auf Unternehmensseite niemanden – helfe aber auf Belegschaftsseite vielen. „Wir wollen den Beschäftigten Optimismus zurückbringen und die Binnennachfrage stärken. Davon profitiert nicht nur unsere Mitgliedschaft, sondern die gesamte Region“.

Zwar habe der letzte Tarifabschluss aus Oktober 2022 mit zweimal 3,25 Prozent Plus und insgesamt 3000 Euro steuer- und abgabenfreier Inflationsausgleichsprämie die massiven Preissteigerungen über die Laufzeit von 20 Monaten ausgleichen können. „Aber die Wirkung der Prämien ist inzwischen verpufft“, so Löllgen. Heute müssen sich nach einer aktuellen IGBCE-Umfrage drei von vier Beschäftigten beim Haushaltsbudget einschränken, eine Mehrheit von 59 Prozent blickt für sich persönlich pessimistisch in die Zukunft. „Das darf so nicht bleiben. Reallohnverluste in dieser Leitindustrie werden wir nicht akzeptieren“, machte Löllgen deutlich.

Löllgen warnte die Sozialpartner davor, einer Nullrunde das Wort zu reden. „Das Bild der Branche ist weitaus bunter, als die Arbeitgeber es malen.“ Schwierig sei die Lage allein bei den energieintensiven Industrien, die Geschäfte der Konsumgüter- und Pharmaindustrie liefen glänzend. „Insgesamt werden die Dividenden wieder reichlich fließen.“ Den Beschäftigten stehe ihr Anteil am Erfolg zu. Löllgen ergänzte, dass derzeit nur wenige Unternehmen von Öffnungsklauseln aus wirtschaftlicher Not Gebrauch machten. „Eine allumfassende Krise sieht anders aus.“

Neben mehr Entgelt für die Beschäftigten will die IGBCE auch eine Modernisierung der Tarifverträge durchsetzen. So soll die Tarifbindung über einen besseren Organisationsgrad gesteigert werden. Das lässt sich unter anderem mit tariflichen Vorteilen für Gewerkschaftsmitglieder erreichen. Die IGBCE Nordrhein fordert deshalb einen Einstieg in tarifliche Regelungen für Wertschätzung, Besserstellung und Sicherheit der Gewerkschaftsmitglieder.

Die Forderung umfasst zudem eine Modernisierung des Bundesentgelttarifvertrags (BETV). „Hier herrscht ein gewaltiger Modernisierungsstau“, sagt Löllgen. Der BETV stamme aus dem Jahr 1987, kenne noch nicht mal Bachelor und Master, habe viel zu komplizierte Regelungen bei Höhergruppierungen und umfasse inzwischen viele Akademikerinnen und Akademiker nicht mehr. „Mit einer Modernisierung des Bundesentgelttarifvertrags können auch individuelle Entgeltzuwächse möglich sein“.

Die Forderungen der regionalen Tarifkommissionen wird die Bundestarifkommission am 10. April zu einer zentralen Forderung zusammenführen. Wenige Tage später beginnen die Tarifverhandlungen zunächst auf regionaler Ebene. Für Nordrhein treffen sich beide Seiten am 18. April.