Biontech wirbt um weitere Staatsgelder, um die Impfstoff-Produktionskapazitäten rasch auszubauen. „Auch wir würden dies begrüßen“, betont Roland Strasser, Landesbezirksleiter der zuständigen Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE). „Zugleich werben wir dafür, dass sich auch Start-ups wie Biontech zur etablierten Sozialpartnerschaft bekennen. Stattdessen aber blockt man jahrelang unterbreitete Gesprächsangebote bis heute ab. Dabei gibt es offensichtlich genug Redebedarf: Beschäftigte berichten uns von einer intransparenten Vergütungsstruktur, einer Arbeitsbelastung am Anschlag und darüber hinaus sowie mangelnder Führungskultur. Klar ist: Soziale Verantwortung beschränkt sich nicht alleine auf die Entwicklung eines Impfstoffs.“
Sollte jetzt der Staat mit noch mehr Geld bei Biontech einsteigen, „müssen spätestens dann Sozialpartnerschaft und Tarifverträge im gesamten Unternehmen Standard werden“, formuliert Strasser und ergänzt: „Hier sind Unternehmen und Politik in der Pflicht.“
So ist bei öffentlichen Vergabeverfahren die Tariftreue inzwischen mehrheitlich gesetzt. Im jüngst übernommenen, ehemaligen Novartis-Werk Marburg gelten alle Mitbestimmungsrechte und der Chemie-Flächentarifvertrag – anders als in Mainz und Idar-Oberstein.
Deshalb sei es jetzt an der Zeit, dass Biontech als „Heilsbringer“ (SPIEGEL 1/2021) auch unternehmensweit endlich Tarifverträge abschließe. Für die Beschäftigten bedeute dies faire und transparente Arbeitsbedingungen und -entgelte. „In der Branche ist das eine Selbstverständlichkeit. Kooperationspartner von Biontech wie Pfizer, Sanofi und Bayer sind alle tarifgebunden und schätzen die Sozialpartnerschaft zur IG BCE.“