Jugendforum der IG BCE

Gut ausgebildet in die Zukunft

Was ist unsere Vision von Ausbildung im Jahr 2035? Was sind die Schritte dorthin? Welche politischen Rahmenbedingungen brauchen wir dazu? Das waren die großen Thema beim Jugendforum der IG BCE in der Bildungsstätte Kagel-Möllenhorst vom 23. bis 25. August 2019. Rund 90 Jugendliche aus der IG BCE waren bei der Tagung. In Workshops entwickelten sie Fragen, die sie im Anschluss mit Politikern der Jugendorganisationen von Parteien diskutierten.

Gut 90 Jugendliche haben beim Jugendforum der IG BCE über die Zukunft diskutiert.

Gut 90 Jugendliche haben beim Jugendforum der IG BCE über die Zukunft diskutiert.

Foto: © Simone M. Neumann

Die Zusammensetzung des Forums: bunt gemischt. „Wir haben Mandatsträger hier, aber auch Leute, die zum ersten Mal mit dabei sind“, sagte Bundesjugendsekretärin Manuela Hauer. „Das ist das wertvolle: Wir haben die Expertise der Erfahrenen, aber auch Neulinge hier, die nicht betriebsblind sind.“

Im Vorfeld hatten rund 300 Jugendliche bei Veranstaltungen in den acht Landesbezirken der IG BCE, den Future Spaces, Ideen gesammelt. Daraus entstanden fünf Themenbereiche: „Die Berufsschule der Zukunft“, „Mitbestimmung 4.0 / Novellierung des Betriebsverfassungsgesetzes“, „Individualisierung der Ausbildung“, „Qualität der Ausbildung / Attraktive Rahmenbedingungen“ und „Weiterbildung“.

Das Ziel war es, eine klare Positionierung, eine Zukunftsvision zu erarbeiten. „Wir werden nächstes Jahr eine Kampagne ausrollen: Jugend.Macht.Zukunft“, sagt Manuela Hauer. „Wir wollen nicht länger über die Themen sprechen, wir wollen sie umsetzen: im Betrieb. Und wir wollen politisch unsere Expertise einbringen.“

Podiumsdiskussion mit Benny Schwarz (von links), Georg Kurz, Kevin Kühnert, Gernot Nahrung, Jeff Staudacher.

Podiumsdiskussion mit Benny Schwarz (von links), Georg Kurz, Kevin Kühnert, Gernot Nahrung, Jeff Staudacher.

Foto: © Simone M. Neumann

Um die Politik für die Themen zu sensibilisieren, hatten die Organisatoren Vertreter der Jugendorganisationen von Parteien eingeladen: Kevin Kühnert, Bundesvorsitzender der Jusos, Gernot Nahrung, der Bundesvorsitzende der Jungen CDA (Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft), Jeff Staudacher von den Jungen Liberalen, Georg Kurz aus dem Bundesvorstand der Grünen Jugend und Benny Schwarz, Mitglied des Bundessprecher*innenrats der Linksjugend ['solid].

Sehr oft kritisiert wird die Qualität der Berufsschulen. Die Ausstattung ist oft veraltet, und auch die Lehrer sind nicht immer auf dem neuesten Stand. Von den Politikern wollte die IG-BCE-Jugend wissen, wie sie diesen Missstand beseitigen wollen. Jeff Staudacher schlug hier vor, den Berufsschulen ein selbstverwaltetes Budget für Anschaffungen zu geben, um lange Bearbeitungszeiten beim Kauf neuer Geräte zu vermeiden. „Die Schulen vor Ort wissen am besten, was sie brauchen.“ Kevin Kühnert sprach sich dafür aus, mehr Geld für Personal und Anschaffungen bereitzustellen. Benny Schwarz forderte, dem Bund die Verantwortung zu übertragen. Der Föderalismus müsse fallen, Bildung Bundessache werden.

Auch mit einem ganz konkreten Anliegen wandte sich die IG-BCE-Jugend an die Politiker: Sie fordert, die Altersgrenze von 25 Jahren für das Wahlrecht zur Jugend- und Auszubildendenvertretung aufzuheben und es auch älteren Auszubildenden zu ermöglichen, auf diesem Weg ihre Interessen zu vertreten. Dazu wäre eine Änderung des Betriebsverfassungsgesetzes notwendig.

„Wir sind da auf eurer Seite“, sagte dazu Benny Schwarz und verwies auf Beschlüsse seiner Partei. Auch Georg Kurz sprach sich dafür aus, die Altersgrenze abzuschaffen. Kevin Kühnert zeigte sich für die Idee offen, machte aber – genau wie Gernot Nahrung – wenig Hoffnung darauf, dass die derzeitige Koalition das Betriebsverfassungsgesetz ändern könnte.

Ein großes Thema war die Individualisierung der Ausbildung. Hier ging es darum, wie sich Auszubildende angesichts unterschiedlicher Stärken und Schwächen fördern lassen. Unter anderem war die Qualifikation der betrieblichen Ausbilder Thema. Die Forderung der IG-BCE-Jugend: Sie müssen in fachlicher Hinsicht auf der Höhe der Zeit sein.

Ein weiterer Punkt der Diskussion: Wie kann es gelingen, Ausbildung attraktiver zu machen? Angesichts hoher Mieten haben viele Auszubildende Schwierigkeiten, sich eine eigene Wohnung zu suchen. Manuela Hauer verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass die Unternehmen selbstständige junge Menschen suchen. „Wenn ich nicht die Möglichkeit habe, von zu Hause auszuziehen, wie soll das gehen?“ Daher fordert die IG-BCE-Jugend unter anderem Azubi-Wohnheime und vergünstigte Tickets für Bus und Bahn.

Zum Abschluss der Veranstaltung dankte Francesco Grioli, Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstands der IG BCE, den 90 Jugendlichen für ihren Einsatz. Er appellierte an sie, sich an der Kampagne „Jugend.Macht.Zukunft“ zu beteiligen und sich auch weiterhin in den Prozess der Gestaltung der IG BCE einzubringen. „Nur wenn wir eine Vision von der Zukunft der Ausbildung haben, können wir auch die richtigen Weichen stellen!“ Ein erster Schritt: der IG-BCE-Zukunftskongress im November, an dem 40 Jugendliche teilnehmen werden.