Konjunktur

Glasindustrie

Glasindustrie auf dem Weg zum "Fuel Switch"

Für feine Düfte: Flacon-Produktion bei Gerresheimer im Frankenwald.

Für feine Düfte: Flacon-Produktion bei Gerresheimer im Frankenwald.

Foto: © Werner Bachmeier

Die hohen Gas-, Strom- und Rohstoffpreise bereiten der Glasindustrie Sorgen. Wie eine IGBCE-interne Umfrage ergab, seien einerseits vor allem die hohen Gaspreise eine "ernsthafte Bedrohung" beziehungsweise "große Herausforderung" für die Unternehmen. Andererseits gebe es bisher aber noch keine großen Auswirkungen, wie etwa die Drosselung der Produktion oder das Ablehnen von Aufträgen wegen mangelnder Rentabilität. Auch Personalabbau oder Kurzarbeit seien noch kein Thema in den Betrieben. Noch läuft die Produktion weitestgehend "normal". Viele Glashersteller haben die Preise für ihre Produkte erhöht und konnten somit die Kosten an ihre Kunden weiterreichen. Um allerdings global wettbewerbsfähig zu bleiben, sind den Preiserhöhungen gewisse Grenzen gesetzt. Was aus Sicht der Unternehmen fehle, sei eine verlässliche Planbarkeit und langfristige Zusagen der Politik.

Parallel bereiten sich einige Unternehmen auf einen "Fuel Switch", also den Wechsel des Energieträgers, für das Anheizen beziehungsweise Betreiben der Glaswannen vor — etwa zu Heizöl, Strom oder Wasserstoff. Zum Beispiel hat der Hersteller von Glasverpackungen, Ardagh, beschlossen, seine deutschen Betriebe auf leichtes Heizöl umzurüsten. Schon im kommenden Jahr soll damit begonnen werden. Einzige Unsicherheit derzeit: die Preisentwicklung des Öls.

Beim Mainzer Spezialglashersteller Schott sind bereits mehrere Projekte angelaufen, um vom Erdgas wegzukommen. So werden nach Aussage von Betriebsratsmitglied Oliver Henn einige Wannen zum Teil schon jetzt mit Grünstrom beheizt. Auch die Umrüstung auf Flüssiggas (LPG: Liquified Petroleum Gas) sei schon in vollem Gange. Oliver Henn: "Der Betrieb soll im Januar 2023 anlaufen. Sollte es dann zu einer Gasmangellage kommen, können wir unsere Wannen für eine gewisse Zeit und in einem gewissen Rahmen über LPG versorgen." Nach Unternehmensangaben sei auch Wasserstoff eine von mehreren möglichen Alternativen. Erste Versuche zum Einsatz von Wasserstoff zur Glasschmelze laufen bereits.