Regionale Verhandlung für die Chemietarifrunde 2024 in Bayern ergebnislos unterbrochen

Forderung der IGBCE findet kein Gehör bei Arbeitgeberseite

Ergebnislos ist die erste regionale Tarifrunde im IGBCE Landesbezirk Bayern am 25. April unterbrochen worden. Die Verhandlungen im Freistaat über zukunftsorientierte Arbeitsbedingungen und eine spürbare Einkommenserhöhung für die mehr als 90.000 Beschäftigten in der chemischen und pharmazeutischen Industrie wurden vertagt. Die Standpunkte in der wirtschaftlichen Debatte liegen noch sehr weit auseinander.

https://www.youtube.com/watch?v=Kg74E3bcVAo

Während die Arbeitgeberseite aufgrund der derzeitigen wirtschaftlichen Situation keinen Spielraum für eine Entgelterhöhung sieht, stellte die Chemiegewerkschaft dagegen klar: Eine Nullrunde wird es nicht geben. Die Tarifkommission um Verhandlungsführer und IGBCE-Landesbezirksleiter Harald Sikorski machte deutlich, dass es keinen Grund gibt, von der beschlossenen Forderung abzurücken. Neben einer Entgelterhöhung um sieben Prozent setzt sich die IGBCE für tarifliche Vorteile für Gewerkschaftsmitglieder und eine Modernisierung des Bundesentgelttarifvertrags (BETV) ein.

Am Ende des Verhandlungstags zeigte sich Harald Sikorski enttäuscht: „Natürlich ist die Situation von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich und es gibt solche mit sprudelnden Gewinnen und solche mit einer herausfordernden wirtschaftlichen Situation, aber überwiegend geht es den Unternehmen gut.“ Eine allumfassende Krise sehe anders aus und erwarte mehr Realitätssinn, so der Verhandlungsführer Bayern. „Nicht zuletzt beträgt der Lohnkostenanteil in der Branche gerade einmal ein Siebtel des Umsatzes, womit andere Faktoren die Kosten der Unternehmen in die Höhe treiben.“

Systematisch redeten die Arbeitgeber die Branche schlecht, obwohl die dafür vorgesehenen Instrumente in den Tarifverträgen selten in Anspruch genommen würden. „Dagegen stehen Dividendenausschüttungen für Aktionäre*innen und Boni für das Management“, kritisierte Harald Sikorski. Von Nullrunde und Krisenabschluss zu sprechen sei ein Unding und gefährde die Sozialpartnerschaft, denn der Wohlstand beruhe auf den Erfolgen der Gewerkschaftsmitglieder.

Seine Mahnung: „Die Beschäftigten dürfen nicht vom wirtschaftlichen Erfolg abgekoppelt werden, den sie mit ihrer unermüdlichen Leistung erst möglich gemacht haben.“ Der bayerische IGBCE-Landesbezirksleiter erinnerte daran, dass es die IGBCE-Mitglieder seien, „die sich in den Unternehmen und außerhalb unentwegt für gute industrielle Rahmenbedingen einsetzen und den sozialen Frieden in den Betrieben bewahren, indem sie betriebliche Veränderungsprozesse gestalten“.

Zudem erinnerte die IGBCE Bayern beim regionalen Verhandlungsauftakt daran, dass die wichtigste Investition der Unternehmen, die in ihre Fachkräfte ist. An die Arbeitgeberseite gerichtet betonte Harald Sikorski: „Es wäre vermessen zu glauben, dass die chemische-pharmazeutische Industrie die massiven Herausforderungen der nächsten Jahre ohne Fachpersonal bewältigen kann.“ Gleichzeitig bekräftigte die Chemiegewerkschaft ihre Forderung, dass neben der Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen in diesem Jahr die Tarifbindung über einen besseren Organisationsgrad gesteigert werden müsse.

Das lässt sich unter anderem mit tariflichen Vorteilen für Gewerkschaftsmitglieder erreichen. Die IGBCE fordert deshalb tarifliche Regelungen für Wertschätzung und Besserstellung unserer Mitglieder. Die zuletzt in den Tarifregionen dazu geführten Gespräche brachten in den vergangenen Monaten keine Fortschritte, eher das Gegenteil. Zudem gelte es den BETV aus dem Jahr 1987 umfassend zu modernisieren, angepasst an die Anforderungen und Qualifikationen im beruflichen Alltag 2024.

Harald Sikorskis Resümee: „Wir haben unsere Forderung mit Maß und Mitte getroffen und der Arbeitgeberseite ein Angebot unterbreitet, um Belegschaften und Betriebe zukunftssicher zu machen. Ich baue darauf, dass auch die Arbeitgeberseite ihre Haltung überdenkt und wir gemeinsam faire tarifliche Lösungen finden. Denn eine funktionierende Sozialpartnerschaft lebt genau davon und ist keine Einbahnstraße.“ Die Verhandlungen werden am 14. und 15. Mai fortgesetzt.

Die Forderungen der IGBCE im Einzelnen:

  • Erhöhung der Einkommen für unsere Mitglieder um 7 %.
  • Tarifliche Regelungen für Wertschätzung und Besserstellung unserer Mitglieder.
  • Modernisierung des Bundesentgelttarifvertrages, um attraktive Entwicklungsmöglichkeiten für unsere Mitglieder zu schaffen.