Hamburg// Die IGBCE Hamburg und der Betriebsrat des Wandsbeker Chemieunternehmens Allnex Germany GmbH intensivieren ihren Einsatz für den Erhalt des Werkes, in dem rund 130 Beschäftigte Flüssigharze herstellen. Es soll nach dem Willen des in Frankfurt am Main ansässigen Managements in gut einem Jahr geschlossen werden, obwohl es schwarze Zahlen schreibt. Jetzt waren die SPD-Bürgerschaftsabgeordneten Juliane Timmermann, Uwe Lohmann und Cem Berk zu Gast bei den Belegschaftsvertretern in der Helbingstraße. Sie setzen Allnex auf die Tagesordnung der Hamburger Politik.
Das Ziel: „Wir müssen sowohl verhindern, dass zum einen gute Arbeits- und Ausbildungsplätze vernichtet werden und zum anderen die Position Hamburgs als Industriestandort geschwächt wird, indem zum Beispiel Airbus auf andere Zulieferer von außerhalb zurückgreifen müsste“, sagte Berk nach einem Betriebsrundgang und einem Gespräch mit dem Betriebsrat, das Ute Sierck als zuständige IGBCE-Betriebssekretärin organisiert hatte. „Der Standort hat Perspektiven“, sagte Juliane Timmermann, „das wurde uns ebenso überzeugend dargestellt wie eine mögliche Produktionsausweitung. Wir wenden uns gegen die Vernichtung guter Arbeitsplätze.“
Auch die Politiker befürchten, dass es den Eigentümern vor allem auf eine Verwertung des 70.0000 Quadratmeter großen Betriebsgeländes ankommt. Seit 1933 werden an der Helbingstraße Kunstharze produziert, entsprechend industrietypisch belastet, aber auch eingehaust ist das Areal. Experten schätzen die Sanierungskosten auf einen hohen, mehrstelligen Millionenbetrag. Eine Industrieproduktion ist jedoch ohne weiteres dort möglich.
Die drei SPD-Abgeordneten wollen nun sowohl Dirk Kienscherf, Vorsitzender der SPD-Bürgerschaftsfraktion im Rathaus, einschalten als auch Melanie Leonhard, SPD-Landesvorsitzende und Senatorin für Wirtschaft und Innovation.
Deren Staatsrat Andreas Rieckhoff ist zugleich Hamburgs Industriekoordinator. Ihn besucht eine Delegation aus Betriebsratsmitgliedern an diesem Mittwoch. Wolf: „Wir sind von der Solidarität und der Unterstützung sehr begeistert. Wir benötigen sie aber auch. Am besten wäre eine Allianz für Allnex, den Standort Hamburg und unsere Arbeitsplätze.“ Wolf fügt hinzu: „Wir nehmen die Ankündigung aus der Frankfurter Konzernzentrale natürlich nicht hin. Dass wir erfolgreich gegen einen Kahlschlag kämpfen können, haben wir bereits vor 15 Jahren erfolgreich bewiesen.“ Sie sind auch jetzt wieder kreativ, designen zum Beispiel Plakate und tragen T-Shirts mit Protestmotiven.
Ute Sierck: „Die Kolleginnen und Kollegen sind wirklich sehr motiviert und engagiert, und wir werden sie in jeder Hinsicht weiterhin unterstützen. Wir haben bereits dafür gesorgt, dass externer rechtlicher und betriebswirtschaftlicher Sachverstand hinzugezogen wird.“
Allnex als Investoren-Spielball? Wolf selbst arbeitet jetzt für den achten Eigentümer. Das Unternehmen hieß früher unter anderem Cytec und war eine Hoechst-Tochter. Im Firmengeflecht arbeiten weltweit an mehr als 30 Produktionsstandorten rund 4.000 Beschäftigte. Firmensitz ist zwar Frankfurt am Main. Rechtliche Eigentümerin des operativen Bereichs ist jedoch die Allnex Holding S. A. r. l., ein in Luxemburg ansässiges Unternehmen, das auch die langfristigen strategischen Entscheidungen zu Investitionen trifft. Dahinter steht wiederum die thailändische PTTGC, eine Tochtergesellschaft der PPT Gruppe, dem größten Energiekonzern Thailands.
Für den Erhalt des Standortes wurde eigens eine Webseite eingerichtet.
Unser Allnex-Werk bleibt in Hamburg! - STARTSEITE (unser-werk-bleibt.de)