IG BCE Ludwigshafen

Ein Leben zwischen Homeoffice und Homeschooling

Ein Jahr Pandemie bedeutet für viele Menschen ein Jahr voller Veränderungen, neuer Lebensumstände und zahlreichen Erkenntnissen – auch bei Familie Schnepf aus Neustadt hat sich in den letzten zwölf Monaten einiges getan. Die Begriffe wie Homeoffice und Homeschooling sind in den täglichen Sprachgebrauch eingezogen und haben ihren festen Platz im Tagesablauf der Schnepfs wie auch bei zahlreichen anderen Familien in Deutschland gefunden.

Familie Schnepf aus Neustadt
Foto: © Swenja Knüttel

Auf die innere Uhr verlassen

Seit Corona drehen sich die Uhren für das Ehepaar aus Neustadt und ihren elfjährigen Sohn Fynn anders – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn unter der Woche klingelt der Wecker nur noch, wenn bei Fynn Präsenzunterricht ansteht. „Ansonsten verlasse ich mich auf meine innere Uhr. Dadurch, dass ich seit einem Jahr fast ausschließlich von Zuhause aus arbeite und Fynn bereits zum zweiten Mal im Homeschooling war, ist der tägliche Rhythmus ein anderer“, sagt Petra Schnepf. Anstatt jeden Morgen die rund 32 Kilometer auf die Arbeit ins Werk Ludwigshafen zu fahren, setzt sich die 51-Jährige gleich vor den Laptop. Kurz eingewählt und schon startet der Arbeitstag. Auch Ehemann Thomas, der in der BASF als Chemielaborant tätig ist, hat sich umstellen müssen. Er arbeitet zeitversetzt. Sein Arbeitsbeginn ist jetzt um die Mittagszeit. „Und Fynn startet meistens etwas später, außer wenn ein Online-Termin ansteht. Ansonsten schauen wir gemeinsam, was von der Schule als Tagespensum vorgegeben wird“, berichtet die Anilinerin. Inzwischen hat sie fast schon eine Routine entwickelt. Nach dem ersten Lockdown und dem damit verbundenen Unterricht zuhause, ist das schon das zweite Mal, dass Fynn ab Mitte Dezember nicht mehr in die Schule durfte. „Das hat sich ja seit ein paar Tagen wieder geändert und Fynn ist seit Anfang März im Wechselunterricht“, erklärt die Neustadterin.

Weniger Panik und Angst

Wieder andere Umstände, wieder muss sich die Familie den neuen Vorgaben anpassen. „Wir haben trotzdem viel Glück im Gegensatz zu anderen Eltern. Denn wir haben einen festen Arbeitsplatz, sicheres Einkommen und leben inmitten von Weinbergen. Und da Fynn ein Einzelkind ist, müssen wir auch nur ihn beim Homeschooling begleiten. Zudem wohnen meine Eltern in der Nähe. Das ist bei ganz vielen Familien jedoch ganz anders und bedeutet viel Stress und das oft noch neben großen Existenzängsten“, so Petra Schnepf. Trotzdem ist auch sie manchmal von der ganzen Situation überfordert. Dann gehen auch schon mal die Nerven durch. „Es ist eben doch etwas anderes, wenn neben der Arbeit zuhause alles andere ungefiltert auf einen hereinstürzt. Da bin ich doch auch mal lauter geworden“, gesteht die Neustädterin. Trotzdem ist im zweiten Lockdown bisher alles etwas entspannter gelaufen als im ersten. Vor allem die große Angst und Unsicherheit wie beim ersten Mal hat sich relativiert. „Als es damals hieß, wir haben eine Pandemie – da waren wir alle in Panik. Man hatte Angst sich oder jemanden anders anzustecken. Auch die Kontaktbeschränkungen waren extrem belastend“, erinnert sich Petra Schnepf. Besonders Sohn Fynn litt unter der Situation, ihm fehlte der Kontakt zu den Großeltern und seinen Freunden sehr.

„Im zweiten Lockdown managen wir alles besser. Wir haben eine Familie zu der wir regelmäßig Kontakt haben und außerdem trifft Fynn einmal in der Woche seine beste Freundin. Das tut ihm gut und wir sind glücklich, dass wir ihm halbwegs eine gewisse Abwechslung und Routine bieten können“, freut sich Petra Schnepf. Doch auch bei all dieser eingespielten Routine sehnen sich bei Familie Schnepf alle nach mehr Normalität. „Einmal wieder verreisen können, nicht mal weit, aber einfach spontan. Das wäre schön“, betont sie.

Ob sie schon Pläne haben, wenn die Pandemie endlich einmal vorüber ist? „Konkrete Pläne nicht, aber einen Wunsch. Endlich wieder alle Menschen, die ich mag, fest in den Arm nehmen zu dürfen. Darauf freue ich mich total“, verrät die engagierte Mutter. Bis dahin managt sie in gewohnter Manier: Homeoffice, Homeschooling, Haushalt und vieles mehr.


von Swenja Knüttel