Michelin

Drohender Kahlschlag bei Michelin Deutschland: IGBCE kündigt Widerstand gegen "Rotstift-Aktionismus" an

Die vorgestern und gestern auf Belegschaftsversammlungen bekannt gemachten Abbaupläne von Michelin in Deutschland stoßen auf massive Kritik von Betriebsrat und Chemiegewerkschaft IGBCE. „Der hier beabsichtigte Kahlschlag ist für uns überhaupt nicht nachvollziehbar und wird auf unseren Widerstand stoßen“, sagt Matthias Hille, Leiter des IGBCE-Bezirks Mainz, Konzernbetreuer und Aufsichtsratsmitglied bei Michelin Deutschland.

Michelin-Reifen
Foto: © iStockphoto/sandsun

„Hier drohen ebenso traditionsreiche wie hochmoderne Standorte einfach ausgeknipst zu werden, ohne zuvor Alternativen systematisch durchdacht zu haben“, kritisiert Hille. „Gegen einen solchen Rotstift-Aktionismus werden sich Belegschaft, Betriebsrat und IGBCE entschieden zur Wehr setzen.“

Der Michelin-Konzernbetreuer wies darauf hin, dass das Unternehmen bislang detaillierte Daten zu Produktionskosten und Wirtschaftlichkeitsberechnungen schuldig geblieben sei. Allgemeine Verweise auf Überkapazitäten und eine stärker in den jeweiligen Absatzmärkten lokalisierte Produktion rechtfertigten keine derart tiefen Einschnitte an den deutschen Standorten. „Wir werden uns nicht mit oberflächlichen Erklärungen abspeisen lassen. Alle Zahlen müssen auf den Tisch. Und dann werden wir ein eigenes Konzept vorlegen und Alternativen zu möglichen Schließungsplänen erarbeiten“, kündigt Hille an.

Michelin hatte auf Belegschaftsversammlungen angekündigt, dass es Planungen gibt, sich weitgehend aus der Produktion von Lkw-Reifen in Deutschland zurückziehen zu wollen. Den Werken in Karlsruhe (Baden-Württemberg) und Trier (Rheinland-Pfalz) droht nach den derzeitigen Überlegungen die Schließung, dem Standort in Homburg (Saarland) der Verlust von zwei Aktivitäten und damit einem Großteil der Belegschaft. Teile der Administration könnten verlagert werden. Insgesamt wären bundesweit bis zu 1500 Beschäftigte von dem Sparprogramm betroffen.

„Die Beschäftigten sind wie vor den Kopf gestoßen“, berichtet Hille. „Sie haben viel Herzblut in die Modernisierung der Standorte gesteckt – das alles darf nicht umsonst gewesen sein.“ Der bereits 1931 gegründete Standort Karlsruhe beispielsweise zählt nach Konzernangaben zu den modernsten der Branche. Erst 2021 wurde die Produktion komplett auf elektrische Reifenpressen umgestellt, die CO2-Emissionen um 82 Prozent gegenüber 2010 reduziert. Homburg zählt Michelin zu seinen weltweit wichtigsten Lkw-Reifenwerken, als einziger europäischer Standort kann es RFID-Chips direkt in Neureifen verbauen.