Ludwigshafen

Den trägen „Tanker BASF“ wieder auf Kurs bringen

Bei der Vollversammlung der Vertrauensleute am BASF-Standort Ludwigshafen ging es um die Herausforderungen für den Konzern. Der Betriebsratsvorsitzende Sinischa Horvat kündigte an, um die Zukunftsfähigkeit des Standorts kämpfen zu wollen. IGBCE-Bezirksleiter Gunther Kollmuß forderte Investitionen für Ludwigshafen - und dass die BASF beim anstehenden Transformationsprozess offensiver und proaktiver vorangehen müsse. 

Verbundstandort Ludwigshafen
Foto: © BASF SE

So gut besucht war das Feierabendhaus der BASF in Ludwigshafen schon lange nicht mehr – mehr als 1000 Vertrauensleute nahmen im vergangenen Monat an der Vollversammlung der Vertrauensleute der BASF SE teil. Nach zwei Jahren coronabedingter Hybridveranstaltung und den angekündigten Sparmaßnahmen war das Interesse, bei der ersten Präsenzveranstaltung seit langem, verständlicherweise riesig.

BASF-Arbeitsdirektorin Melanie Maas-Brunner konnte bei der Veranstaltung jedoch mit wenig positiven Nachrichten aufwarten. „Wir stehen vor Herausforderungen, wie wir sie noch nie gesehen haben – jedenfalls nicht in dieser Fülle und in dieser Gänze“, betonte Maas-Brunner zu Beginn ihrer Rede, „es ist immer noch Krieg in Europa und kein Ende in Sicht. Die Konsequenzen daraus sind hohe Energiepreise, es sind Inflationszustände, wie wir sie seit langen Zeiten nicht mehr erlebt haben. Wir haben steigende Zinsen und sehen in Europa einen Tsunami an Regulierungen, die zu Verboten von Chemie-Produkten führen können. Auch das belastet uns extrem!“

Um die Zukunftsfähigkeit des Standorts kämpfen will der Betriebsratsvorsitzende Sinischa Horvat. Statt Einsparungen nach der Methode „Rasenmäher“, also wenig strukturiert angewendet, müssten die gesicherten politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen erkannt werden. „Die Beschäftigten sind gut ausgebildet, motiviert und verlässlich“, sagte Horvat. Er verwies auch auf die Standortvereinbarung und ihre elementare Bedeutung: „Sie bietet Schutz für die Beschäftigten, die haben dadurch den Kopf frei und können ihre Kräfte für Neues bündeln und einsetzen!“ Man werde alles tun, um eine neue Standortvereinbarung auf den Weg zu bringen.

Der Ludwigshafener IGBCE-Bezirksleiter, Gunther Kollmuß, forderte, dass die BASF offensiver und proaktiver vorangeht. „Ich habe den Anspruch an das Unternehmen, dass es beim Auf- und Ausbau von nachhaltigen Produkten eine Pionierrolle einnimmt und die Transformation jetzt anpackt“, betonte Kollmuß. Der Gewerkschafter sagte in Richtung Geschäftsleitung: „Es muss in den Standort investiert und er muss modernisiert werden.“ Der „träge Tanker BASF“ müsse wieder auf Kurs gebracht werden, um wieder Erfolgsgeschichte an der Börse zu schreiben. In Hinblick auf die Sparmaßnahmen warnte Kollmuß vor einer Leistungsverdichtung. „Es darf nicht sein, dass die Sparmaßnahmen eine falsche Richtung einnehmen“, sagte Kollmuß in seiner Rede.

Bei den Vertrauensleuten war der Redebedarf in dieser ersten Präsenzveranstaltung seit langer Zeit groß. Die Transformation und die Ausbildungssituation waren Themen der Vertrauensleute. Sie beklagten zudem die nachlassende Attraktivität der BASF SE als Arbeitgeber und kritisierten die Sparmaßnahmen, besonders im Bereich der Forschung. Die Entwicklung durch die Sparmaßnahmen wird bei der nächsten Versammlung sicher wieder Thema sein.