Essen/Krefeld/Marl

Demo für bezahlbaren Industriestrom

Deutschlandweit haben Tausende für einen fairen Industriestrompreis demonstriert. Auch zahlreiche Evonik-Beschäftigte haben den gewerkschaftlichen Aktionstag unterstützt. Ihr Anliegen: Sie forderten einen fairen und international wettbewerbsfähigen Strompreis für Deutschlands energieintensive Industrien.

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Rund 400 Beschäftigte von unterschiedlichen Unternehmen beteiligten sich an der Kundgebung zum Aktionstag Industriestrompreis in Neuss. Auch dutzende Kolleginnen und Kollegen von Evonik waren dabei. 

Foto: © Frank Rogner

In Neuss beteiligten sich dutzende Evonik-Beschäftigte vom Standort Essen Goldschmidt an einer Demonstration, bei der auch Kolleginnen und Kollegen von anderen Unternehmen wie Speira und Essity dabei waren – insgesamt kamen mehr als 400 Menschen zu der Kundgebung. Sie alle folgten dem Ruf der Gewerkschaften, um ihren Unmut über die aktuellen Entwicklungen in der energieintensiven Industrie zum Ausdruck zu bringen. Mit Fahnen und Plakaten bewaffnet machten sie deutlich, dass es so nicht weitergehen kann. „Wir brauchen Planungssicherheit“, sagte einer der Anwesenden. Für die Kolleginnen und Kollegen stehe zu viel auf dem Spiel, als dass die Politik den Industriestandort Deutschland so leichtfertig schwächen dürfe. Auch für Melanie Knappe, Betriebsratsvorsitzende des Gemeinschaftsbetrieb Goldschmidtstraße, geht es darum, wettbewerbsfähig zu bleiben. „Die Gefahr der kostengünstigeren Abwanderung von Investitionen und Neubauprojekten für Chemieanlagen in China und Amerika ist allgegenwärtig.“ Die Sicherung gut bezahlter Arbeitsplätze in Deutschland müsse für die Politik Ansporn genug sein, den Industriestandort Deutschland wieder attraktiver zu gestalten. 

Der Evonik-Standort in Krefeld beteiligte sich an einer Demonstration bei Currenta am ChemPark Uerdingen. Dort waren mehr 250 Menschen dabei. Lautstark richtete sich der Unmut an die unverständliche Haltung der Politik. Zahlreiche Betriebe sind von der aktuellen Situation betroffen. Vielerorts wird die Produktion gedrosselt. „Die Politik muss jetzt die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass industrielle Wertschöpfung in unserem Land eine Zukunft hat“, erklärte Matthias Jakobs, Bezirksleiter im IGBCE-Bezirk Niederrhein.

In Marl nutze der Vertrauenskörper die politische Mittagspause im Chemiepark, um die Kolleginnen und Kollegen über den Standpunkt der IGBCE zu informieren. Die IGBCE kämpft seit jeher für eine sichere und bezahlbare Stromversorgung für Privathaushalte und Industriebetriebe. „Der Überfall auf die Ukraine hat die Karten neu gemischt“, sagte Karlheinz Auerhahn, Leiter des IGBCE-Bezirks Recklinghausen. Zahlreiche Betriebe sind von der aktuellen Situation betroffen. Vielerorts wird die Produktion gedrosselt. „Die Politik muss jetzt die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass industrielle Wertschöpfung in unserem Land eine Zukunft hat.“ Es gehe um Hunderttausende Arbeitsplätze, so Auerhahn.

„Deutsche Produkte sind gefragt, und das werden sie auch noch sein, wenn wir sie hier aufgrund der zu hohen Strompreise nicht mehr herstellen können. Dann wird die Produktion vieler Branchen ins Ausland verlagert, und damit auch hunderttausende Arbeitsplätze,“ mahnt Martin Albers, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats von Evonik, mit Blick auf die aktuellen Energiepreise. „Wir müssen gemeinsam dagegen kämpfen, ein wichtiger Hebel wäre hier die Einführung eines EU-binnenmarktkonformen Industriestrompreises. Deutschland soll ein Industriestandort bleiben, dafür müssen wir diesen Wettbewerbsnachteil ausgleichen, den wir aktuell im Vergleich zu Ländern haben, die auf Atom-, Gas- und Kohleenergie setzen.“