Tarifkommission Chemie Baden-Württemberg

Chemie-Tarifkommission Baden-Württemberg beschließt regionale Forderung

IGBCE Baden-Württemberg fordert 7 Prozent mehr, Tarifextras für Mitglieder und ein Update des Entgelttarifvertrages.

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Foto: © Axel-Stefan Sonntag / IGBCE

Sieben Prozent höhere Entgelte, eine Erhöhung von 100 Euro Festbetrag für alle Auszubildenden, mehr tariflichen Schutz exklusiv für IGBCE-Mitglieder und einen modernisierten Bundesentgelttarifvertrag: Diese Punkte umfasst die Forderung für die 73.000 Beschäftigten der baden-württembergischen Chemieindustrie, die die regionale Tarifkommission der IGBCE heute einstimmig beschlossen hat.

„Trotz der aktuell schwierigen wirtschaftlichen Lage sind höhere Entgelte dringend erforderlich. Ein Plus von sieben Prozent hilft, die Reallöhne vor den Auswirkungen der Inflation zu schützen und die Kaufkraft unserer Mitglieder zu erhalten“, so Catharina Clay, Verhandlungsführerin in der Tarifkommission Baden-Württemberg.

Inflationsausgleichprämien sind verpufft

Zwar habe der letzte Tarifabschluss vom Oktober 2022 mit zweimal 3,25 Prozent Plus und insgesamt 3000 Euro steuer- und abgabenfreier Inflationsausgleichsprämie die massiven Preissteigerungen über die Laufzeit von 20 Monaten ausgleichen können. „Das war aber eben nicht von Dauer. Die Wirkung der Einmalzahlungen ist inzwischen verpufft“, so Clay. Heute müssen sich nach einer aktuellen IGBCE-Umfrage drei von vier Beschäftigten beim Haushaltsbudget einschränken, eine Mehrheit von 59 Prozent blickt für sich persönlich pessimistisch in die Zukunft.

„Mehr Geld in den Taschen der Beschäftigten hilft, den Binnenkonsum zu stabilisieren und fördert das Wirtschaftswachstum. Daher soll das Forderungsvolumen bei einer Laufzeit von zwölf Monaten bei sieben Prozent liegen.“ Dies würde dazu beitragen, die Herausforderungen der aktuellen wirtschaftlichen Situation zu bewältigen und nachhaltig die Kaufkraft der Mitglieder zu sichern. „Reallohnverluste in dieser Leitindustrie werden wir nicht akzeptieren“, machte Clay deutlich.

Absolut kein Grund für eine „Nullrunde“

Die Verhandlungsführerin warnte den Sozialpartner davor, eine Nullrunde herbei zu reden. „Das Bild der Branche ist weitaus bunter, als die Arbeitgeber es malen.“ Schwierig sei die Lage allein bei den energieintensiven Industrien, die Geschäfte der Konsumgüter- und Pharmaindustrie liefen glänzend. „Insgesamt werden die Dividenden wieder reichlich fließen.“ Den Beschäftigten stehe ihr Anteil am Erfolg zu. Clay ergänzte, dass derzeit nur wenige Unternehmen von Öffnungsklauseln aus wirtschaftlicher Not Gebrauch machten. „Eine allumfassende Krise sieht anders aus.“

Forderung 2: Vorteile für Gewerkschaftsmitglieder

Neben mehr Geld will die IGBCE tarifliche Vorteile für Gewerkschaftsmitglieder durchsetzen. Diese haben sich auf Haustarifvertrags-Ebene bereits bewährt. Konkret fordert die IGBCE tarifliche Regelungen für einen besseren Schutz und Arbeitsplatzsicherheit für IGBCE-Mitglieder. „Unsere Mitglieder haben die Anerkennung durch die Arbeitgeber verdient. Unsere Mitglieder sind es, die bislang für stabile, auch sozial stabile Verhältnisse in der Chemie sorgten“, so Clay.

Forderung 3: Ein Update für den Entgelttarifvertrag

Teil drei der Forderung umfasst ein Update des geltenden Bundesentgelttarifvertrags (BETV). „Hier herrscht ein gewaltiger Modernisierungsstau“, stellt Catharina Clay fest. Der BETV stamme aus dem Jahr 1987, kenne noch nicht mal Bachelor und Master, habe viel zu komplizierte Regelungen bei Höhergruppierungen und umfasse inzwischen viele Akademikerinnen und Akademiker nicht mehr. „Wir brauchen in dieser Tarifrunde eine Übereinkunft, jetzt endlich die Realitäten des 21. Jahrhunderts abzubilden.“

Regionale Verhandlungsrunde am 24. April

Die Forderungen der regionalen Tarifkommission wird die Bundestarifkommission am 10. April zu einer zentralen Forderung zusammenführen. Wenige Tage später beginnen die Tarifverhandlungen zunächst auf regionaler Ebene.
Für Baden-Württemberg treffen sich beide Seiten am 24. April um 10.30 Uhr im Genohotel Karlsruhe.