24-Stunden-Warnstreik

Beschäftigte von Linpac in Beeskow legen erneut Betrieb lahm

Seit dem 24. Juni früh um 6 Uhr stehen die Produktionsanlagen bei der Linpac Packaging Rigid GmbH in Beeskow still. Die Beschäftigten des Lebensmittelverpackungsherstellers verschärfen mit einem erneuten 24-Stunden-Warnstreik den Konflikt um einen Haustarifvertrag. Sie fordern deutlich mehr Entgelt und Schritte hin zur Ost-West-Angleichung der Arbeitsbedingungen im Konzern.


24.06.2021 Warnstreik Linpac
Foto: © Anis Ben-Rhouma

Der Arbeitgeber hatte zuvor eine Frist der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) verstreichen lassen. Die IG BCE fordert von der Linpac-Geschäftsführung ein verhandlungsfähiges Angebot für die Aufnahme von Haustarifverhandlungen.

„Unsere Geduld ist am Ende“, sagt Carlo Hartmann, Schichtleiter in der Linpac-Produktion und Mitglied der Tarifkommission der IG BCE: „Der Arbeitgeber muss endlich ein Angebot auf den Tisch legen, mit dem wir hier am Standort Beeskow die Entgelte auf ein vernünftiges Niveau bekommen und die Ost-West-Lücke innerhalb des Konzerns schrittweise schließen. Wir sind lange genug hingehalten worden. Es reicht!“

neuer Warnstreik bei Linpac 24.06.21
Foto: © Anis Ben-Rhouma

Seit Jahren verdienen die Beschäftigten in Beeskow für die gleiche Arbeit und mehr Wochenarbeitsstunden deutlich weniger als ihre Kolleginnen und Kollegen am Linpac-Standort Ritterhude in Niedersachsen und an den anderen Standorten des Mutterkonzerns Klöckner Pentaplast in Deutschland, in Gendorf und Montabaur.

Gewerkschaftssekretär Anis Ben-Rhouma: „Die Stimmung hat sich in den vergangenen Wochen zugespitzt. Ein Auslöser unter anderen war der Corona-Bonus, der den Beschäftigten in Beeskow verweigert, an anderem Standort im Westen jedoch gezahlt wurde. Die Linpac-Geschäftsleitung und mit ihr die Führung im Mutterkonzern Klöckner Pentaplast schätzt die Entschlossenheit der Beeskower Kolleginnen und Kollegen offenbar immer noch falsch ein. Dieser zweite Warnstreik ist ein letzter Warnschuss. Der Arbeitgeber hat es jetzt in der Hand, die Situation nicht vollständig eskalieren zu lassen.“

Linpac Protestbanner Juni 2021
Foto: © Anis Ben-Rhouma

Die IG-BCE-Tarifkommission fordert die sofortige Aufnahme von Haustarifverhandlungen für Linpac in Beeskow. Die Forderungen im Einzelnen: 600 Euro mehr Entgelt für alle Beschäftigten als tabellenwirksame Erhöhung, eine verlässliche Entwicklung der Stufen in den Entgeltgruppen und einen Corona-Bonus als Einmalzahlung für die hervorragende Arbeit der Beschäftigten seit Beginn der Covid-19-Pandemie. Zusätzlich soll es einen Extra-Corona-Bonus für Mitglieder der IG BCE geben.

Standortsicherung im Blick

Mit ihren Forderungen hat die Tarifkommission der IG BCE auch die Standortsicherung für die Linpac-Produktion in Beeskow im Blick. Der Fachkräftemangel wirkt sich bereits bedrohlich aus. Schichtleiter Carlo Hartmann: „Mit der aktuellen Bezahlung begeistern wir keine fähigen jungen Leute, bei uns in der Produktion einzusteigen – zumal mit unserem 24/7-Schichtsystem. Das ist echte Knochenarbeit. Der Arbeitgeber muss dringend umsteuern: Es muss jetzt endlich ein attraktives Angebotspaket auf den Tisch!

Die Beschäftigten von Linpac setzen ihren 24-Stunden-Warnstreik mit einer Streikwache vorm Werkstor noch bis zum Freitag, den 25. Juni, um 6 Uhr fort.

Der heutige Warnstreik ist bereits der zweite innerhalb von sechs Wochen: Am 6. Mai hatten die Kolleginnen und Kollegen mit einem 24-stündigen Warnstreik bereits ein erstes unmissverständliches Signal ihrer steigenden Wut gesetzt.

Linpac Packaging Rigid GmbH

AmBahnhof Oegeln 3, 15848 Beeskow

Medienvertreterinnen und -vertreter sind zur Berichterstattung herzlich eingeladen.

Neben den streikenden Linpac-Beschäftigten ist auch Anis Ben-Rhouma, Gewerkschaftssekretär IG BCE, durchgehend vor Ort:

Mobil: 0173-6080758; Anis.Ben-rhouma@igbce.de


Information der IG BCE zum Flächentarifvertrag Kunststoff des AKB

Der Warnstreik bei Linpac berührt den grundsätzlichen Konflikt um den Flächentarifvertrag Kunststoff des Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbands der Kunststoff Verarbeitenden Industrie (AKB) Berlin-Brandenburg. Die IG BCE hat den Flächentarifvertrag vor mehr als einem Jahr gekündigt. Ihr Argument: Der Tarifvertrag befördert Dumping-Löhne. Der Flächentarifvertrag des AKB sieht in den unteren Gruppen Entgelte knapp oberhalb der Mindestlohngrenze vor – das macht die IG BCE nicht länger mit. Das Angebot der Arbeitgeberseite mit einer prozentualen Erhöhung im untersten einstelligen Bereich hat die Gewerkschaft als nicht verhandlungsfähig zurückgewiesen. Auf Seiten des Arbeitgeberverbands ist keinerlei grundlegende Bewegung zu erkennen. Um das Einkommen der Beschäftigten auf ein anderes Niveau zu heben, sieht die Gewerkschaft deshalb Haustarifverhandlungen als einzig gangbaren Weg.




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