Energiekonzern LEAG

„Wir lassen uns nicht mit einer Einmalzahlung abspeisen“

Warnstreik bei der LEAG: Beschäftigte fordern tabellenwirksame Entgelterhöhung

Warnstreik bei LEAG
Foto: © Thomas Goethe

Klare Botschaft an den Arbeitgeber LEAG: Insgesamt mehrere tausend Beschäftigte haben an allen Tagebau- und Kraftwerksstandorten des Unternehmens gestreikt. Allein bei der größten Kundgebung im Industriepark Schwarze Pumpe waren rund 1500 Beschäftigte. Sie wollen sich bei den laufenden Tarifverhandlungen nicht mit einer vom Unternehmen vorgeschlagenen Einmalzahlung abspeisen lassen und fordern eine tabellenwirksame Entgelterhöhung: 12 Prozent mehr, mindestens 400 Euro pro Monat. Außerdem fordert die IGBCE eine überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütung und eine Leistung für IGBCE-Mitglieder. Die Laufzeit soll 12 Monate betragen.

Bereits um 5.30 Uhr geht es am Kraftwerk Schwarze Pumpe los. Ab Sonnenaufgang versammeln sich  rund 70 Kolleg*innen vor dem Tor. Mit Kreidespray sprühen einige von ihnen ihre Forderungen auf den Asphalt der Zufahrt zum Kraftwerk. Andere schreiben die Forderungen auf große aufblasbare Wasserbälle und werfen sie in den Teich vor dem Kraftwerk. „Heute ist kein Arbeitstag, heute ist Streiktag!“, schallt es aus dem Megafon. Vor dem Eingang hängen Transparente und IGBCE-Fahnen, ein Absperrband mit dem Wort „Streik“ hängt zwischen zwei Laternenpfählen.

Die Stimmung unter den Versammelten ist gut, gleichzeitig sind sich die meisten des Ernst der Lage bewusst. Im Gespräch sagen viele, dass ihnen die Inflation und die damit verbundenen hohen Preissteigerungen zu schaffen machen. Und dass sie sich eine dauerhafte, nachhaltige Entgelterhöhung wünschen. Es geht auch darum, „jungen Menschen eine Perspektive in der Region zu geben“, wie es einer der Redner bei der Kundgebung formuliert.

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Stephanie Albrecht-Suliak, neue Leiterin des Landesbezirks Nordost der IGBCE, wendet sich an die Versammelten. „Die LEAG hat in der Energiekrise Milliardengewinne eingefahren“, sagt sie. „Darum sind die Forderungen absolut berechtigt.

Gegen 8.30 treffen Gruppen vom Tagebau Welzow Süd und aus der Braunkohleveredlung vor dem Kraftwerk ein. Mehrere hundert Menschen sind nun hier versammelt. Gemeinsam stellen sich die Beschäftigten für ein Drohnenfoto in Form der Forderung „12%“ auf. Und machen sich dann mit Transparenten, IGBCE-Fahnen und Trillerpfeifen bewaffnet auf den rund zwei Kilometer weiten Weg zur zentralen Kundgebung. „Wir wehren uns!“, „Frust durch Reallohnverlust“ steht auf den Transparenten.

Dort wendet sich Holger Nieden, der Verhandlungsführer der IGBCE bei den Tarifverhandlungen mit der LEAG, an die Versammelten. Er kritisiert „Zahlentrickserei und Zockerei“ der LEAG bei den Verhandlungen. „Dieses Unternehmen ist hochprofitabel, das Geld ist da“, sagt er. Die LEAG müsse nun bereit sein, die Arbeitnehmer an diesen Gewinnen zu beteiligen. „Der Streik heute ist ein Warnschuss für die Arbeitgeber, sich endlich in unsere Richtung zu bewegen.“ Er signalisiert die Bereitschaft der Beschäftigten, auch länger zu streiken.  „Wir erwarten ernstgenommen zu werden – und wir erwarten vernünftige Angebote.“ 

Die LEAG hatte der IGBCE-Tarifkommission in der zweiten Verhandlungsrunde eine Einmalzahlung in Höhe von 8500 Euro angeboten. Die IGBCE lehnt dies ab, weil die Beschäftigten dadurch schlechter gestellt wären als durch eine tabellenwirksame Entgelterhöhung, die dauerhaft bleibt.