Bezirk Hamburg-Harburg

Allnex - Schwarze Zahlen, aber Schließung droht

Hamburg // „Wir sind geschockt!“ So bringt Christian Wolf, Betriebsratsvorsitzender bei Allnex in Hamburg, die Stimmung der 130 Beschäftigten auf den Punkt. Grund sind die Pläne, den Hamburger Standort zu schließen. Wolf weiter: „Wir werden die Ankündigung aus der Frankfurter Zentrale nicht ohne Weiteres hinnehmen. Dass wir erfolgreich gegen einen Kahlschlag kämpfen können, haben wir bereits vor 15 Jahren bewiesen. Daran hat sich bis heute nichts geändert.“ Jetzt wird an entsprechenden Forderungen gearbeitet. Die IGBCE unterstützt die Interessen der Beschäftigten mit aller Kraft.

Allnex-Wir sind betroffen!

Allnex-wir sind betroffen!

Foto: © IGBCE Hamburg/Harburg

Tatsächlich hat sich die Belegschaft vor rund 15 Jahren bereits mit großem Erfolg gegen einen geplanten drastischen Personalabbau gestellt und ihn weitgehend verhindert. Die IGBCE und Allnex, damals hieß das Unternehmen noch Cytec, schrieben damit Sozialgeschichte: Unter anderem wurde hier der erste Sozialtarifvertrag der IGBCE vereinbart. Viele Kolleginnen und Kollegen auch außerhalb von Allnex/Cytec werden sich an das Engagement von Christian Wolfs Vorgänger Werner Voß entsinnen. Gemeinsam mit den Beschäftigten, der IGBCE und der Öffentlichkeit waren schon damals die Konzernpläne konterkariert worden.
Ute Sierck, im IGBCE-Bezirk Hamburg/Harburg für Allnex zuständig: „Die Pläne des Konzerns richten sich gegen einen Standort, der schwarze Zahlen schreibt, und gegen Beschäftigte, die gute Arbeit leisten. Sie sind sehr motiviert und engagiert, und wir werden sie in jeder Hinsicht unterstützen. Grundsätzlich halten wir die Argumente des Konzerns für vorgeschoben und dringen auf weitere Informationen.“

Allnex: Einigkeit und Widerstand

Ute Sierck: „Es kann nicht an den Produkten liegen, die seit Jahrzehnten hier – übrigens störfallfrei – entstehen. Wir erkennen vielmehr einen geplanten Investitionsstau und mangelhafte Unterstützung durch das Management. Wir fordern es auf, sich für den Standort Hamburg besser einzusetzen, und erwarten schnelle positive Antworten.“
Nun wird gemeinsam mit allen Beschäftigten ein Forderungskatalog und der Plan entwickelt, mit dem das bestmögliche Ergebnis für die Zukunft der Beschäftigten erzielt werden soll. Außerdem bereitet sich die Verhandlungskommission auf ihre Arbeit vor.
Christian Wolf: „Einigkeit und Widerstand zeichnen uns auch heute aus. Wir haben uns mit Hilfe der IGBCE jetzt rechtlichen Beistand verschafft.“

„Das Unternehmen beim Wort nehmen“

Allnex will die Produktion Mitte kommenden Jahres einstellen und den Standort bis Ende 2026 „zurückbauen“. Angeblich beruht der Konzernbeschluss „auf einer Überprüfung der Wettbewerbsposition in Europa für unsere Flüssigharzprodukte“, erklärte Allnex-Chef Miguel Mantas. Standortleiter Gerrit Lieske erklärte offiziell: „Wir setzen uns dafür ein, gute Lösungen für die Beschäftigten in Hamburg zu finden.“ Dazu die Betriebsräte und die IGBCE: „Wir werden ihn und das Unternehmen beim Wort nehmen.“
Allnex produziert an der Helbingstraße in Hamburg-Wandsbek Kunstharze für die Farben- und Lackindustrie. Die ehemalige Hoechst-Tochter hat mit ihren rund 4.000 Beschäftigten weltweit mehr als 30 Produktionsstandorte. Firmensitz ist zwar Frankfurt am Main. Rechtlicher Eigentümer des operativen Bereichs ist jedoch die Allnex Holdings S.à r.l., ein in Luxemburg ansässiges Unternehmen, das auch die langfristigen strategischen Entscheidungen zur Investition in Allnex trifft. Dahinter steht wiederum die thailändische PTTGC, eine Tochtergesellschaft der PTT Gruppe, dem größten Energiekonzern Thailands.