IGBCE-Vorsitzender Vassiliadis zu "REPowerEU" und Versorgungssicherheit

"Dieser Turbo war überfällig"

Die IGBCE unterstützt das Vorhaben der Europäischen Kommission, mit dem „REPowerEU“- Plan die Energiewende in der Union voranzubringen und Europa so gleichzeitig schneller unabhängig von russischen Rohstoffen zu machen.

„Es ist überfällig, dass nun auch die EU den Turbo bei der Energiewende zündet“, sagte der IGBCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis am Freitag (20. Mai 2022) bei einer Veranstaltung des Bundesarbeitgeberverbands Glas und Solar in München.
 
„Seit Jahren fordern wir, diese gewaltige Aufgabe zu einem europäischen Projekt zu machen“, so Vassiliadis. „Nur gemeinsam kann dieser Verbund von Industrienationen die klimagerechte Transformation auch wirtschaftlich und sozial nachhaltig für die Menschen gestalten.“ Die Vorhaben müssten nun schnell in konkrete Maßnahmen- und Beschleunigungspakete münden. Ambitioniertere Ziele allein machten noch keinen Fortschritt. Das habe man schon leidvoll in Deutschland erfahren.
 
Dass die EU-Pläne den Kontinent schneller unabhängig von russischen Rohstoffen machen könnten, begrüßte der IGBCE-Vorsitzende als „positiven Nebeneffekt“. Hierzu müsse allerdings auch jedes EU-Mitglied seinen Teil beitragen, indem es seine Hausaufgaben erledige. Die Abhängigkeiten sind innerhalb der EU unterschiedlich stark ausgeprägt.
Vassiliadis machte deutlich, dass Deutschland noch auf Jahre auf russisches Gas angewiesen sein wird. Gerade die Glasindustrie könne nicht einfach ihre Produktion binnen weniger Monate umstellen. „Ein Gasstopp hätte dort fatale und unwiederbringliche Folgen auf Produktion, Arbeitsplätze und weitere Branchen.“
 
Gerade wegen dieser starken Abhängigkeit von russischem Gas sei es richtig, dass die Bundesregierung bei anderen Rohstoffen Embargos gegen Russland vorantreibe. „Die IGBCE steht hinter dem geplanten Öl-Embargo – unter der Voraussetzung, dass die Belieferung der ostdeutschen Raffinerien, die besonders abhängig von russischem Öl sind, über alternative Wege gesichert ist“, sagte Vassiliadis.
 
Der Vorsitzende der vor allem in den energieintensiven Industrien beheimateten Gewerkschaft unterstützt in dem Zusammenhang das Vorgehen der Bundesregierung, der es gemeinsam mit der Wirtschaft schnell gelungen sei, die deutsche Abhängigkeit von Kohle und Öl aus Russland verringern zu können. Wichtig sei, bei weiteren Sanktionsschritten genau darauf zu achten, in welchen Unternehmen, in welchen Regionen welche Folgen real entstünden. "Das, was wir nach Abwägung machen können, müssen wir im Bündnis mit unseren Partnern in Europa und im Westen tun", so Vassiliadis. Das alles werde den ohnehin starken Preisanstieg allerdings weiter antreiben. „Hier sind weitere Entlastungen für Bürger und Industriearbeit nötig.“