Konkrete Empfehlungen

IG-BCE-Zukunftskommission "Digitale Agenda" legt Abschlussbericht vor

Datengenossenschaft statt Datenkrake, Verbundtarifverträge statt Flickenteppich, ein digitales Grundbildungsjahr für alle: Das sind nur drei von mehr als 20 konkreten Empfehlungen, die ein interdisziplinäres Expertenteam zur erfolgreichen Gestaltung der digitalen Transformation im Auftrag der IG BCE entwickelt hat. Den entsprechenden Abschlussbericht der Zukunftskommission „Digitale Agenda“ hat Digital-Vorstand Francesco Grioli am Donnerstag auf der Betriebsräte-Jahrestagung der IG BCE in Laatzen bei Hannover vorgestellt.

Digitalisierung
Foto: © iStock/ipopba

In den zurückliegenden beiden Jahren entwickelten die gut 35 Gewerkschafter, Betriebsräte, Arbeitgebervertreter sowie Experten aus Politik, Wirtschaft und Forschung Reformansätze, um Digitalisierung als Chance für den Industriestandort und seine Beschäftigten zu nutzen und den Strukturwandel gleichzeitig sozial gerecht und solidarisch zu gestalten. „Die Digitalisierung ist kein kurzfristiger Technikhype – sondern ein Prozess, der vertraute Spielregeln in Wirtschaft und Gesellschaft komplett auf den Kopf stellen kann“, sagt Grioli. „Wir wollen den Wandel im Fahrersitz mitsteuern und nicht irgendwann abgehängt werden.“

Die IG BCE hat sich deshalb in den vergangenen Jahren ebenso grundsätzlich wie konkret mit dem Phänomen auseinandergesetzt. Parallel zur Zukunftskommission war eine der bundesweit größten Umfragen zur Digitalisierung im Betrieb aufgelegt worden, an der sich gut 14.000 Beschäftigte aus den Branchen der IG BCE beteiligten. Die Ergebnisse flossen in die Empfehlungen der Kommission ein. „Unsere digitale Agenda macht deutlich, welch große Herausforderung vor allen gesellschaftlichen Akteuren liegt“, so Grioli.

Die Kommission hat ihre Empfehlungen nach Themenbereichen gegliedert. Einige Auszüge:

Politik und Wirtschaft müssten dringend aufholen beim Ausbau der digitalen Infrastruktur. In der Bundesregierung müssten Digital- und Datenpolitik zentral gebündelt werden. Die Steuerpolitik müsse die Tech-Riesen zwingen, ihren fairen Beitrag zu leisten, um damit die digitale Transformation anderer Branchen zu finanzieren. Daten dürften nicht in der Hand weniger verbleiben, sondern müssten etwa mittels branchenweiter Datengenossenschaften geteilt und genutzt werden. Und die Sozialpartner sollten Verabredungen über ethische Grundlagen für den Einsatz moderner Technologien wie KI treffen.

Mit Blick auf die sich wandelnde Arbeitswelt fordert die Kommission unter anderem, dass Gewerkschaften der durch Digitalisierung wachsenden Zahl von Selbstständigen, Crowdworkern und prekär Beschäftigten konsistente Angebote machen – etwa indem sie sich für bessere Vertragsbedingungen einsetzen. Außerdem sollten Tarifverträge besser verzahnt werden, um branchenübergreifend die Arbeitsbedingungen über ganze Wertschöpfungsketten hinweg abzusichern.

Bei Bildung und Weiterbildung sieht die Kommission eine zentrale Aufgabe für die kommenden Jahre. Sie fordert eine digitale Empowerment-Offensive, um Beschäftigte für den Wandel am Arbeitsplatz und veränderte Anforderungen in der Berufswelt insgesamt zu rüsten. Weiterbildungsmentoren könnten die Beschäftigten dabei unterstützen. Zudem fordert die Kommission für jeden Ausbildungsberuf ein digitales Grundbildungsjahr, das berufsübergreifend digitale Kompetenzen vermittelt.

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