Am gestrigen Dienstag, dem 23. November, präsentierte der stellvertretende Vorsitzende der IGBCE Ralf Sikorski die Forderungsempfehlung für die anstehenden Tarifverhandlungen in der Chemie- und Pharmaindustrie. Unter dem Slogan „Wir plus X“ kämpft die IGBCE gemeinsam mit ihren Mitgliedern und den Beschäftigten der Branchen für einen starken Abschluss.
Nachdem sich die Chemiebranche im Corona-Jahr 2020 bereits sehr robust präsentierte, verläuft die wirtschaftliche Erholung der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Deutschland nach dem Corona-Jahr mehr als positiv. Trotz Engpässen bei Rohstoffen und Vorprodukten sowie Problemen in der Lieferkette betrug der Branchenumsatz im ersten Halbjahr 2021 105 Milliarden Euro – 14 Prozent mehr als im Vorjahreshalbjahr. Die Produktion zog gut sechs Prozent an. Die Kapazitätsauslastung von mehr als 86 Prozent der Anlagen liegt deutlich oberhalb des branchenüblichen Niveaus. Und die Auftragsbücher sind weiterhin voll: 13% mehr Auftragseingänge als im Vorjahr sprechen diesbezüglich eine deutliche Sprache. Mit dieser guten Ausgangslage starten wir in die Tarifverhandlungen.
Für die Beschäftigten geht es dabei um viel: Denn die Inflationsrate in Deutschland wird nach aktuellen Erkenntnissen im Jahresdurchschnitt voraussichtlich 3% für 2021 und 2,5% für 2022 betragen. Preistreiber sind momentan zudem vor allem die Preise für Strom und Gast aber auch für Mieten und Lebensmittel. Deswegen sind es auch die Arbeitnehmer*innen, die besonders stark für der Preissteigerung betroffen sind. Dabei waren sie es die mit großem Engagement und Flexibilitätsbereitschaft ermöglicht haben, die Corona-Krise in den Unternehmen zu bewältigen. Viele hatten darüber hinaus durch Kurzarbeit und andere Instrumente teilweise erhebliche Einkommenseinbußen. Jetzt ist es darum an der Zeit, den Wert ihrer Arbeit durch gute Tarifverträge und gutes Entgelt zu erhöhen.
Zwei weitere Schwerpunkte der Tarifverhandlungen sollen Verbesserungen für Arbeitnehmer*innen in Schichtarbeit und die Attraktivierung der Ausbildung in Chemie- und Pharmaindustrie sein. Zudem will die IGBCE klare Regeln für mobile Arbeit. Denn in den unterschiedlichsten Bereichen wurde deutlich, dass die funktioniert, ohne dass die Produktivität der Unternehmen Schaden nimmt. Wer also auf einem enger werdenden Arbeitsmarkt mit attraktiven Elementen Fachkräfte sichern will, muss mobiles Arbeiten im Interesse der Beschäftigten ausgestalten. Und diese Ausgestaltung wollen wir nicht dem Gesetzgeber allein überlassen, weil Tarifautonomie für uns immer auch Gestaltungsverantwortung bedeutet.
Die Forderungsempfehlung der IGBCE umfasst darum fünf Punkte:
„Die Forderungsempfehlung werden wir nun mit unseren Mitgliedern, den Betriebsräten und Vertrauensleuten beraten und sie so in den weiteren Prozess eng einbinden“, erklärt Natalie Mühlenfeld, IGBCE Bezirksleiterin Düsseldorf. „Die Mitglieder der IGBCE, natürlich insbesondere die Beschäftigten in der Chemie- und Pharmaindustrie sind das Fundament des wirtschaftlichen Aufschwungs und auch die Grundlage für zukünftige Erfolge in den Branchen. Das muss anerkannt werden! Das Motto der Tarifrunde Chemie 2022 lautet deswegen: Wir plus x!“