Jahreswechsel

Wir brauchen eine starke Gemeinschaft

2022 hat uns nicht die Normalität zurückgebracht, auf die wir nach den Pandemiejahren gehofft hatten. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine erzeugte statt dessen neue, historische Herausforderungen. Um so wichtiger ist es jetzt, dass wir solidarisch zusammenstehen und auch im neuen Jahr die Zeitenwende aktiv mitgestalten. 

Michael Vassiliadis
Foto: © IGBCE/Stefan Koch

Nach den harten Corona-Jahren haben sich die meisten für 2022 nur eins gewünscht: Normalität und einen schnellen Weg zurück ins alte Leben – ein Leben ohne Einschränkungen, in Frieden, Wohlstand und Freiheit. Doch das Gegenteil ist passiert: 2022 stellte uns vor neue, historische Herausforderungen

Leider hat uns 2022 nicht die Normalität zurückgebracht, die wir nach den langen Entbehrungen der Pandemie erwünscht hatten. Im Gegenteil: Das zurückliegende Jahr stellte uns alle vor neue, historische Aufgaben. 2022 wird in die Geschichtsbücher eingehen als das Jahr, in dem der Krieg zurück nach Mitteleuropa kam. Der russische Präsident Wladimir Putin hat mit seinem völkerrechtwidrigen Angriff auf die Ukraine unbeschreibliches Leid über die Menschen in der Ukraine gebracht und die europäische Friedensordnung in Schutt und Asche gebombt. Dass die Allianz des Westens bei aller Unterstützung für sie konsequent vermeidet, militärisch in den Konflikt zu geraten, findet unsere umfassende Unterstützung.

Ganz Europa leidet unter den ökonomischen Folgewirkungen dieses völkerrechtswidrigen Angriffs: Rekordinflation, unsichere Versorgungslage, dramatische Verwerfungen an den Energiemärkten. Schon zu Jahresbeginn hatte sich deine IGBCE für ein gesamtgesellschaftliches Bollwerk gegen die Inflation stark gemacht. Und sich dabei vom ersten Tag an selbst in die Pflicht genommen.

In einer solch dramatischen Gemengelage müssen die Gewerkschaften auf dem Platz sein – für ihre Mitglieder sowieso, aber eben auch als wichtiger politischer, volkswirtschaftlicher und gesellschaftlicher Faktor. Eure positiven Reaktionen auf die Ergebnisse unserer Arbeit und Initiativen der vergangenen Wochen und Monate zeigen mir: Die IGBCE hat dabei offenbar ein gutes Match abgeliefert.

  • Indem wir in der „Konzertierten Aktion“ durchgesetzt haben, Inflationsausgleichszahlungen der Arbeitgeber an ihre Beschäftigten in Höhe von bis zu 3000 Euro pro Kopf steuer- und abgabenfrei zu stellen – und nur wenige Wochen später in unseren Tarifverhandlungen für Hunderttausende Beschäftigte die volle Summe ausgehandelt haben.
  • Indem wir in den Tarifrunden zusätzlich satte tabellenwirksame – also auf Dauer gültige – Entgeltsteigerungen durchsetzen und noch durchsetzen werden. Dazu kommen tabellenwirksame Entgeltsteigerungen.
  • Indem wir in der Gaskommission einen Mechanismus entwickelt haben, die horrenden Preisauswüchse bei Gas und Fernwärme zu begrenzen und damit sowohl die Menschen wie auch die Betriebe zu entlasten.

Für viele Kolleginnen und Kollegen werden diese Verbesserungen schon mit dem Beginn des neuen Jahres auf dem Kontoauszug sichtbar werden. All das lässt uns Weihnachten und den Jahreswechsel etwas entspannter feiern, als wir das vor einigen Monaten noch geahnt hätten.

Klar ist aber auch: Die Lage in unseren Industrien, die nahezu alle einen hohen Energiebedarf haben, bleibt angespannt und für viele Betriebe schwierig. Selbst mit heruntersubventionierten Preisen hat es Deutschland schwer im Wettbewerb mit den USA oder China. Und manche Managerinnen und Manager, die zunächst aus erster Not heraus den Gasbezug – und damit auch die Produktion insgesamt – reduziert haben, liebäugeln bereits damit, daraus eine Dauerlösung zu machen

Wir werden deshalb wachsam bleiben und die Unternehmen vor uns hertreiben müssen. Sie sollen nicht in alte Verlagerungsreflexe verfallen, sondern die heimischen Standorte mit Investitionen in klimaneutrale Produktion modernisieren und stärken. Wie werden dabei für jeden einzelnen Arbeitsplatz in Deutschland kämpfen. So verstehen wir die Zeitenwende. Es wird erneut großer Geschlossenheit und Durchschlagskraft bedürfen, damit wir sie in diesem Sinne gestalten können.

Dabei setze ich auch auf deine Verbundenheit und dein Selbstbewusstsein als Mitglied unserer Gewerkschaft. Und wir brauchen jedes einzelne Mitglied – nur so bleiben wir stark und durchsetzungskräftig gegenüber Arbeitgebern und Politik.

Bleib uns gewogen und mache gern Kolleginnen und Kollegen in deinem Arbeitsumfeld auf uns aufmerksam, die noch nicht Mitglied sind. Wie wichtig eine starke Gemeinschaft für Beschäftigte ist, hat uns das zu Ende gehende Jahr eindrucksvoll gezeigt.

Im Namen aller ehren- und hauptamtlich Aktiven in der IGBCE wünsche ich dir und deinen Lieben besinnliche und entspannte Feiertage und für das neue Jahr Gesundheit und alles erdenklich Gute.

Ein herzliches Glückauf!